Lipp folgt auf Braun
131 von 133 abgegebenen Stimmen. Stolze 98,5 Prozent. Die Zustimmung für Christopher Lipp ist überragend gut. Der 33-Jährige aus Oberkleen ist auf dem Kreisparteitag der Union nahezu einstimmig zum Nachfolger von Helge Braun gewählt worden. Braun, der die Union im Kreis 20 Jahre lang führte, wurde einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Von einem »besonderen Parteitag«, sprach am Samstag der Langgönser Bürgermeister Marius Reusch (CDU): »Eine Ära geht zu Ende«. Sein CDU-Gemeindeverband war Gastgeber des Mitglieder-Parteitags der Union im Bürgerhaus Lang-Göns. Dort wurde Christopher Lipp aus Oberkleen mit nahezu uneingeschränkter Zustimmung von 98,5 Prozent zum neuen Vorsitzenden des CDU-Kreisverbands Gießen gewählt. Lipp (33) ist hauptamtlicher Erster Kreisbeigeordneter und damit Stellvertreter von Landrätin Anita Schneider (SPD). Er verantwortet in der Kreisspitze neben anderem die großen, arbeitsintensiven Felder Bauen und Schulen. Der CDU gehört Lipp seit 2006 an, Der neue Vorsitzende (»Ich bin gerne bereit, diese Herausforderung anzunehmen«), ist zuversichtlich, dass die Union ein hervorragendes Vorstandsteam aufgestellt habe: Mit langjährig erfahrenen und einigen neuen Mitgliedern. Er trete mit dem Anspruch an, so Lipp, dass die Union »mit Geschlossenheit, klarem inhaltlichen Kompass und guter Kommunikation auf Erfolgskurs bleibt«. Deshalb wolle der Vorstand schon in diesem Jahr mit inhaltlichen Vorbereitungen für die Kommunal- und Kreistagswahl 2026 beginnen. Es sei ein Unterschied, ob die CDU Verantwortung trägt oder nicht, sagt Lipp. Das wolle man bei den kommenden Wahlen klar machen.
Es wurde am Samstag mit keiner Silbe angesprochen - doch es ist gut möglich, dass Lipp sich auch als Kandidat der CDU für das Landratsamt empfiehlt. Schließlich vereinigt er in seiner Person jetzt ein politisches Hauptamt im Kreis sowie eine parteipolitische Führungsposition. Die nächste Landratswahl ist voraussichtlich im Herbst 2027. Bereits bei der Kommunalwahl 2021 war Lipp Spitzenkandidat seiner Partei.
Der scheidende Vorsitzende Braun bescheinigte seinem Nachfolger Lipp in der Kreisspitze »hervorragende Arbeit« - wie überhaupt die von der CDU geführte Koalition mit Grünen und Freien Wählern geräuschlos und gut arbeite. Braun: »Wo die CDU regiert, da geht es den Menschen besser. Der Landkreis Gießen ist ein gutes Beispiel dafür«.
Laut Braun war jetzt der richtige Zeitpunkt, einen neuen Kreisvorsitzenden zu wählen. Man stehe »vor unglaublich großen Aufgaben«. Lipp bringe zwei Dinge mit, die es für erfolgreiche Arbeit brauche: politisches Feingefühl und menschliche Stärke. Mit der Wahl von Christopher Lipp gebe es einen »Aufbruch in eine neue Zeit«, warb Braun. Lipps Wahl hatte auch der bisherige Vorstand einmütig empfohlen.
Helge Braun war in den vergangenen 20 Jahren Vorsitzender der CDU im Kreis Gießen, so lange wie kein anderer vor ihm. Er wurde in Anerkennung dieser Arbeit von den Mitgliedern zum Ehrenvorsitzenden des Kreisverbands ernannt. Dem zweiten, den die Partei hat. Denn sein Vorgänger im Parteiamt, Ministerpräsident a.D. Volker Bouffier, ist ebenfalls Ehrenvorsitzender. »Nach 20 Jahre Vorsitz sagen wir nicht nur Danke, sondern zollen Respekt und Anerkennung«, sagte Bouffier. Und erinnerte an Brauns steile Karriere in Berlin mit Stationen als Staatssekretär, Minister und Kanzleramts-Chef. »Zugleich hast Du den Kreisverband mit Umsicht, Souveränität und der Dir eigenen Ruhe geführt. Großartig gemacht. Darauf kannst Du stolz sein« würdigte Bouffier die Arbeit von Braun.
Es sei mitnichten ein Abschied, Helge Braun bleibe dem Kreis Gießen als Abgeordneter im Bundestags (dort Vorsitzender des Haushaltsausschusses) sowie der Region als CDU-Bezirksvorsitzender erhalten. Braun erhielt von den Parteifreunden stehende Ovationen.
Zuvor hatte Braun seinen letzten Bericht als Vorsitzender gegeben und an die erfolgreich absolvierten Wahlen im Kreis und im Land erinnert:
Drei Landtagsmandate für den Kreis Gießen mit Frederik Bouffier, Lucas Schmitz und Jennifer Gießler (Vogelsberg/Laubach/Rabenau), zudem mit Sven Simon einen Europa-Abgeordneten und Präsenz im Bundestag - der Kreis Gießen und seine CDU seien auf allen politischen Ebenen eingebunden und gut vertreten: »Wir wollen dafür Sorge tragen, dass es so bleibt«. Dazu werden jetzt nicht nur die Europawahl im Juni, sondern auch die Bundestagswahl 2025 sowie die Kommunalwahl 2026 in den Blick genommen.
Augenmerk gilt zudem der Mitglieder-Entwicklung. Dis ist seit 20 Jahren tendenziell rückläufig, da Menschen es immer weniger attraktiv finden, sich dauerhaft in einer Partei zu engagieren. Die CDU als Volkspartei habe aber den Anspruch, auch im kleinsten Ort mit guten, profilierten Mitgliedern präsent zu sein, so Braun. Zählte die Union im Kreis vor zwei Jahren noch 1381 Mitglieder, so sind es aktuell noch 1348. Da gegenzuhalten, ist Aufgabe des neuen Mitgliederbeauftragten Flo- rian Vornlocher. Er folgt auf Felicitas Beuschel, die im vergangenen Jahr ihren Lebensmittelpunkt nach Wiesbaden verlegt hat.