Joseph Kavalier ist Jude lebt in Prag 1939 und hat etliche Kartentricks, Zaubereien und Entfesslungstricks gelernt. Mit den Ersparnissen seiner Familie flieht er nach New York und richtet sein ganzes Leben nun darauf aus, seine restliche Familie in die Freiheit nachzuholen, von den Fesseln der Nazis zu befreien.
Dort lernt er aber seine eigentliche Leidenschaft kennen, die anfangs verhasste, aber Geld bringende Comiczeichnerei.
"Der Schmerz des Verlustes verließ ihn, auch wenn er das niemals so ausgedrückt hätte, in jenen Tagen nie, er saß in einer kalten, glatten Kugel in seiner Brust, unmittelbar hinter dem Brustbein. Als er in dieser halben Stunde im sonnengefleckten Schatten der Douglastannen 'Betty and Veronica' las, war die Kugel geschmolzen, ohne dass er es überhaupt gemerkt hatte. Das war Magie - nicht die offensichtliche Magie der Kartentrickser mit ihren Zylindern oder die kühle, grobe Schummelei der Entfesslungskünstler, sondern der wahre Zauber der Kunst."
Zusammen mit seinem Cousin Samuel Clayton entwirft er ihren ersten Comicheld den Eskapisten. Wie Joe ist er in der Lage sich aus den schwierigsten Situationen zu befreien. Sam denkt, er zeichnet - und er kann zeichnen. Zusammen haben sie im goldenen Zeitalter des Comic großen Erfolg, bis der zweite Weltkrieg und die schwierige antikommunistische Ära in den USA den Comic fast zu Fall brachten.
Wer einen Comic in Buchform sucht, der muss zu diesem Buch greifen.
Nicht nur dass Michael Chabon wortgewaltig uns die traurige Lebens- und Leidensgeschichte von Joe Kavalier erzählt, der verzweifelt seine Familie aus den Fängen der Nazis retten will und schier an dieser Aufgabe zerbricht, oder die Geschichte von Sammy Clay der im homophoben Amerika seine sexuelle Bestimmung sucht - nein, es gibt Kapitel, da erscheint vor dem Auge eine Bildergeschichte, eine atmende, sich bewegende, fantastische Geschichte und wie Chabon diese - mal offensichtlich , mal versteckt (als wäre die Welt ein einziger Comicroman) - in seinen Roman einbaut, ist einzigartig.
Gerne folgt man seinen langen, halbseitenausfüllenden Beschreibungen und erfährt so einiges über die Entstehungszeit des Comics. Sehr informativ und mit geschichtlichen Details geschmückt werden wir durch das New York kurz vor dem Krieg geführt. Chabon hat gut recherchiert, vor dem geistigen Auge werden wir Zeuge der Weltausstellung 1939 in New York erleben wir eine Blütezeit der Literatur und Kunst in Amerika, gepaart mit dem Aufstieg des Comic. Der zweite Weltkrieg zerstört sehr viel der Illusionen, beide Cousins tauchen ab, Joe in den Krieg um die verhassten Nazis zu bekämpfen und einfach unsichtbar zu werden:
"Die wahre Magie dieser zerbrochenen Welt lag in der Fähigkeit der ihr innewohnenden Dinge, zu Verschwinden, so gründlich verloren zu gehen, als hätten sie nie existiert."
Joe verschwindet im Spießbürgertum:
"Er gestattete der Welt, ihn endgültig an die Kette zu legen, und stieg ein für alle Mal in den Schrank der Geheimnisse, die das Leben der Durchschnittsmenschen mit sich brachte."
Doch die Kraft der Comics, die Kraft der in ihnen innewohnenden Magie bringt beide wieder zusammen.
Chabons Sprache ist eine Wucht, eine Kraft, die dieses 800 Seiten starke Buch zusammenhält, trotz Längen versinkt man allzu gerne in diese so lebendige Welt.
Ein Buch-Comic-Meisterwerk, zu Recht im Jahre 2000 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet.
Die Abenteuer des Eskapisten wurden in Comicform nach diesem Buch veröffentlicht.