Stattdessen zog Willy Brandt es vor, Bebels Taschenuhr zu musealisieren, indem er sie per Leihvertrag der Friedrich-Ebert-Stiftung für die vom AdsD konzipierte Wanderausstellung "August Bebel 1840-1913. Ein Großer der deutschen Arbeiterbewegung" zur Verfügung stellte. In seiner Rede zur Ausstellungseröffnung in Berlin im Januar 1988 kratzte er zudem am Nimbus "der" Uhr August Bebels: Bei einem kürzlichen Aufenthalt in Zürich (und dank Recherchen seiner Frau Brigitte Seebacher-Brandt für ihre Biographie über Bebel) war er zu der Erkenntnis gelangt, dass Bebel mehrere Uhren besessen und sie zu passenden Gelegenheiten, auch in der Reichstagsfraktion, weitergereicht habe: "Wir haben es also mit einer, nicht mit der Bebel-Uhr zu tun." Bebels Taschenuhr rückte somit ironischerweise in die Nähe jener Gast- und Werbegeschenke mit Willy Brandts eingraviertem Schriftzug (Füllfederhalter, Feuerzeuge, Taschenmesser und sonstige Gebrauchsgegenstände), die zu seinen Zeiten als Bundeskanzler z.B. auf Reisen verteilt wurden - und heutzutage bisweilen bei Internetauktionen wieder auftauchen. Demnach wäre Bebels Taschenuhr nun irgendwo zwischen Unikat und Dutzendware anzusiedeln und allein der vermutete Zeitpunkt der Übergabe kurz vor seinem Tod und der Umstand, dass Otto Lang in Bebels Testament als "Vertrauensperson" benannt wurde und einer seiner Testamentsvollstrecker war, verleihen der Uhr im Nachhinein das Siegel eines singulären Vermächtnisses. Gleichwohl zieht dies neue Rätsel nach sich: wer bekam die anderen Exemplare und wo sind sie geblieben? Schließlich scheinen bis heute keine weiteren Bebel-Uhren aufgetaucht zu sein. Sind sie womöglich gar nicht als solche zu erkennen, weil ihnen jener eingravierte "August Bebel"-Schriftzug fehlt, der auf der vorliegenden Uhr ohne weiteres nachträglich angebracht worden sein kann?
Da Bebels Taschenuhr in der Bebel-Ausstellung ab Anfang 1988 durch die Lande zog, wird Willy Brandt sie wohl nicht noch einmal getragen haben. Wenngleich im Leihvertrag ausdrücklich vermerkt worden war, der Leihgeber könne die Uhr jederzeit zurück erbitten, so hat er sie selbst auf dem historischen Vereinigungsparteitag der west- und ostdeutschen Sozialdemokratie im September 1990 nicht noch einmal als Accessoire benötigt; zumindest sind von dort keine Fotos bekannt, auf denen bei ihm eine Uhrenkette zu sehen wäre.
Dennoch oder gerade deswegen begann sich die Legende der Bebel-Uhr zu verselbstständigen. Neugierige Erkundigungen zu ihrem Verbleib - so stellte z.B. im Februar 1990 Friedrich Küppersbusch im TV-Magazin "ZAK" Brandt beiläufig die Fangfrage, ob die Taschenuhr denn nun an Hans-Jochen Vogel im Westen oder Ibrahim Böhme im Osten weitergegeben werde - rissen auch nach Willy Brandts Tod nicht ab. Als der SPD-Parteivorsitz im Mai 1993 vakant und durch eine Urwahl neu zu besetzen war, bekannte der kommissarische Vorsitzende Johannes Rau, er wisse nicht, wo sich Bebels Taschenuhr befinde. Dabei war dies gar kein Geheimnis: sie lag nach wie vor als Exponat in der Bebel-Ausstellung, die seit April 1992 dauerhaft in der Gedenkstätte Goldener Löwe in Eisenach, also am Ort des 1869er Gründungskongresses der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei, untergebracht war. Nachdem langwierige Verhandlungen um Willy Brandts Nachlass zum Abschluss gelangten und zur Gründung des Willy-Brandt-Archivs im Archiv der sozialen Demokratie führten, kehrte Bebels Uhr nach Bonn zurück. Von dort kam sie 1998 als Leihgabe in die Ständige Ausstellung der Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung im Schöneberger Rathaus in Berlin. Die Vorstellung einer Vorsitzenden-Uhr geisterte jedoch nach wie vor herum und so beschwerte sich Oskar Lafontaine in seinem nach dem Verzicht auf alle Partei- und Regierungsämter verfassten Rechtfertigungs-Bestseller "Das Herz schlägt links", er sei nach dem Mannheimer Parteitag im Herbst 1995 "traurig" darüber gewesen, "dass ich nach meiner Wahl zum SPD-Parteivorsitzenden Bebels goldene Uhr nicht bekam. [...] Ich konnte Bebels goldene Uhr daher auch meinem Nachfolger im Parteivorsitz nicht übergeben." Sein Nachfolger, Bundeskanzler Gerhard Schröder, erhielt wiederum als Leihgabe bzw. Glücksbringer von Brigitte Seebacher-Brandt eine andere goldene Taschenuhr, nämlich jene, die Willy Brandt von ihr zum 75. Geburtstag geschenkt bekommen und auch fortan lieber getragen hatte. Diese Uhr hat ein Zifferblatt mit römischen Zahlen und trägt auf der Rückseite die eingravierten Initialen Willy Brandts. Zum Ende seiner Amtszeit als SPD-Parteivorsitzender im Jahre 2004 gab Schröder die Uhr wieder zurück.