Unsere feindlichen Nachbarn - arte | programm.ARD.de
    • 31.10.2012
      02:50 Uhr
      Unsere feindlichen Nachbarn Spielfilm USA 1995 (Canadian Bacon) - Schwerpunkt: US-Wahlen 2012 | arte
       

      Der Kalte Krieg ist zu Ende, die amerikanische Wirtschaft liegt am Boden. Die Arbeitslosigkeit nimmt unaufhörlich zu, die Beliebtheit des Präsidenten nimmt entsprechend ab. Die USA brauchen einen neuen Feind, wenn der wichtigste Mann der Welt im Amt bleiben soll. Was läge näher als Kanada, auch rein geografisch? Sicherheitsberater Stuart Smiley entwirft mit General Panzer eine Pressekampagne, um die Nation auf Amerikas unwahrscheinlichsten Feind einzuschießen. Nicht ohne Erfolg ... - Michael Moores einziger Spielfilm ist eine vergnügliche Satire auf die amerikanische Außenpolitik.

      Nacht von Dienstag auf Mittwoch, 31.10.12
      02:50 - 04:25 Uhr (95 Min.)
      95 Min.
      VPS 02:40
      Geänderte Sendezeit!
      HD-TV Stereo

      Der Kalte Krieg ist zu Ende, die amerikanische Wirtschaft liegt am Boden. Die Arbeitslosigkeit nimmt unaufhörlich zu, die Beliebtheit des Präsidenten nimmt entsprechend ab. Die USA brauchen einen neuen Feind, wenn der wichtigste Mann der Welt im Amt bleiben soll. Was läge näher als Kanada, auch rein geografisch? Sicherheitsberater Stuart Smiley entwirft mit General Panzer eine Pressekampagne, um die Nation auf Amerikas unwahrscheinlichsten Feind einzuschießen. Nicht ohne Erfolg ... - Michael Moores einziger Spielfilm ist eine vergnügliche Satire auf die amerikanische Außenpolitik.

       

      Frisch Vermählte kommen hierher, um ihre Flitterwochen zu verbringen. Das ist Tradition. Niagara Falls, jene schmutzige kleine Industriestadt in der Nähe eines spektakulären Naturphänomens, wird sonst von Besuchern eher gemieden. Auch amerikanische Präsidenten haben sich selten hierher verirrt. Der letzte war William McKinley, als er im September 1901 auf der Durchreise zur Weltausstellung ins nahe gelegene Buffalo war, wo er kurz darauf einem Attentat zum Opfer fiel.

      Seit dem Ende des Kalten Krieges geht es nun auch noch wirtschaftlich bergab mit den örtlichen Waffenschmieden. "Hacker Dynamics", ein führendes Rüstungsunternehmen, das bislang zuverlässig dafür gesorgt hat, dass nur gründlich verseuchtes Wasser die Niagara-Fälle herunterstürzte, schließt seine Pforten. Tausende von Menschen verlieren ihre Jobs. Der plötzlich ausgebrochene Frieden hat sie perspektiv- und arbeitslos gemacht. Verzweifelt werfen sich viele in die immer noch tosenden, nun aber sauberen Fluten der berühmten Wasserfälle. Der rasant steigenden Selbstmordrate versucht man mit einem nicht ganz ausgereiften Prämiensystem zu Leibe zu rücken: Die örtlichen Gesetzeshüter erhalten für jeden verhinderten Freitod 25 Dollar. Müssen sie eine Leiche aus den Fluten ziehen, gibt's 50 Dollar. Für Sheriff Boomer und Deputy Honey ein lukratives Zubrot.

      Mit der wachsenden Arbeitslosigkeit sind die Popularitätswerte des Präsidenten in freien Fall geraten. Seine Berater, der windige Stuart Smiley und Hardliner General Panzer, sind zunächst ratlos, als die Russen sich einem erneuten, Arbeitsplätze schaffenden Wettrüsten verweigern. Zum Ankurbeln der Wirtschaft muss dringend ein Feind her. Alle ordentlichen Diktatoren sind tot. Und um ein paar Terroristen zur Strecke zu bringen, braucht man keine funkelnde Heerschar an Massenvernichtungswaffen. Schließlich erweist sich die unbedachte Äußerung des Präsidenten, "Wie wär's mit Kanada?", als rettender Einfall. Die Saubermänner aus dem Norden, die in einem echten Sozialstaat mit funktionierendem Gesundheitssystem und niedriger Kriminalitätsrate leben und zudem auch noch besser Hockey spielen, waren ihren amerikanischen Nachbarn schon immer ein Dorn im Auge. Panzer und Smiley entwickeln eine ausgeklügelte Propagandastrategie, wie man mit Hilfe der Medien den Hass der amerikanischen Bevölkerung gegenüber ihren freundlichen Nachbarn anstachelt. "Das amerikanische Volk glaubt, was wir ihm erzählen", meint Smiley.

      Jedenfalls fällt die über alle Fernsehkanäle verbreitete Propaganda gegen die Nachbarn unweit der kanadischen Grenze nicht nur bei Sheriff Boomer und Deputy Honey auf fruchtbaren Boden. Hektisch werden Befestigungsanlagen und eine Bürgerwehr aufgebaut. Nur der Wachsamkeit der patriotischen Gesetzeshüter ist es zu verdanken, dass eine CIA-Aktion scheitert, bei der ein Wasserkraftwerk in Niagara Falls durch als Kanadier verkleidete amerikanische Agenten gesprengt werden soll. Nun scheint es für Boomer, Honey und zwei ihrer Freunde an der Zeit, einer vermeintlich bevorstehenden Invasion der Kanadier zuvorzukommen. Nach ihrem nächtlichen Grenzübertritt nach Kanada scheint eine Eskalation der Gewalt unausweichlich ...

      Der Amerikaner Michael Moore ist eine der schillerndsten Figuren der internationalen Filmszene. Mit dokumentarischen Werken wie "Roger & Me", "Bowling for Columbine" und "Fahrenheit 9/11" hat er Filmgeschichte geschrieben. Stets sind seine Filme zwiespältig aufgenommen worden. Sie haben Begeisterungsstürme ausgelöst, aber auch harsche Kritik auf sich gezogen.

      Während die Dokumentarfilme des amerikanischen Bürgerschrecks weltberühmt sind, ist die Tatsache, dass Michael Moore 1995 auch einen Spielfilm gedreht hat, weithin unbekannt. Mit Alan Alda, Kevin Pollak, Rip Torn und John Candy glänzend besetzt, von Haskell Wexler ("Wer hat Angst vor Virginia Woolf?", "Einer flog übers Kuckucksnest", "Dieses Land ist mein Land", "Colors"), einem der großen Kameramänner Hollywoods, elegant fotografiert, ist Michael Moore mit "Unsere feindlichen Nachbarn" eine aberwitzige Farce über die Mechanismen amerikanischer Außenpolitik gelungen. Aufs Korn genommen werden dabei all seine Lieblingsfeinde, die er für den beklagenswerten Zustand seines Heimatlandes verantwortlich macht: von der Waffenlobby über die CIA, die Rüstungsindustrie und das Fernsehen bis hin zum Weißen Haus wird so ziemlich alles durch den Kakao gezogen, was im amerikanischen Mittleren Westen hoch und heilig ist.

      ARTE zeigt ihn innerhalb des Schwerpunkts "US-Wahlen 2012".

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      02:50 - 04:25 Uhr (95 Min.)
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