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Sicko

Michael Moore („Fahrenheit 9/11“) hat einen seltsamen Realitätssinn.
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Sicko
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Originaltitel
Sicko
Dauer
122 Min.
Kinostart
11.10.2007
Genre
FSK
6
Produktionsland
USA

Cast & Crew

als er selbst
Archivmaterial
George W. Bush
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Bill Clinton
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Richard M. Nixon
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Redaktionskritik

Dude, where’s my doc? In seinem fünften Dokumentarfilm "Sicko" höhnt Michael Moore erneut gegen
seinen Erzfeind George W. Bush und speziell gegen die Segnungen seines Gesundheitssystems
Für die einen ist er ein eitler Egomane und demagogischer Bilderpanscher, für die anderen ein genialer Widerstandsfilmer. Rechte beschimpfen ihn als Nestbeschmutzer, Linke schmähen ihn als populistischen Heuchler. Michael Moore polarisiert wie kein anderer. Seit der kleine, dicke Mann aus Flint, Michigan mit der Kamera auszog, um die Ungerechtigkeiten dieser Welt zu filmen und ketzerisch zu kommentieren, ist er eine Mischung aus Popstar und Satiriker geworden. In Filmen wie „Bowling for Columbine“ und „Fahrenheit 9/11“ polemisierte er gegen die Waffenvernarrtheit der Amerikaner und den Irakkrieg des George W. Bush, in Büchern wie „Stupid White Men“ oder „Volle Deckung, Mr. Bush“ stänkerte er gegen seinen erklärten Lieblingsfeind. Mit „Sicko“ startet in diesem Monat die fünfte von Moores spielfilmlangen „Dokumentationen“, die eigentlich eher „mockumentaries“, also Unterhaltungsreportagen, sind und kunterbunt Gags, Infos, arrangierte Szenen und assoziative Schnitte mischen. Diesmal geht es um die Misere des US-Gesundheitssystems, das sehr marktwirtschaftlich orientiert ist und Ältere und chronisch Kranke benachteiligt. Moore betätigt sich darin einmal mehr in der Rolle, die ihn groß gemacht hat. Als Anwalt der kleinen Leute geht er gesellschaftlichen Missständen nach und deckt Korruption und Gaunereien von „denen da oben“ auf. Wobei grobe Überzeichnungen und eine extrem subjektive Sicht keineswegs ausgeschlossen, sondern ausdrücklich erwünscht sind: die Methode Moore. Schon sein vielgelobter Erstling „Roger & Me“ aus dem Jahr 1989 funktionierte nach diesem Guerilla-Konzept. Der Film beschrieb, wie eine ungeheure Entlassungswelle in den Werken von General Motors zum gesellschaftlichen Niedergang der ehemaligen Automobilarbeiterstadt Flint, Michigan führte. Drei Jahre verfolgte Moore mit Kamera und Mikro bewaffnet den zuständigen Firmenboss Roger Smith, um ihn mit den wirtschaftlichen Folgen seines Handelns zu konfrontieren. Doch der Unternehmer zog es vor, lieber Fersengeld zu geben, wenn der komische Kauz mit Baseballkappe und Bierbauch aufkreuzte und lästige Fragen stellte. Moore wirkt dabei halb wie ein tapsiger Bär, halb wie ein durchgeknallter Hausmeister. Doch der Effekt ist genau kalkuliert. Immer wieder bezieht der Polit-Columbo die Position des naiv Fragenden, der seine Gesprächspartner gar nicht in die Enge drängen will, sondern ihnen sogar das Recht auf freie Meinungsäußerung zugesteht. Dass dabei zwischen Golfplatz und Weihnachtsfeier sinnige Tipps an die Arbeitslosen wie „Such dir einen Job“ oder „Das ist eine prima Gelegenheit, um neu anzufangen“ herauskommen, ist nicht Moores Problem. Das subversive Gesellenstück „Roger & Me“ wurde mehrfach ausgezeichnet und gewann unter anderem den Publikumspreis auf der Berlinale. Moore drehte in der Folge die im „Roger“-Stil gehaltene TV-Show „TV Nation“ und seinen ersten Spielfilm „Canadian Bacon“, letzterer ein Totalflopp. Dann zog der 20. April 1999 herauf, und an der Columbine Highschool von Littleton, Colorado fielen Schüsse. Die Schüler Eric Harris und Dylan Klebold töteten während des berüchtigten Schulmassakers 13 Menschen und begingen anschließend Selbstmord. Der brutale Gewaltexzess inspirierte Moore zu seinem nächsten großen Kinofilm „Bowling for Columbine“, der die Waffenvernarrtheit der Amerikaner thematisierte. „Columbine“ war der erste Dokumentarfilm, der seit 46 Jahren in den Wettbewerb von Cannes aufgenommen wurde, und er festigte nachhaltig Moores Ruf als kritischer Chronist der amerikanischen Gegenwart. Oder wie seine Gegner sagen würden: als „Shootingstar der westlichen Friedenshysterie“. Moores Abrechnung mit den laxen Waffengesetzen der USA gewann in Cannes einen Sonderpreis der Jury und ein halbes Jahr später den Oscar für den besten Dokumentarfilm. Die Verleihung des Oscars nutzte Moore zur öffentlichen Verurteilung der kriegerischen Irakpolitik von George W. Bush („Schande über Sie, Mr. Bush!“). „Bowling for Columbine“ wurde der bis dahin erfolgreichste Dokumentarfilm aller Zeiten. Moore lieferte darin ein Mentalitätsprofil der Amerikaner, das zu einem beunruhigenden Ergebnis kam: Die hohe Zahl der Gewaltverbrechen basiert auf einer Kultur der Angst, und diese Angst nahm nach den Anschlägen des 11. September 2001 noch einmal zu. So war es nur konsequent, dass er als Nächstes mit „Fahrenheit 9/11“ genau jenes nationale Trauma aufgriff, das die Amerikaner bis ins Mark erschüttert hatte. Es war Moores bislang radikalster Film, der ihm in Cannes die Goldene Palme und in den USA heftige Anfeindungen einbrachte. „Fahrenheit 9/11“ war eine einzige Attacke gegen die Bush-Regierung, in der Moore die Wurzel allen amerika-nischen Übels sieht. Es war aber auch ein Film über die Einschränkung der Grundrechte und den Abbau der Freiheit unter dem Vorwand, ebendiese zu schützen. Kann ein solcher Film unamerikanisch sein, wie konservative Kreise argwöhnten? Wohl kaum. Ganz im Gegenteil, Michael Moore ist wahrscheinlich der patriotischste Amerikaner, mit dem man beim Barbeque über Gott, die Welt und Roger Smith plaudern kann. Natürlich bedient er in seinen Filmen gängige Klischees über die kulturlosen Amerikaner und schießwütige Cowboys auf dem Kriegspfad. Doch wie die von ihm ebenfalls gern verwendeten Filmschnipsel aus dem TV dienen sie ihm lediglich als Spielmaterial seiner politischen Intentionen. Moore will ein starkes Amerika zurück. Ein gerechtes Amerika. Ein Amerika, in dem den freiwilligen Helfern des 11. September 2001 nicht die Behandlung der Atemwege verweigert wird, wie jetzt in „Sicko“ gezeigt. Moore hat ein verklärtes Bild von Amerika vor Augen, das von den Idealen der Gründerväter gar nicht so weit entfernt ist und in das vor allem dieser Präsident nicht passt. Rechtzeitig zum US-Präsidentschaftswahlkampf des Jahres 2008 hat Moore daher bereits die Fortsetzung „Fahrenheit 9/11 1/2“ angekündigt, in dem es wieder um den Irakkrieg und Terrorismus gehen wird. „Die offizielle Trauerzeit ist vorbei“, so Moore. „Und es gibt einen Silberstreif am Horizont: George W. Bush kann von Gesetzes wegen nicht wiedergewählt werden.“ Stellt sich allerdings die Frage, was Michael Moore dann macht. Michael Moores jüngste Doku-Reportage schildert die soziale Misere des US-Gesundheitssystems. Trotz der schwierigen Thematik ist „Sicko“ humorvoll und unterhaltsam. Wenn Moore allerdings Vergleiche mit der Gesundheitsversorgung in anderen Ländern zu Rate zieht, neigt er zu plakativem Grobschnitt. Dies betrifft insbesondere die umstrittene Kuba-Sequenz: Gemeinsam mit freiwilligen Helfern des 11. Septembers 2001, die an den Atemwegen erkrankten, aber die nötige Behandlung nicht finanzieren können, reist Moore zum Systemgegner Fidel Castro. Auf Kuba wird den Gastamerikanern wundersamerweise ein medizinischer Luxus ohnegleichen zu teil. Es ist nur zu offenkundig und geradezu peinlich, wie Moore sich hier vor den Karren einer propagandistischen Inszenierung spannen lässt. Wenn’s dem Bush-Bashing dient, ist Moore jedes Mittel recht.

Fazit

Witzig-lakonische Darstellung der US-Gesundheitspolitik – Sie werden lachen, bis es wehtut

Film-Bewertung

Dirty Wars – Schmutzige Kriege (US 2013)

Redaktion
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Strat
Der Michael mal wieder und er bleibt sich treu, insbesondere was seinen Stil angeht: er sucht sich ein "Das geht so garnicht!" Thema und präsentiert es und Spielfilmlänge, bringt dabei aber eben das Kunststück zustande das die Dokumentation witzig und vergnüglich ist und dabei trotzdem ausreichend informative Fakten präsentiert werden. Klar, Moore selber ist mittlerweile eine zwiespältige Figur geworden und es ist auch unübersehbar das der Klops eine Sichtweise hat, seine, die er übermäßig in den Vordergrund stellt - hier wird nicht sachlich dokumentiert, sondern propagiert. Aber gut: Moores Talent als die Dinge die er vermittelt unterhaltsam darzustellen ist nach wie vor ungebrochen so daß man hier auf wirklich beeindruckende Weise Fakten und Unterhaltung geboten bekommt. Letztlich also ein Film der nicht so krass und schockierend ausfällt wie seine beiden Vorgänger - aber immernoch Moore in Bestform zeigt.
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Hochaktuelles Thema
Wichtiges Thema, der Film zeigt einige Probleme auf. An der ein oder anderen Stelle etwas mehr Sachlichkeit, hätte den Film noch besser werden lassen.
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Emotional, statt provokant
Ich bin ein großer Fan von Moore. Sein Dokuerstling war schon grandios und sein Spielfilmerstling fand ich auch sehr gut. Seine weiteren Dokumentarfilme ensprechen genau das, was ein guten Dokufilm ausmachen soll: Ungerechtigkeiten gnadenlos aufzeigen, wenn nötig mit einer schockierenden Dreistigkeit, dass es einem beim Sehen den Atem verschlägt. Oder wie es John Doe in "Sieben" sagt: "Man muss die Menschen mit einem Vorschlaghammer treffen wenn sie einen zuhören sollen." Moore hat das bisher in seinen Dokufilmen geschafft. Sei es auch noch so polemisch und selbstdarstellerisch,aber Moore zeigt auf. Provokant und alles andere als unparteiisch. Das ist aber gut so um etwas zu ändern. Das ist bewundernswert, wenn man bedenkt in welches Schussfeld suich Moore immer manövriert. Hier allerdinsg ist Moore mehr emotional,als provokant. Ja sogar romatisierend (Frankreichsequenzen). Das passt nicht ganz ins Bild seiner vorherigen Dokus. Ist dennoch ein guter, da wichtiger Streifen.
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