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Geschichte Alexander der Große

Zehn Gründe, warum Alexander die Welt eroberte

Alexander gilt als größter Eroberer der Geschichte. In nur elf Jahren, von 334 bis 323, veränderte er die bekannte Erde. Als Mittel dazu reichten Charisma und Kriegskunst aber nicht aus.
Freier Autor Geschichte
Alexander der Große (356-323) – Stationen

Er wurde gerade 32 Jahre alt und saß ganze zwölf Jahre auf dem Thron Makedoniens. In dieser Zeit eroberte Alexander der Große das größte Reich, das die Menschheit bis dahin gesehen hatte.

Quelle: Die Welt

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Die Frage, wie es Alexander dem Großen (356-323) gelang, innerhalb weniger Jahre das größte Reich der Antike zu erobern, hat seit jeher immer wieder neue Antworten provoziert. Die WELT findet zehn Gründe.

Abstammung

Alexander war der Sohn Philipps II. von Makedonien und der epeirotischen Königstochter Olympias. Sein Vater, als Vormund eines Prinzen auf den Thron gekommen, war ein begnadeter Feldherr und umsichtiger Staatsmann, der das angeschlagene Stammeskönigreich am Rande der griechischen Welt zu deren Vormacht gemacht hatte. Seine Mutter nahm an orgiastischen Kulten teil, war herrschsüchtig und dämonisch. Sie prägte seine Kindheit. Über beider Stammbäume war Alexander ein Nachkomme von Herakles und Perseus, großen Helden des Mythos. Sie wurden sein Vorbild.

Erziehung

Obwohl Philipp II. auch andere Frauen hatte, erhielt Alexander eine Ausbildung, die einem Kronprinzen gemäß war. Mit befreundeten Söhnen der Aristokratie ging er bei dem (damals noch nicht so berühmten) Gelehrten Aristoteles in die Schule. Zugleich zog der Vater ihn zu militärischen Aufgaben heran. In der Schlacht gegen die griechischen Stadtstaaten bei Chaironeia 338 befehligte er die Reiterei, deren Angriff den Sieg brachte.

Heer

Als Philipp II. 336 ermordet wurde, stand seine Armee bereits in Kleinasien, um den panhellenischen Rachefeldzug gegen den persischen Erbfeind in Szene zu setzen. Die mehr als 20 Jahre währenden Feldzüge unter Philipp hatten das makedonische Heer zu einer fürchterlichen Kriegsmaschinerie geformt: 9000 Pezhetairen in sechs Regimentern, schwere, mit langen Lanzen kämpfende Infanterie; 3000 Hypaspisten, ähnlich bewaffnet, jedoch beweglicher; 6000 Leichtbewaffnete für den Fernkampf; 1200 Hetairen zu Pferde, die Garde, sowie 600 Aufklärer. Dazu kamen noch 7000 Hopliten der griechischen Staaten, ebenso viele Söldner und einige tausend Reiter.

Kriegskunst

Alexander war der Mann, diese Waffe unter jeder Bedingung zu bedienen. Gegen diesen Kampf mit verbundenen Waffen – ein Begriff, der nicht umsonst auf die Wehrmacht der Blitzkriege angewandt wird – hatten die schwerfälligen Riesenarmeen Persiens keine Chance. Bei Gaugamela erkannte Alexander, dass die Perser das Schlachtfeld mit Fallen präpariert hatten. Er manövrierte nach rechts, zog damit die feindliche Front auseinander und zerschlug sie durch einen gezielten Reiterangriff gegen die Position des Großkönigs. Hinzu kam, dass Alexander sich auf exzellente Unterführer verlassen konnte. Und auf seine Armee. Alexanders Charisma folgte sie bis an das Ende der Welt.

Pragmatismus

Trotz aller militärischen Überlegenheit waren es nicht seine Siege, sondern vor allem seine Politik, die Alexander zum Herren der Welt machte. Nicht dogmatisch begründete er seine Herrschaft, sondern durch kluge Analyse der jeweiligen Gegebenheiten und pragmatische Lösungen, die sich daraus ergaben. So wurde die Satrapienorganisation des Perserreiches weitgehend übernommen.

Vor allem aber verzichtete Alexander von Anfang an darauf, Asien als makedonisch-griechische Beute zu begreifen. Statt dessen wurden einheimische Eliten an den Hof, in die Verwaltung und ins Heer gezogen. Gegenüber den ehemaligen Untertanen des Großkönigs trat Alexander als dessen Nachfolger, nicht als fremder Eroberer, auf, während er sein Heer lange als charismatischer Stammeskönig führte.

Brutalität

Sicherlich war Alexander nicht nur aus Kalkül großzügig. Echte Opposition aber provozierte bei ihm äußerste Brutalität. Als sich kurz nach seiner Thronbesteigung Theben und Athen gegen ihn erhoben, schlug er nicht nur deren Heer, sondern löschte Theben aus. Als die phönizische Stadt Tyros, gestützt auf ihre Insellage, die Unterwerfung verweigerte, wurde sie sieben Monate lang belagert und dann dem Erdboden gleich gemacht.

Die Führer der altmakedonischen Fraktion, Parmenion und Philotas, wurden ermordet. Seinen Freund Kleitos, der ihm am Granikos das Leben gerettet hatte, tötete Alexander eigenhändig während eines Gelages, weil der sein orientalisches Auftreten verhöhnt hatte. Und manche deuten den mörderischen Rückmarsch durch die Gedrosische Wüste, bei der 45.000 Mann umkamen, als Strafe für die Meuterei am Hyphasis.

Städte

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Mehr als 20 Städte soll Alexander von Ägypten bis Indien gegründet und mit Veteranen und Einheimischen besiedelt haben. Doch sie sollten nicht einfach als militärische Stützpunkte dienen, sondern als Zentren griechischer Kultur. Alexandria in Ägypten wurde die berühmteste dieser Gründungen, eine der Metropolen der antiken Welt, Zentrum des Handels und der Gelehrsamkeit. In diesen und den Städten seiner Nachfolger vollzog sich die Annäherung zwischen Orient und Okzident.

Wissenschaft

Ähnlich wie Napoleon mehr als 2000 Jahre nach ihm führte Alexander einen großen wissenschaftlichen Stab mit sich. So wurde der Marsch auch zu einer Expedition im großen Stil, deren Ziel es war, die Grenzen der Welt zu entdecken. Ganze Flotten wurden gebaut, um die Verbindung vom Indus bis zum Euphrat zu erkunden. Gelehrte und Philosophen beschrieben Asien. Und der Hofschreiber Kallisthenes, Neffe des Aristoteles, sorgte dafür, dass die Welt davon erfuhr. Allerdings ließ Alexander Kallisthenes töten, als dieser ihm den altpersischen Unterwerfungsgruß verweigerte.

Gott

Als Alexander nach seiner Stadtgründung am Nil die Oase Siwa in der Wüste besuchte, soll ihn das Orakel des Ammon als „Sohn des Gottes“ begrüßt haben, was ihm als neuem Pharao auch zustand. Das kann ihn in seiner Überzeugung, auf Herakles Spuren zu wandeln, nur bestärkt haben. Hinzu kam, dass Alexander als Großkönig automatisch in die Sphäre kultischer Verehrung hineinwuchs. Auch in seinen Städten kamen ihm als Gründer göttliche Ehren zu. Das geradezu übermenschliche Streben seiner letzten Monate, Europa und Asien miteinander zu verschmelzen, lässt vermuten, dass er sich am Ende den Göttern sehr nah gefühlt haben muss.

Sehnsucht

„Pothos“ schreiben antike Autoren, wenn sie nach einem Motiv für Alexanders Antrieb suchen. Tatsächlich war es wohl eine tief empfundene Sehnsucht, die Alexander immer weiter streben ließ, ein Streben, es den Heroen der Urzeit, vor allem Achill, gleichzutun. Denn er wollte beweisen, dass er wirklich einer der ihren war. Nicht im Mythos, sondern in der Wirklichkeit. In Nordiran berannte er eine Festung, nur weil man sich erzählte, Herakles sei an ihr gescheitert.

Vom Indus wollte er an den Ganges, weil dort endlich die Grenzen der Oikumene, der gesamten bewohnten Welt, erreicht worden wären. Und bei seinem Tod stand ein Heer bereit, Arabien zu erobern, später auch Karthago, weil niemand solches je vermocht hatte. Diese Pläne scheiterten. Doch auch ohne sie hatte Alexanders „pothos“ sein Ziel erreicht: Kein Mensch hat jemals ein größeres Reich erobert.

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