Bundesarchiv Internet - Robert Havemann (11. März 1910 - 09. April 1982) /Internet/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/_config/DefaultNavNode thenavnode=/Internet/DE/Navigation/Entdecken/Virtuelle-Ausstellungen/virtuelle-ausstellungen
Skipnavigation
SUBSITEHEADER

Navigation

Robert Havemann (11. März 1910 - 09. April 1982)

Aus Anlass des 100. Geburtstages von Robert Havemann am 11. März 2010 stellt das Bundesarchiv einige Dokumente und Fotos aus seinen Beständen in einer Galerie vor.

  • DDR (1949-1990)

Hintergrundinformationen

Hintergrundinformationen

Robert Havemann,

Naturwissenschaftler, Erfinder, Widerstandskämpfer gegen den Faschismus und DDR-Funktionär, gehörte seit den sechziger Jahren zu den bekanntesten Dissidenten der DDR.

Robert Havemann, geboren am 11. März 1910 in München, promovierte nach seinem Chemiestudium 1935 an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin und wurde 1943 habilitiert. Er forschte von 1933 bis 1943 an verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen bis er 1943 mit anderen Mitgliedern der Widerstandsgruppe "Europäische Union" von der Gestapo verhaftet und 1944 durch den Volksgerichtshof zum Tode verurteilt wurde. Seine Befreiung durch die Rote Armee erfolgte am 27. April 1945 im Zuchthaus Brandenburg.

Nach dem Krieg wohnte Robert Havemann in Berlin (West) und arbeitete dort als Direktor am Berliner Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Nach Protesten gegen die amerikanische Atombombenpolitik im Jahr 1950 kündigte ihm der Magistrat von Berlin (West). Daraufhin siedelte er in die DDR über. Hier wirkte er als ordentlicher Professor und Direktor des Physikalisch-Chemischen Instituts, zeitweilig als Prorektor für Studentenangelegenheiten der Humboldt-Universität in Berlin und als Leiter der Arbeitsstelle Photochemie der Deutschen Akademie der Wissenschaften, deren korrespondierendes Mitglied er 1961 wurde.

Politisch engagierte sich Havemann in der DDR als Mitglied des Hauptausschusses der Opfer des Faschismus, im Deutschen Friedenskomitee und im Kulturbund der DDR. 1951 trat er in die SED ein. Für seine berufliche und politische Tätigkeit erhielt er 1955 den Vaterländischen Verdienstorden und 1959 den Nationalpreis der DDR.

Ab 1956 setzte sich Robert Havemann zunehmend kritisch mit der Politik der SED-Führung auseinander und trat mit seiner Meinung auch öffentlich auf. Seine im Wintersemester 1963/1964 gehaltenen Vorlesungen "Naturwissenschaftliche Aspekte philosophischer Probleme" führten im März 1964 zum Ausschluss aus der SED und zur fristlosen Entlassung als Hochschullehrer. 1966 wurde er aus der Mitgliederliste der Deutschen Akademie der Wissenschaften gestrichen. Seine Schriften, in denen seine politischen Ansichten wie zum Beispiel seine Haltung zum "Prager Frühling" oder seinen Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns zum Ausdruck kamen, konnte Havemann nur noch in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlichen.

Trotz Isolierung setzte er sich für die illegale Friedensbewegung in der DDR ein. Er verfasste u. a. mit Rainer Eppelmann 1982 den sogenannten Berliner Appell "Frieden schaffen ohne Waffen".

Seit 1964 bis zu seinem Tod am 09. April 1982 lebte Havemann achtzehn Jahre in Grünheide Alt Buchhorst unter Beobachtung der Sicherheitsorgane der DDR. Er wurde von 1976 bis 1979 unter Hausarrest gestellt  und 1979 wurde ein Verfahren wegen Devisenvergehens gegen ihn geführt. Im November 1989 erfolgte die Aufhebung der Streichung seiner Mitgliedschaft durch die Akademie der Wissenschaften der DDR und die Rehabilitierung durch die Zentrale Parteikontrollkommission der SED.

Der israelischen Staat verlieh Robert Havemann in Anerkennung seiner Widerstandstätigkeit gegen das Naziregime 2006 den Ehrentitel "Gerechter unter den Völkern".

Die vorgestellten Dokumente zum Leben und Wirken Havemanns sollen einen ersten Überblick über relevante Bestände im Bundesarchiv vermitteln. Die Einsichtnahme in die Akten unterliegt den Regelungen des Bundesarchivgesetzes.

Text: Sylvia Gräfe, Kerstin Weller
Fotos: Dr. Peter Vier

Aktenbestände mit Vorgängen und Dokumenten von und über Robert Havemann im Bundesarchiv. - Auswahl

  • DA 1 - Volkskammer der DDR - Findbuch online
  • DC 20 - Ministerrat der DDR - Findbuch online
  • DF 4 - Ministerium für Wissenschaft und Technik - Findbuch online
  • DO 4 - Staatssekretär für Kirchenfragen - Findbuch online
  • DP 3  - Generalstaatsanwalt der DDR - Findbuch online
  • DR 1 - Ministerium für Kultur - Findbuch online
  • DR 3 - Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen
  • DX 3 - Biographische Presseausschnittssammlung SBZ/DDR - Findbuch online
  • DY 24 - Freie Deutsche Jugend (FDJ) - Findbuch online
  • DY 27 - Kulturbund - Findbuch online
  • DY 30 - Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) - Findbuch online
  • DY 34 - Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB) - Findbuch online
  • DY 53 - Gewerkschaft Wissenschaft - Findbuch online
  • DY 55 - Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Findbuch online D
  • Y 79 - Gewerkschaftshochschule Bernau - Findbuch online
  • DZ 9 - Friedensrat der DDR - Findbuch online
  • R 3018 - Nationalsozialistische Justiz
  • SgY 18 - Sammlung zur Geschichte der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) - Findbuch online

Publikationen über Robert Havemann in der Bibliothek des Bundesarchivs. - Biografische Auswahl

  • Aktenlandschaft Havemann : Nachlass und Archivbestände zu Robert Havemann in der Robert-Havemann-Gesellschaft und bei der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik / Werner Theuer ; Arno Polzin. Unter Mitarb. von Bernd Florath. - Berlin : Robert-Havemann-Ges. [u.a.], 2008 [Signatur: F FA 365 09 C 102]
  • Florath, Bernd: Das lange Jahr 1956 : die Wandlungen des Robert Havemann. - in: Kommunismus in der Krise / hrsg. von Roger Engelmann u.a. - Göttingen, 2008 (Analysen und Dokumente / Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik ; 32) [Signatur: 08 B 102]
  • Florath, Bernd: Robert Havemann : Biographie, Lebensdaten, Dokumente. - Berlin, 2007 [Signatur: 07 A 2314]