�Voces � Die Stimmen� – Quotenmeter.de
Die Kritiker

�Voces � Die Stimmen�

von

Daniel und Sara gehen einer ungew�hnlichen T�tigkeit nach: Sie kaufen sch�ne, aber vollkommen heruntergekommene H�user, renovieren diese in Eigenarbeit und verkaufen sie dann mit Gewinn weiter. Ihr neunj�hriger Sohn Eric aber scheint sich in ihrem neuen Haus nicht wirklich wohl zu f�hlen. Dies geht so weit, dass er anf�ngt Stimmen zu h�ren. Ist das Haus verhext?

Stab

REGIE: �ngel G�mez Hern�ndez
DREHBUCH: Santiago D�az
DARSTELLER: Lucas Blas, Rudolfo Sancho, Bel�n Fabra, Ana Fern�ndez, Ram�n Barea
PRODUCER: Juan Moreno
KAMERA: Pablo Rosso
MUSIK: Jes�s D�az
SCHNITT: Victoria Lammers, Virctoria Mart�n, Miguel Ser�n, Mario Sierra
ART DIRECTION: �scar Sempere
MAKEUP: Gloria Pinar, Charo Romero
Spanische Horrorfilme sind selten schlecht. Filme wie �The Others�, �Das Waisenhaus� oder �Rec� haben international die Kinokassen laut klingeln lassen. Und das nicht zuf�llig. Alle drei Filme sind Meisterwerke des Genres. Unterschiedlich in ihrer Ausrichtung, perfekt in der Inszenierung. Wer sich bei ihrem Anblick vor Angst nicht in den Ohrensessel dr�ckt, sollte mal den eigenen Herzschlag checken lassen. Vielleicht schl�gt da ja gar nichts mehr und man ist selbst ein Fall f�r einen anst�ndigen Zombieschocker. Von der Qualit�t der genannten spanischen Meisterst�ckchen ist �Voces � Die Stimmen� sicher eine Spielklasse weit entfernt. Allerdings wei� er sehr wohl ein interessiertes Publikum zu unterhalten und er bietet einen derart �berraschenden Twist bereits nach dem Ende des ersten Viertels der Spielzeit, dass dieser Twist selbst den Genre liebenden Zuschauer mit einer aus einer �ber zwei Jahrzehnten zusammengetragenen, wohl kuratierten DVD-Horrorfilmsammlung durchaus zu �berraschen versteht. Aus diesem Grund wird diese Kritik in zwei Teile aufgeteilt � im zweiten Teil wird dieser Twist gespoilert (und, versprochen, mit gen�gend Warnhinweisen versehen!).

Die Stimmen aus dem Nirgendwo
Eric leidet unter den Stimmen, die er h�rt. Eine aus der nahen (nicht n�her benannten) Gro�stadt angereiste Psychologin hat f�r sein Verhalten jedoch eine nachvollziehbare Erkl�rung. Es sind die steten Umz�ge der Eltern, die Eric keinen Halt finden lassen. Hat er sich an ein Zimmer, ein Haus, ein Umfeld gew�hnt � ziehen sie weiter dorthin, wo das n�chste Objekt auf sie wartet. Sicher sind sie gute Eltern, das steht au�er Frage. Sie lieben ihren Sohn, sie nehmen sich viel Zeit f�r ihn. Aber hat er Freunde? Und das neue Haus steht einsam. Wundersch�n von W�ldern umgeben und mit einem fantastischen Blick auf die Stadt erbaut, steht es doch f�r sich alleine. Freunde wird der Junge hier in der Einsamkeit keine finden. Also erfindet er welche.

Dumm nur, dass die Psychologin auf dem R�ckweg in die Stadt bei einem Unfall ums Leben kommt. So gibt es bald niemanden mehr, der Eric noch au�erhalb seiner Familie zuh�ren w�rde. Da sind �nur� noch seine Eltern, die glauben, er suche nur nach Freunden. Ein fataler Irrtum, denn dies ist ein spanischer Horrorfilm, dessen Handlung in einem sehr einsam gelegenen, sehr alten Haus spielt...

Gediegene Spannung
�Voces - Die Stimmen� erz�hlt keine besonders neue Geschichte. Ein Junge h�rt Stimmen in einem Haus. Und bald schon geschehen erste kleine Gruseligkeiten. Etwa in seinem Schlafzimmer. Geschickt werden Kinder�ngste von Regisseur �ngel G�mes Hern�ndez in Szene gesetzt. Ist da m�glicherweise etwas unter dem Bett? Was, wenn das Laken auf dem Bett nicht nur ein Laken ist? Nichts von diesen Ingredienzien ist neu oder sonderlich aufregend, aber all das ist dennoch spannend inszeniert. Es sind Ur�ngste, die der Filmemacher anspricht. In erster Linie ist dies nat�rlich die Angst vor der Dunkelheit. Aber da gibt es beispielsweise auch einen gro�en, vollkommen verdreckten Swimmingpool im Garten � dessen Grund im Verborgenen bleibt. Und dann sind da die Stimmen aus dem Kinder-Walkie-Talkie. Eigentlich soll das Walkie-Talkie helfen, Eric die Angst vor seiner neuen Umgebung zu nehmen, indem er durch das Ger�t immer mit seinen Eltern verbunden ist. Was aber geschieht, wenn aus so einem Walkie-Talkie nicht nur die Stimmen von Mama und Papa ert�nen...?

In Spanien erlebte der Film im Sommer 2020 eine kurze Kinopremiere. Und tats�chlich geh�rt ein Film wie �Voces � Die Stimmen� auch ins Kino. Denn wo l�sst sich der Horror besser erleben als in einer Gemeinschaft? International jedoch hat er keine weitere Auswertung mehr im Kino oder dem HE-Markt erfahren, statt dessen ist auch im Fall von �Voces � Die Stimmen� Netflix als Krisengewinnler eingesprungen und konnte sich die Rechte an einem Horrorfilm sichern, der vielleicht nicht in der ersten Liga spanischer Edel-Grusler mitspielen kann, der aber so gut inszeniert ist, dass er sein Zielpublikum zu unterhalten mag, sofern dieses kein allzu gro�es Interesse an Blut und Ged�rmen pflegt. Nein, �Voces � Die Stimmen� bewegt sich auf klassischen Geisterhauspfaden. Nicht mehr. Nicht weniger.

Mit einer kleinen Ausnahme, jenem bereits angedeuteten Twist nach relativ kurzer Zeit, der dann eben doch ein Momentum darstellt, das selbst erfahrene Horrorfilmzuschauer so nicht erwarten werden, da er gegen alle Konventionen dieser Art von Filmen verst��t.

Wer jetzt aus diesem Text aussteigt, sei die folgende Bewertung mit auf den Weg geben: �Voces � Die Stimmen� bietet gediegenen Horror mit gelungenen Gruseleffekten; der Film erfindet das Genre nicht neu, die ihm angemessene ernsthafte Inszenierung aber erf�llt die wichtigste Regel des Filmemachens mit Bravour. Eine Regel, die da lautet: Du darfst nicht langweilen!

Spoiler und nochmals Spoiler

Wer nun weiterliest, setzt sich der Gefahr eines kn�ppelharten Spoilers aus. Da es sich um ein Geschehen innerhalb der Geschichte handelt, welche sehr fr�h geschieht, kann man dar�ber streiten, ob es sich wirklich um einen klassischen Spoiler vom Schlage �Luke, ich bin dein Vater� handelt. Wenn etwas Unerwartetes zu einem sehr fr�hen Zeitpunkt einer Filmhandlung geschieht, hier nach etwa 20 Minuten, ist dies in der Regel ein Momentum, das die kommende Handlung ma�geblich bestimmen wird. Eine Handlung, die nun ihrerseits rund 60 bis 70 Minuten Zeit hat, durch weitere Wendungen, Irref�hrungen, Scheinwahrheiten seine Zuschauerschaft zu verwirren. In der Regel ist solch ein Moment zwar ein wichtiger Ausl�ser f�r die kommenden Ereignisse, aber selten ein Geschehen, das in einer Kritik zu verraten den Zorn der Zuschauerschaft ob des verpassten �berraschungsmomentes zur Folge h�tte.

In diesem Fall aber k�nnte das anders aussehen. Daher sei noch einmal dringlichst die Warnung ausgesprochen, dass, wer jetzt weiterliest, dies auf eigene Gefahr hin macht und sp�ter nicht behaupten kann, ohne eine Warnung in die Spoilerfalle gelaufen zu sein.

Also, immer noch hier?

W�re jetzt nicht der ideale Zeitpunkt, zur n�chsten Kritik zu scrollen?

Dies ist die letzte Warnung.

Die allerletzte Warnung!

Die wirklich letzte, allerletzte Warnung einer langen Reihe von Warnungen!

Okay, dann bitte, es kann nun niemand mehr ernsthaft behaupten, nicht mehrfach vorgewarnt worden zu sein.

Die Geschehnisse im Haus nehmen dramatische Z�ge an. Von Angst getrieben, verkriecht sich Eric eines Tages schlie�lich unter seiner Decke. Etwas ist in seinem Zimmer. Da sind nicht mehr nur die Stimmen aus dem Nirgendwo, die zu ihm sprechen. Es ist etwas in seinem Zimmer, das sich vielleicht nicht k�rperlich fassen l�sst, das aber dennoch existiert. Doch bevor sich eine Erkl�rung f�r das Geschehen findet, liegt Eric tot im Pool. Und er ist tot. Sein Vater Daniel st�rzt sich noch in das tr�be Wasser, um seinen Sohn zu retten. Doch Eric wird nicht gerettet. Eric stirbt in dieser Nacht im Pool des alten, unheimlichen Hauses vor den Toren der Stadt.

Womit der Film vollkommen �berraschend das vermeintlich bekannte Genre des �Kindergruslers� verl�sst, jenem unbenannten Subgenre von Horrorfilmen, in denen Kinder im Mittelpunkt des Geschehens stehen und das B�se anziehen. Oft als Opfer. Manchmal auch als T�ter. In diesem Moment nimmt die Story eine unvorhergesehene, das Genre brechende Richtung an. Da wird das gesamte erste Viertel des Filmes im Geiste klassischer �Kindergrusler� inszeniert, es gibt im Grunde nur eine kleine Handvoll von Szenen, in denen Eric nicht im Mittelpunkt des Geschehens steht � und dann ist der Junge tot. Im Pool ertrunken.

Womit Germ�n und seine Tochter Ruth in die Geschichte eingef�hrt werden. Germ�n schreibt Sachb�cher �ber �bersinnliche Ph�nomene. Allerdings genie�t er, wie Daniel aus einem TV-Bericht erf�hrt, einen durchaus seri�sen Ruf. Er selbst glaubt an die Existenz von etwas, das neben unser Realit�t existiert, aber er will nicht nur glauben: Er will wissen. Daher hat er sich auf das Erforschen solcher Ph�nomene spezialisiert, bislang aber in der Regel f�r all diese Ph�nomene logische Erkl�rung finden k�nnen. Er scheint seiner Arbeit also durchaus mit Abstand und halbwegs wissenschaftlichen Methoden nachzugehen. Ob man dem �lteren Herren vertrauen kann? Der Tod von Eric hat seinen Vater Daniel derart aus der Bahn geworfen, dass er Germ�n um Hilfe bittet. Er muss wissen, was seinen Sohn in den Tod getrieben hat, um nicht wahnsinnig zu werden. Germ�n tut der verzweifelte Vater leid, weshalb er sich �berreden l�sst, mit seiner Tochter Ruth, die ihm als Technikerin zur Hand geht, nach Antworten in dem alten Haus, aus dem Sara nach Erics Tod geflohen ist, zu suchen. Antworten, die er schneller entdeckt als ihm lieb ist.

Germ�n und Ruth sind ein reizvolles Gespann. Ein �lterer, freundlicher Herr mit einer Passion. Und Ruth, die Technik affine Tochter. Die beiden sind im Grunde klassische Figuren des �bersinnlichen Horrors. Im gothischen Horror waren es die Medien, die mit der Geisterwelt Kontakt aufnahmen. Diese Medien hatten ihren Glauben und Tarotkarten, Ruth hat Thermobildkameras. Was nichts daran �ndert, dass der Film ganz dem Haunted-House-Metier verbunden bleibt. Denn eines ist klar: Die Antwort auf das Geschehen, das Eric das Leben gekostet hat, muss sich in den Mauern dieses Hauses befinden. Es hat ein Geheimnis. Und es ist nicht bereit, dieses Geheimnis mit der Welt zu teilen.

Als Fazit bleibt die Kritik bestehen, dass es sich bei �Voces � Die Stimmen� um einen gediegenen Gruselfilm handelt, der das Genre nicht neu erfindet, aber keinesfalls langweilt, wenn man sich auf ihn einl�sst. Eine Anmerkung sei noch erlaubt: F�r einen Horrorfilm dieser Art ungew�hnlich, bietet �Voces � Die Stimmen� nach dem Abspann eine Post-Credit-Sequenz.

Im Stream auf Netflix

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