Im Schatten der Angst

Redaktionskritik

Eigentlich habe er der jungen Karo Eisner ja gar nichts Böses gewollt, beteuert Carsten Spanger (von Dohnányi). Dass Karos Ex-Freund sie wimmernd, geknebelt und gefesselt in Spangers Luxusdomizil gefunden hat, derweil der Stararchitekt zu klassischer Musik um sie herumtänzelte – das sei alles nur ein Missverständnis. Die Wiener Psychiaterin Karla Eckhardt (Koschitz) befürchtet, dass er sogar damit durchkommt – es sei denn, sie kann in ihrem Gutachten nachweisen, dass er eine Gefahr darstellt. Als sie mit Praktikant Teubert (Aaron Friesz) und Kripo-Frau Hinzey (Marie Christine Friedrich) die Details untersucht, spürt sie: Spanger hat so etwas nicht zum ersten Mal gemacht. Gehen die drei Frauen, die ermordet aus der Alten Donau geborgen wurden, auf sein Konto? Und ein weiterer schlimmer Verdacht nagt an ihr: Womöglich hält Spanger ein noch lebendes Opfer in einem Versteck gefangen… Aus der Ferne winken Hannibal Lecter und Hitchcocks „Marnie“, doch der Thriller von Till Endemann („Das Programm“) findet seinen eigenen Weg und endet auf einer irritierend zarten Note. Koschitz, ausnahmsweise mit Wiener Dialekt, spielt die spröde Gutachterin so nuanciert, dass die Figur ihre stereotypen Anlagen (kontaktgestört, Trauma aus der Kindheit) überwindet.