Rezension zu "Die unbequeme Wahrheit" von Gabor Steingart
Die unbequeme Wahrheit- Rede zur Lage unserer Nation. Der Autor Gabor Steingart beweist dem Leser in diesem Buch seine rhetorischen Fingerfertigkeiten. Es handelt sich um ein spitzzüngiges und scharfsinniges Essay über die wirtschaftlichen sowie politischen Missstände unseres Landes, die sich nicht erst durch die omnipräsente Corona-Krise manifestiert haben, sondern schon viel länger unter der Oberfläche schlummerten. Der Autor bedient sich laufend kluger Metaphern und ironischer Scharfsinnigkeit, die man fast schon als Zynismus betiteln möchte. Aber gerade diese dauerhafte Nutzung von Metaphern und sprachlicher Sinnbildlichtkeit, macht das Lesen zuweilen mühsam. Auch die großen thematischen Sprünge innerhalb eines Kapitels erschwerten es mir fokussiert zu bleiben. Aber diese Stilmittel sind einem Essay immanent, und als solches muss man diesen Text auch betrachten. Des Weiteren erfordert dieses Buch ein gewisses Maß an wirtschaftlichen, geschichtlichen und politischen Vorkenntnisse, ohne welche man einigen Verweisen des Autors nicht folgen kann und schnell den Zusammenhang verlieren könnte. Wer sich dem aber gewachsen sieht und sich gerne eine Weile mit einer kritischen Außeinandersetzung der nationalen Lage beschäftigen möchte, könnte dieses Buch ein guter Zeitvertreib sein. Einen wirklichen Ausweg aus der misslichen Lage zeichnet der Autor nämlich nicht, weswegen dieses Buch eher eine düstere Abbildung der Gegenwart ist, die einen leider ein wenig ratlos zurücklässt. Aber es ist meiner Meinung nach auch nicht die Aufgabe des Autors Auswege aufzuzeigen- manchmal ist es schon wichtig den Lesern die aktuelle Lage plakativ, zynisch und direkt vor die Füße zu werfen. Was der einzelne damit dann macht, liegt nicht in der Verantwortung des Autors.
Aus all den genannten Gründen kann ich dem Buch 3 Sterne geben.