�Deadwood: Der Film� - Der lang �berf�llige Epilog – Quotenmeter.de
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�Deadwood: Der Film� - Der lang �berf�llige Epilog

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Sucht man nach Auflistungen der besten Serien aller Zeiten an, so findet man dort fast immer auch die HBO-Serie �Deadwood� vor. Die Unvollendete, die trotz acht gewonnener Emmys und einem Golden Globe abrupt nach drei Staffeln abgesetzt wurde, ohne dass Erschaffer David Milch ihr ein w�rdiges Ende geben konnte. 13 Jahre mussten die Fans warten, doch am vergangenen Freitag, den 31. Mai, lief in den USA endlich der kr�nende Abschluss der Westernsaga.

Es dauert keine vier Minuten bis die Zuschauer das erste cocksucker aus Al Swearengens (Ian McShane) Mund vernehmen und sp�testens dann scheinen die vergangenen 13 Jahre wie im Flug vorbeigegangen zu sein. Sichtbar gealtert ist er, vom Balkon seines Saloons hinunterfluchend, genauso wie offensichtlich am gesamten Cast der Serie der Zahn der Zeit genagt hat. Zehn Jahre sind in der Serie vergangen, 13 f�r den Zuschauer. Wir schreiben das Jahr 1889, zur Feier des Beitritts S�ddakotas als 40. Bundesstaat der amerikanischen Union, hat sich, bis auf wenige Ausnahmen, wie Powers Boothe als Bordellbesitzer Cy Tolliver, der 2017 an Krebs verstarb, nochmals fast der gesamte Cast der Serie versammelt.

Mehr als die komplette erste H�lfte des Films nimmt sich Hirst Zeit, in einer ganz und gar antistoischen Ruhe den Ist-Zustand der Stadt und deren Bewohner zu zeichnen. Mit aus altbekannten Profanit�ten wie cucksucker, cunt und dem geradezu inflation�ren fuck gespickten, emotionsgeladenen Konversationen und Monologen, die nicht nur topologisch teilweise an die Sprache Shakespeares erinnern, wird der Zuschauer zur�ck in die derbe und dreckige Welt der von Huren, Gangstern und Antihelden bev�lkerten Goldgr�berstadt am Ende des 19. Jahrhunderts gesogen. Trotz des zehnj�hrigen Zeitsprungs wird schnell deutlich, wie wenig sich die Menschen der Stadt tats�chlich ver�ndert haben.

Sheriff Seth Bullock (Timothy Olyphant) befindet sich zwar in einer scheinbar gl�cklichen Ehe mit Martha (Anna Gunn) und den drei Kindern, doch diese Fassade beginnt sowohl mit dem Auftreten der Verflossenen Alma Ellsworth (Molly Parker) als auch seiner Nemesis George Hearst (Gerald McRaney) schnell zu br�ckeln. Oberb�sewicht Hearst ist zwar mittlerweile Senator und damit selbst f�r Bullock bis zu einem gewissen Grad unantastbar. Dies bedeutet allerdings mitnichten, dass dieser den Grad der Unantastbarkeit im Verlauf des Films nicht bis zur kleinsten Prozenteinheit ausreizt und seiner allseits zu unterdr�cken versuchten Wut freien Lauf l�sst. Bullock mag visuell sichtlich gealtert sein, dessen Finger am Abzug ist es allerdings genauso wenig, wie seine Treffsicherheit mit dem Colt. Auch in Nebenrollen um die Hure Joanie Stubbs (Kim Dickens) oder die dauerbetrunkene Alkoholikern Calamity Jane (Robin Weigert) hat sich nicht viel ver�ndert, keine konnte offensichtlich ihrem tristen Alltag entfliehen.

Was Milch hier allerdings geschafft hat, ist es, fast jedem dieser �ber die Jahre zu sch�tzen gelernten Charaktere innerhalb des rund zweist�ndigen Films einen eigenst�ndigen, bedeutungstragenden Handlungsstrang zuzuordnen, der in einem w�rdigen Abschluss f�r die jeweiligen Personen m�ndet. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die letzten Szenen des Films keinem Geringeren als Al Swearengen gewidmet sind. Der Bordellbesitzer liegt scheinbar im Sterben. An seiner Seite sitzt die ehemalige Hure Trixie, die wohl einzige Frau, f�r die er je so etwas wie Zuneigung empfinden konnte. Als diese mit den ersten Worten des Vaterunser Gebets beginnt (�Our father who art in heaven�), unterbricht Swearengen sie mit den letzten Worten der Serie: �Let him fuckin� stay there.� Ein passendes Ende f�r eine gro�artige Serie.

Auf der Shortlist f�r die kommenden Emmy Awards wird sicherlich auch �Deadwood� wieder ganz oben mit dabei sein. Abschlie�end sollte aber noch eines deutlich gemacht werden. Der Film funktioniert ganz hervorragend als zufriedenstellender Abschluss f�r die Serie �Deadwood�, als eigenst�ndiger Film f�r Nichtkenner der Serie hingegen nicht.

�Deadwood: The Movie� lief am 31. Mai 2019 beim Heimatsender HBO mit 931.000 Live-Zuschauern. In Deutschland wird die Ausstrahlung bei Sky erfolgen. Obwohl der Film laut unseren Informationen bereits vollst�ndig synchronisiert wurde, ist ein Ausstrahlungstermin bisher nicht bekannt.

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