Remmo-Clan: Goldmünzen-Dieb Wissam in Erwachsenengefängnis verlegt - WELT
WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Politik
  3. Deutschland
  4. Remmo-Clan: Goldmünzen-Dieb Wissam in Erwachsenengefängnis verlegt

Deutschland Clan-Kriminalität

Berliner Goldmünzen-Dieb muss nun ins Erwachsenengefängnis

Stellvertretender Ressortleiter Investigation und Reportage
Goldmünzen-Dieb Wissam Remmo ist von der Untersuchungshaft in Sachsen nach Berlin verlegt worden. Eine Beschwerde seiner Anwälte blieb erfolglos. Parallel laufen die Ermittlungen zum Einbruch ins Grüne Gewölbe in Dresden.

Goldmünzen Dieb Wissam Remmo ist aus der Untersuchungshaft in Sachsen in die Strafhaft nach Berlin verlegt worden, wo der 24-Jährige nun in ein Erwachsenengefängnis muss. Das erfuhr WELT aus Justizkreisen in Berlin und Sachsen.

Mit der Entscheidung endet eine regelrechte Justizodyssee vorerst. Der Einbruch ins Berliner Bode-Museum war einer der spektakulärsten Diebstähle in der bundesdeutschen Geschichte. Wissam Remmo brach im März 2017 mit Komplizen in das Museum ein und stahl die 100 Kilogramm schwere Goldmünze „Big Maple Leaf“.

Schnell kamen die Ermittler den Einbrechern auf die Spur. Die Gerichtsverhandlung startete im Januar 2019. Im November 2019 nutzte Wissam Remmo mutmaßlich die Verhandlungspause, um mit weiteren Komplizen einen neuen Coup zu starten: den Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden, bei dem Schmuck im Wert von mehreren Millionen Euro gestohlen wurde.

Lesen Sie auch
Räuber der Goldmünze?
Gestohlene Berliner Goldmünze

Schnell führten erste Spuren die Ermittler auch hier ins Berliner Clanmilieu. Ein Spreizgerät, wie es etwa Feuerwehren benutzen, war bei dem Einbruch verwendet worden. In einer bundesweiten vertraulichen Suchabfrage der ermittelnden Soko „Epaulette“ wurde gefragt, ob andere Länderpolizeien Erkenntnisse zu Diebstählen des Spezialwerkzeuges hätten.

Und tatsächlich: Bei der Spezialfirma in Erlangen hatte es zuvor einen Einbruch in einen Showroom gegeben, bei dem solche Geräte entwendet worden waren. Daran beteiligt und zu zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt: Wissam Remmo.

Im September des vergangenen Jahres durchsuchte die Polizei außerdem ein Internetcafé in Neukölln und eine Wohnung. Ein Angestellter soll den Tätern SIM-Karten für Handys verkauft haben, die auf fiktive Namen registriert waren. Die SIM-Karten wurden bei der Vorbereitung und Ausführung des Coups genutzt. Am 9. September wurden Autowerkstätten durchsucht. Dort soll das Fluchtauto mit Folien beklebt worden sein.

Die ausgeraubte und nun ausgestellte Vitrine im Juwelenzimmer des Historischen Grünen Gewölbes im Residenzschloss
Die ausgeraubte und nun ausgestellte Vitrine im Juwelenzimmer des Historischen Grünen Gewölbes im Residenzschloss
Quelle: dpa-infocom GmbH

Während die Ermittlungen zum Grünen Gewölbe also konkreter wurden und in den Durchsuchungen und Festnahmen gipfelten, lief gleichzeitig die Gerichtsverhandlung zum Einbruch ins Bode-Museum in Berlin weiter. Dort erfolgte der Schuldspruch im Februar 2020. Wissam Remmo wurde zu viereinhalb Jahren Jugendstrafe verurteilt, weil er zum Tatzeitpunkt erst 20 Jahre alt war. Gegen das Urteil legte er Revision ein, zog diese aber später im Gegensatz zu seinen Mitangeklagten zurück.

Das Urteil erlangte am 2. Juli des vergangenen Jahres Rechtskraft. Dennoch blieb Wissam Remmo die ganze Zeit frei. Zum Haftantritt wurde er erst ein halbes Jahr später geladen. Das sorgte für viel Kritik und Unverständnis. Tatsächlich gab es massive Verzögerungen, weil das Urteil insgesamt noch nicht rechtskräftig war, da die Revision der Mitangeklagten noch lief. Für den Gerichtsalltag bedeutete das: Akten mussten analog zwischen Staatsanwaltschaft, Gericht und Registratur hin- und hergeschickt werden.

Die 100 Kilogramm schwere Goldmünze "Big Maple Leaf " vor dem Diebstahl im Bode-Museum
Die 100 Kilogramm schwere Goldmünze "Big Maple Leaf " vor dem Diebstahl im Bode-Museum

Bevor die Aufforderung zum Haftantritt bei Wissam Remmo landete, griffen allerdings Spezialkräfte der Polizei zu: Wegen des mutmaßlichen Einbruchs ins Grüne Gewölbe wurde Remmo bei einer spektakulären Razzia in Berlin im November des vergangenen Jahres verhaftet und für die Untersuchungshaft nach Sachsen gebracht.

Anzeige

Unterdessen nahm der Fall auch in Berlin an Fahrt auf. Im Dezember des vergangenen Jahres hatte die zuständige Richterin am Berliner Amtsgericht entschieden, dass der nunmehr 24 Jahre alte Wissam Remmo seine Strafe für den Einbruch in das Bode-Museum nicht in einem Jugendgefängnis, sondern in einem Erwachsenengefängnis abbüßen müsse. Dagegen legten die Verteidiger Beschwerde ein, die nun zurückgewiesen wurde. Der Beschluss ist damit ebenfalls rechtskräftig.

Lesen Sie auch

Die Untersuchungshaft lief die ganze Zeit parallel zur noch ausstehenden Strafhaft in Berlin. Juristisch ist das kompliziert, da es sich um zwei Verfahren handelt. Oberstaatsanwalt Jürgen Schmidt aus Dresden sagte WELT auf Nachfrage, dass Wissam Remmo nun nach Berlin verlegt worden sei. „Für das hier geführte Ermittlungsverfahren ist die Untersuchungshaft als sogenannte Überhaft notiert“, so Schmidt.

Neben Wissam Remmo wird noch gegen einen weiteren Angehörigen des Remmo-Clans wegen des Einbruchs ins Grüne Gewölbe ermittelt. Er sitzt ebenfalls in Untersuchungshaft. Zwei Zwillingsbrüder konnten bei der Razzia im vergangenen November zunächst entkommen. Einer wurde dann im Dezember gefasst. Der andere ist noch auf der Flucht. Von dem Schmuck aus dem Grünen Gewölbe fehlt wie bei der Goldmünze jede Spur.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema