General der Infanterie Otto von St�lpnagel - Lexikon der Wehrmacht

von St�lpnagel, Otto Edwin

 

* 16. Juni 1878, Berlin

† 6. Februar 1948, Paris (Selbstmord in Gefangenschaft)

 

 

Otto von St�lpnagel war der Sohn vom Oberst Otto Gottlob von St�lpnagel und dessen Ehefrau Ida Wilhelmine Henriette, geborene Michaelis. Er trat nach seinem Abitur und einem Kurs auf einer Milit�r-Vorbereitungsanstalt in Berlin am 27. Januar 1897 als Fahnenjunker in die K�niglich Preu�ische Armee ein. Er kam dabei zum 2. Garde-Regiment zu Fu� in Berlin. In diesem wurde er am 18. August 1897 zum Portepeef�hnrich bef�rdert. Nach dem Besuch der Kriegsschule Glogau wurde er am 24. Mai 1898 zum Sekondeleutnant bef�rdert. Anfangs wurde er als solcher als Kompanieoffizier in der 8. Kompanie seines Regiments in Berlin eingesetzt. Durch die Umbenennung seines Dienstgrades wurde er am 1. Januar 1899 zum Leutnant ernannt. Anfang 1901 wurde er als Kompaieoffizier in der 5. Kompanie seines Regiments in Berlin eingesetzt. Anfang 1902 geh�rte er in gleicher Funktion zur 2. Kompanie seines Regiments am gleichen Standort. Am 1. Oktober 1902 wurde er als Nachfolger seines Bruders zum Adjutant des I. Bataillons vom 2. Garde-Regiment zu Fu� in Berlin ernannt. Am 3. Juni 1905 wurde er mit Wirkung vom 1. Oktober 1905 f�r fast drei Jahre f�r seine Generalstabsausbildung zur Kriegsakademie in Berlin einberufen. Sein Nachfolger als Bataillonsadjutant wurde Leutnant von Lettow-Vorbeck. Nach dem Abschlu� der Kriegsakademie kehrte er wieder zu seinem Regiment zur�ck. Am 17. Dezember 1908 wurde er zum Oberleutnant bef�rdert. Am 3. M�rz 1909 starb seine Mutter in Berlin. Am 1. April 1909 wurde er dann zum Gro�en Generalstab kommandiert, wo er in der Operationsabteilung eingesetzt wurde. Am 20. M�rz 1911 wurde er in den Gro�en Generalstab versetzt. Dies ist sehr selten bei einem Oberleutnant der Fall gewesen. Am 23. Mai 1911 wurde er beim Gro�en Generalstab zum Hauptmann i.G. bef�rdert. Vom 3. Juli 1911 bis zum 6. September 1911 absolvierte eine Ausbildung zum Flugzeugf�hrer in D�beritz. Dabei bestand er als erster Generalstabsoffizier das Pilotenexamen. Danach wurde er wieder in der Operationsabteilung des Gro�en Generalstabes eingesetzt. Ab dem 29. April 1912 wurde er dann f�r zwei Jahre im Generalstab der Generalinspektion des Milit�rischen Verkehrswesens in Berlin eingesetzt. Dort traf er mit Hauptmann i.G. Erich von Tschischwitz zusammen. Er hatte hier auch einen regen Anteil am Aufbau der Luftwaffe. Am 1. April 1914 wurde er zum Chef der 4. Kompanie vom 2. Lothringisches Infanterie-Regiment Nr. 131 in M�rchingen ernannt. Bei der Mobilmachung f�r den 1. Weltkrieg wurde er Anfang August 1914 wieder in den Generalstab eingeteilt. Er wurde als Generalstabsoffizier zum VII. Reservekorps versetzt. Im Oktober 1914 wurde ihm das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen. Am 20. November 1914 wurde er als 1. Generalstabsoffizier (Ia) zur 6. Infanterie-Division versetzt. Im Februar 1915 wurde ihm das Eiserne Kreuz 1. Klasse verliehen. Am 16. Mai 1916 wurde er als Ia der 6. Infanterie-Division zum Major bef�rdert. Am 26. Juni 1916 wurde er als Ia zum IX. Reservekorps versetzt. Ab dem 25. Dezember 1917 wurde er als Ia beim Oberkommando der 6. Armee eingesetzt. Vom 25. Dezember 1917 bis zum 15. Januar 1918 wurde er beurlaubt, aber bereits Anfang Januar 1918 wieder zur�ckgerufen. Ab dem 24. April 1918 wurde er als Leiter des Generalstabslehrgang Sedan verwendet. Am 3. Mai 1918 wurde er als Ia zum Generalstab der Heeresgruppe Herzog Albrecht versetzt. Im 1. Weltkrieg wurden ihm neben beiden Eiserne Kreuze und dem Ritterkreuz des K�niglich Preu�ischen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern (5. Januar 1917) noch viele weitere Auszeichnungen verliehen. Nach dem Krieg wurde er im Dezember 1918 dem Chef des Generalstabes des Feldheeres als Offizier z.b.V. zugeteilt. Am 30. April 1919 kam er als Bataillonskommandeur zum Freiwilligen-Infanterie-Regiments 128. Er wurde im Jahr 1919 auch in das vorl�ufige Reichsheer �bernommen. Er kam anfangs zum Reichswehr-Infanterie-Regiment 34. Bei der Bildung des 200.000 Mann-Heeres der Reichswehr geh�rte er Mitte Mai 1920 zum Reichswehr-Sch�tzen-Regiment 4 der Reichswehr-Brigade 2. Dabei wurde er beim 200.000 Mann-�bergangsheer im Reichswehr-Sch�tzen-Regiment 4 eingesetzt. Bei der Bildung des 100.000 Mann-Heeres der Reichswehr kam er dann zum 6. Infanterie-Regiment. Am 19. M�rz 1921 wurde er mit Wirkung vom 1. April 1921 dort zum Oberstleutnant bef�rdert. Er kam jetzt zur Friedenskommission (HeeresFriko) nach Berlin. Als Leiter der V�lkerrechts-Abteilung war er auch zust�ndig f�r die Abwehr der durch die Sieger gef�hrten Kriegsverbrecher-Anklagen. Als Kommissar des Reichswehrministeruims in die „Parlamentarischen Schuldaussch�sse“ kommandiert. In den n�chsten Jahren gab er jede Menge B�cher zum Thema Kriegsverbrechen heraus. Am 16. M�rz 1925 wurde er in den Regimentsstab vom 14. (Badisches) Infanterie-Regiment nach Konstanz versetzt. Dort wurde er am 1. August 1925 zum Oberst bef�rdert. Ab dem 1. Januar 1926 geh�rte er als Generalstabsoffizier zum Stab der 3. Division der Reichswehr in Berlin. Er wurde von diesem zur Abr�stungskonferenz nach Genf entsandt. Anfang 1927 wurde er nach l�ngerer Krankheit in den Regimentsstab vom 7. (Preu�.) Infanterie-Regiment nach Schweidnitz versetzt. Dort erhielt er dann seine Einweisung als Regimentskommandeur. Am 1. April 1927 wurde er als Nachfolger von Generalmajor Lothar Fritsch zum Kommandeur vom 7. (Preu�.) Infanterie-Regiment in Schweidnitz ernannt. Am 31. Januar 1929 gab er sein Kommando �ber das Regiment an Oberst Hermann Metz ab. Er wurde jetzt in den Stab vom Gruppenkommando 1 nach Berlin versetzt. Dort wurde er am 1. Februar 1929 zum Generalmajor bef�rdert. Am 2. M�rz 1929 heiratete er die fast dreizehn Jahre j�ngere Ilse Margarete Auguste von Seydlitz-Kurzbach, geborene Sohre, geschiedene Ehefrau vom sp�teren Generalmajor Olof Ulrich Lothar von Seydlitz-Kurzbach, Tochter vom Baumeister Otto Wilhelm Sohre. Seine Frau brachte zwei Stiefs�hne und eine Stieftochter mit in die Ehe. Am 1. Juni 1929 wurde er als Nachfolger von Generalleutnant Alfred von Vollard-Bockelberg zum Inspekteur der Inspektion der Verkehrstruppen (In 6) im Reichswehrministerium (RWM) in Berlin ernannt. Als solcher wurde er am 1. Februar 1931 zum Generalleutnant bef�rdert. Am 31. M�rz 1931 wurde er aus dem Heer verabschiedet. Er war wegen Meinungsverschiedenheiten mit der Heeresleitung freiwillig aus dem Heeresdienst ausgeschieden.

In der Folge war er Pr�sident des Ringes deutscher Flieger und Mitbegr�nder des deutschen Luftschutzbundes. Im Juli 1934 wurde er bei der Luftwaffe angestellt. Anf�nglich wurde er als Leiter vom Arbeitstab und vom Vorkommando des Luftwissenschaftlichen Instituts bezeichnet. Er war dann auch Leiter des 1. Lehrgangs f�r Taktiklehrer an der sp�ter als Luftkreisschule II bezeichneten Einrichtung. Am 1. Juni 1935 wurde er zum Leiter vom Luftwissenschaftlichen Institut ernannt. Ab dem 8. August 1935 wurde er als Leiter des Vorkommandos mit dem Aufbau der Luftkriegsakademie beauftragt. Am 1. Oktober 1935 wurden ihm die Charakter eines General der Flieger verliehen. Am 1. November 1935 wurde er zum ersten Kommandeur der Luftkriegsakademie in Berlin-Gatow ernannt. Am 1. Oktober 1936 wurde er dann zum General der Flieger bef�rdert und in den aktiven Dienst der Luftwaffe �bernommen. Am 1. Februar 1938 �bernahm er zus�tzlich noch die Leitung der Lufttechnischen Akademie. Er verschmolz beide Akademien danach zu einer Anstalt. Am 31. M�rz 1939 wurde er aus der Luftwaffe verabschiedet.

Im Sommer 1939 trat er dann wieder zur Verf�gung des Heeres. Bei der Mobilmachung wurde er am 26. August 1939 zum Kommandierenden General des Stellvertretenden Generalkommando XVII. Armeekorps in Wien ernannt. Als solcher wurde er zugleich Befehlshaber vom Wehrkreis XVII. Am 24. Oktober 1940 gab er sein Kommando ab. Er wurde jetzt zum Milit�rbefehlshaber Frankreich in Paris ernannt. Als solcher wurde er am 1. Dezember 1940 zum General der Infanterie z.V. ernannt. Mitte Mai 1941 begann er mit der Kasernierung von Juden. Nach drei Attentaten auf Angeh�rige der deutschen Besatzungstruppe wurde ihm von Hitler befohlen 100 Geiseln zu erschie�en. Er versuchte zwar die Zahl hinunterzuhandeln, aber im Endeffekt wurden 98 Geiseln in Nantes und Chateaubriant auf seinen Befehl hin erschossen. Wegen ewiger Querelen mit dem OKW bat er Anfang 1942 um seine Abl�sung. Am 13. Februar 1942 wurde er von seinem Posten entbunden. Sein Nachfolger wurde General der Infanterie Carl-Heinrich von St�lpnagel. Er wurde jetzt in die F�hrerreserve OKH versetzt. Am 31. August 1942 wurde er endg�ltig aus der Wehrmacht verabschiedet. Anfang August 1945 wurde er von den englischen Besatzungsm�chten verhaftet. In der Folge musste er l�ngere Zeit im Lazarett verbringen und wurde mehrmals operiert. Seine Frau lie� sich am 8. November 1946 von ihm scheiden. Weihnachten 1946 wurde er an die Franzosen ausgeliefert und nach Frankreich deportiert. Am 6. Februar 1948 hat er sich in franz�sischer Gefangenschaft im Gef�ngnis Cherche-Midi in Paris das Leben genommen. Ein Prozess gegen ihn war zu diesem Zeitpunkt noch nicht er�ffnet. Er war der j�ngere Bruder vom General der Infanterie Edwin von St�lpnagel.

 

Literatur und Quellen:
Krug, Ottomar Deutsche Generale 1918-1945, Bundesarchiv Freiburg, Signatur MSG 109/10853
Rang- und Quartierlisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1898, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1898
Rang- und Quartierlisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1899, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1899
Rang- und Quartierlisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1900, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1900
Ranglisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1901, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1901
Ranglisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1902, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1902
Ranglisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1903, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1903
Ranglisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1904, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1904
Ranglisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1905, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1905
Ranglisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1906, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1906
Ranglisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1907, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1907
Ranglisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1908, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1908
Ranglisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1909, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1909
Ranglisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1910, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1910
Ranglisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1911, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1911
Ranglisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1912, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1912
Ranglisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1913, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1913
Ranglisten der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich W�rttembergischen) Armeekorps 1914, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1914
Dienstaltersliste der Offiziere der k�niglich Preu�ischen Armee und des XIII. (k�niglich  W�rttembergischen) Armeekorps 1917, Mittler und Sohn 1917
Dienstaltersliste der Offiziere der bisherigen Preu�ischen Armee und des XIII. (bisherigen W�rttembergischen) Armeekorps 1919, Mittler und Sohn 1919
Stellenbesetzung im Reichsheer 16. Mai 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1920, Biblio-Verlag 1968
Stellenbesetzung im Reichsheer 1. Oktober 1921, Biblio-Verlag 1968
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1923, Berlin, Mittler und Sohn 1923
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. April 1924, Berlin, Mittler und Sohn 1924
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1925, Berlin, Mittler und Sohn 1925
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1926, Berlin, Mittler und Sohn 1926
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1927, Berlin, Mittler und Sohn 1927
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1928, Berlin, Mittler und Sohn 1928
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1929, Berlin, Mittler und Sohn 1929
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1930, Berlin, Mittler und Sohn 1930
Rangliste des Deutschen Reichsheeres. Nach dem Stande vom 1. Mai 1931, Berlin, Mittler und Sohn 1931