Lewis Holtby: "Tottenham ist das Richtige" :: DFB - Deutscher Fußball-Bund e.V.

Lewis Holtby: "Tottenham ist das Richtige"

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Lewis Holtby erfüllt sich einen Kindheitstraum: Im Sommer wechselt der Kapitän der deutschen U 21-Nationalmannschaft vom FC Schalke 04 in die Premier League. Ab Juli wird der 22-Jährige mit englischen Wurzeln beim Londoner Stadtteilklub Tottenham Hotspur an der White Hart Lane auflaufen. Vorher hat Lewis Holtby aber noch viel vor. Nicht nur mit den Königsblauen in der Bundesliga, sondern auch mit der DFB-Auswahl bei der U 21-EM in Israel vom 5. bis 18. Juni.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Thorsten Langenbahn spricht der dreimalige A-Nationalspieler über die deutschen Kollegen in London, die Ziele mit der U 21, den neuen Schalke-Trainer Jens Keller und den Rückrundenauftakt am Freitag (ab 20.30 Uhr, live in der ARD, bei Sky und LigaTotal!) zu Hause gegen Hannover 96.

DFB.de: Herr Holtby, stimmt es, dass Lukas Podolski Sie nach London gelotst hat, um ihm Englisch-Nachhilfe zu geben?

Lewis Holtby: (lacht) Nein. Ich habe mich bei Lukas und Per Mertesacker erkundigt, wo und wie sie dort leben. Ihnen gefällt es sehr gut in London, und sie fühlen sich wohl bei Arsenal. Marko Marin, den ich gut kenne, ist ja auch da. Aber wegen denen gehe ich nicht dorthin.

DFB.de: Angeblich waren auch Arsenal, Liverpool und Everton eine Option. Was gab es noch für Angebote?

Holtby: Es gab einige Optionen. Aber für mich kam nur infrage, bei Schalke zu verlängern oder in die Premier League zu wechseln. Ich glaube, es ist für mich der richtige Schritt, auf die Insel zu gehen. Der Verein Tottenham Hotspur ist eine große Adresse mit einer tollen Infrastruktur. In den letzten Jahren haben sie sich immer oben etabliert, sie haben mit André Villas-Boas einen Toptrainer und die Mannschaft besitzt viel Qualität und Potenzial.

DFB.de: Was reizt Sie an der Premier League?

Holtby: Der schnelle Fußball, die Fans, die eng am Spielfeld sitzen, die ganze Atmosphäre in den Stadien, einfach alles. Ich habe das früher zusammen mit meinem Vater immer im englischen Fernsehen verfolgt. Für mich war schon als kleiner Junge klar, da möchte ich irgendwann hin. Die Möglichkeit hat sich jetzt ergeben. Deswegen musste ich es einfach machen.

DFB.de: Gebürtig kommen Sie aus Erkelenz. Erklären Sie uns doch bitte Ihre englischen Wurzeln.

Holtby: Ich bin hier aufgewachsen. In der Nähe war mein Vater in der Armee stationiert, auf dem Stützpunkt leben heute immer noch tausende Engländer. Dort hat er meine Mutter kennengelernt, und wir sind hiergeblieben. Ich habe nie in England gelebt, aber ich bin zweisprachig aufgewachsen. Mein Vater hat immer Englisch mit mir gesprochen, wir haben englisches Fernsehen geschaut.

DFB.de: Was nehmen Sie alles mit auf die Insel: Freundin, Wellensittich...?

Holtby: Nein. Meine Freundin studiert noch in Köln. Die Klamotten aus meiner Wohnung müssen natürlich mit. Meine Eltern wohl eher nicht, aber ich habe auch viel Familie dort, die in der Umgebung wohnt. Von daher wird es mir nicht schwerfallen, mich in London einzuleben.

DFB.de: Sie haben Ihren Weihnachtsurlaub in Los Angeles verbracht. Haben Sie auch Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann in Huntington Beach besucht, um Ihn nach seiner Zeit bei den Hotspurs auszufragen?

Holtby: Nein, da war ich nicht. (lacht) Ich habe an der amerikanischen Westküste Sightseeing mit meinen drei besten Kumpels gemacht. Wir waren beim Basketball, bei den Los Angeles Lakers und den Clippers - das war beeindruckend. Wir haben alles abgeklappert, was es zu sehen gibt. Las Vegas haben wir auch mitgenommen. Es war ein gelungener Urlaub.

DFB.de: Hatten Sie denn schon Kontakt zum Ex-Schalker, früheren Nationalspieler und DFB-Nachwuchscoach Steffen Freund, der inzwischen Co-Trainer bei Tottenham ist?

Holtby: Nein, auch nicht. Ich habe ihn als Fernsehexperten kennengelernt, aber aktuell haben wir noch nicht miteinander gesprochen. Aber vielleicht ist es schön für ihn, dass er bald wieder ein bisschen mehr Deutsch sprechen kann. Und für mich wird es auch nicht schlecht sein, damit ich mein Deutsch nicht verliere.

DFB.de: Wie groß war für Sie die Erleichterung, als die Entscheidung für Tottenham gefallen und vor allem auch öffentlich verkündet war?

Holtby: Das war sehr wichtig. In der Presse wurde rund um meine Entscheidung einiges verzerrt dargestellt. Deswegen war es für mich auch wichtig, meine persönliche Meinung darzulegen, warum ich diesen Schritt gehe. Danach ist von mir eine Riesenlast abgefallen.

DFB.de: Können Sie den Unmut vieler Fans über Ihren Weggang nachvollziehen?

Holtby: Auf jeden Fall. Spieler kommen und gehen, aber die Fans bleiben immer da und leben für ihren Verein. Was sie an Zeit und Geld in ihre Liebe zum Klub stecken, ist nicht ohne. Daher kann ich es schon verstehen, wenn Leute enttäuscht sind, und ich respektiere das auch. Aber es darf nicht so weit gehen, dass man persönlich beleidigt wird.

DFB.de: Rechnen Sie beim Rückrundenauftakt mit Pfiffen?

Holtby: Ich weiß nicht, was kommt. Ich bin immer ehrlich gewesen und habe mich nie verstellt. Ich mag Schalke sehr und bin dem Verein und den Fans dankbar für alles.

DFB.de: Können Sie einen Wechsel noch im Winter ausschließen?

Holtby: Ausschließen kann man im Fußball nie etwas. Aber ich gehe davon aus, bis Juli hier zu spielen und werde bis zur letzten Sekunde alles für Schalke geben.

DFB.de: Sie wechseln zu Tottenham, Jan Kirchhoff zu den Bayern - zeigt das auch den Stellenwert der aktuellen U 21?

Holtby: Die Frankfurter Sebastian Rode und Sebastian Jung haben sich in der Bundesliga ebenfalls sehr hervorgetan. Es ist eine positive Entwicklung, wenn man sieht, wie viele Bundesligaspieler wir mittlerweile dabei haben, nicht nur in der ersten Elf. Es sind viele, die aus der U 21 hochkommen. Das ist ein super Sprungbrett. Wenn wir bei der EM unsere Leistung zeigen, wird jeder die Früchte dafür ernten. Jetzt liegt es an uns, in Israel für Furore zu sorgen.

DFB.de: Wie stehen die Chancen angesichts der EM-Vorrundengegner Niederlande, Spanien und Russland?

Holtby: Wir haben auch in schwierigen Zeiten zusammengehalten. Wir haben in jedem Lehrgang eine Siegermentalität entwickelt und standen immer eng zusammen. Nach dem 1:1 im Play-off-Hinspiel gegen die Schweiz waren wir ziemlich geschockt, dass wir in Unterzahl kurz vor Schluss noch ein Gegentor bekommen haben. Aber dass wir aus so einer Situation gestärkt herausgehen und im Rückspiel auswärts schon zur Halbzeit 3:0 führen, das spricht für die Mannschaft und zeigt, dass jeder Spaß hat, in der U 21 zu spielen. Für mich als Kapitän ist es eine Riesenfreude, die Mannschaft mit dieser enormen Qualität zu führen.

DFB.de: Seit 2009 haben Sie 20 Spiele für die U 21 bestritten und zwölf Tore erzielt. Ist die U 21 für Sie inzwischen zu einer Herzensangelegenheit geworden?

Holtby: Ja, zumal der Teamspirit so groß ist. Ich freue mich immer wieder, die anderen Gesichter zu sehen. Dass Trainer Rainer Adrion mich zum Kapitän gemacht hat, ehrt mich sehr und ist eine Riesenwertschätzung. Ich übernehme diese Aufgabe immer gerne, auch weil es für mich wichtig ist, dort Führungsqualitäten erlernen zu können.

DFB.de: War es auch mal Thema, für England zu spielen?

Holtby: Mein Vater hat mir früher ein England-Trikot gekauft, deshalb war es als kleiner Junge schon ein Traum. Aber als ich das erste Mal von Heiko Herrlich für die U 18 nominiert wurde, dort die Nationalhymne gesungen habe und die Farben tragen durfte, da hatte ich ein Gefühl von Heimat. Seitdem gab es nie den Gedanken zu wechseln. Wenn man sich entscheidet, für ein Land zu spielen, dann verpflichtet man sich meines Erachtens für diese Nation und will alles dafür geben.

DFB.de: In Ihrer Statistik stehen auch schon drei A-Länderspiele. Wie sehen Sie Ihre Chancen, künftig Team von Bundestrainer Joachim Löw dabei zu sein?

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Holtby: Ich glaube, dass ich durch den Wechsel nach England nicht aus dem Blickfeld rutschen werde. Im Sommer haben wir noch ein tolles Turnier mit der U 21 vor uns, aber danach ist meine Zeit dort vom Alter her abgelaufen. Dann werden wir sehen, was passiert. Natürlich haben wir in der A-Nationalmannschaft eine Riesenqualität, auch in der Breite. Aber ich werde alles geben, um beim Bundestrainer wieder meine Chance zu bekommen.

DFB.de: Bei Schalke sind Sie in allen 17 Hinrundenspielen zum Einsatz gekommen. Was haben Sie sich für die Rückrunde vorgenommen?

Holtby: Ich hoffe, dass ich wieder alle 17 Spiele machen werde und wir möglichst immer drei Punkte holen. Ich bin froh, dass ich in der Hinrunde gesund geblieben bin. Gott sei Dank hatte ich auch jetzt nichts Schlimmes an meiner Leiste und bin wieder zu 100 Prozent fit.

DFB.de: Mit dem Brasilianer Raffael von Dynamo Kiew hat Schalke noch mal eine Verstärkung fürs Mittelfeld bekommen. Müssen Sie um Ihren Platz bangen?

Holtby: Ich mache mir da keine Sorgen. Der Trainer plant mich eher auf der Sechs als auf der Zehn ein. Raffael besitzt als Spielmacher eine enorme Qualität, bei Hertha war er der Dreh- und Angelpunkt. Seine technischen und Abschlussqualitäten werden für uns wichtig sein. Vor allem durch die Ausfälle von Ibrahim Afellay und Christoph Moritz brauchen wir in der Breite noch mehr Qualität.

DFB.de: In welcher Verfassung sehen Sie die Mannschaft, speziell nach der 0:5-Testspielniederlage gegen die Bayern?

Holtby: Es war natürlich ein kleiner Schock gegen Bayern, aber es war ein Testspiel, vor dem wir harte Einheiten absolviert hatten und auch am Anfang unserer Arbeit mit unserem neuen Trainer Jens Keller standen. Das Ergebnis hört sich von außen erst mal bitter an, aber die Mannschaft hat sich danach stabilisiert. Wir haben intern besprochen, was wir falsch gemacht haben. Das 2:1 gegen Paderborn kurz vor dem Start hat gutgetan. Die taktischen Wege passen immer besser.

DFB.de: Was ist Jens Keller als Trainer für ein Typ?

Holtby: Er ist ein akribischer Arbeiter, der schon als Spieler einen großen Willen hatte. Das vermittelt er uns auch immer. Seine Philosophie vom Fußball ist offensiv denkend, Pressing-orientiert und taktisch sehr gut angelegt. Sven Hübscher als neuer Co-Trainer bringt auch viele neue Ideen ein. Sie sind ein gutes Duo und tun der Mannschaft gut.

DFB.de: Wie schätzen Sie den ersten Gegner Hannover 96 ein?

Holtby: Hannover ist eine unangenehme Mannschaft, die sehr kompakt steht, gut verteidigt und sehr schnell kontert. Darauf müssen wir aufpassen, gerade vorne auf Mame Diouf. Wir müssen schnell umschalten und dürfen im Mittelfeld nicht so viele Bälle abgeben, um ihnen diese gefährlichen Konter zu ermöglichen.

DFB.de: Bei Schalke fehlen unter anderem Klaas-Jan Huntelaar und Jermaine Jones. Kommt 96 sogar als Favorit?

Holtby: Wir spielen zu Hause und sind immer noch Schalke 04. Weil Klaas und Jermaine ausfallen, stellen wir uns nicht hinten rein und hoffen auf ein Unentschieden. Wir haben viel Qualität, sei es mit Julian Draxler oder Jefferson Farfan, da könnte ich noch viele weitere aufzählen. Ich bin überzeugt, dass wir besser sind als Hannover.

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Lewis Holtby erfüllt sich einen Kindheitstraum: Im Sommer wechselt der Kapitän der deutschen U 21-Nationalmannschaft vom FC Schalke 04 in die Premier League. Ab Juli wird der 22-Jährige mit englischen Wurzeln beim Londoner Stadtteilklub Tottenham Hotspur an der White Hart Lane auflaufen. Vorher hat Lewis Holtby aber noch viel vor. Nicht nur mit den Königsblauen in der Bundesliga, sondern auch mit der DFB-Auswahl bei der U 21-EM in Israel vom 5. bis 18. Juni.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Thorsten Langenbahn spricht der dreimalige A-Nationalspieler über die deutschen Kollegen in London, die Ziele mit der U 21, den neuen Schalke-Trainer Jens Keller und den Rückrundenauftakt am Freitag (ab 20.30 Uhr, live in der ARD, bei Sky und LigaTotal!) zu Hause gegen Hannover 96.

DFB.de: Herr Holtby, stimmt es, dass Lukas Podolski Sie nach London gelotst hat, um ihm Englisch-Nachhilfe zu geben?

Lewis Holtby: (lacht) Nein. Ich habe mich bei Lukas und Per Mertesacker erkundigt, wo und wie sie dort leben. Ihnen gefällt es sehr gut in London, und sie fühlen sich wohl bei Arsenal. Marko Marin, den ich gut kenne, ist ja auch da. Aber wegen denen gehe ich nicht dorthin.

DFB.de: Angeblich waren auch Arsenal, Liverpool und Everton eine Option. Was gab es noch für Angebote?

Holtby: Es gab einige Optionen. Aber für mich kam nur infrage, bei Schalke zu verlängern oder in die Premier League zu wechseln. Ich glaube, es ist für mich der richtige Schritt, auf die Insel zu gehen. Der Verein Tottenham Hotspur ist eine große Adresse mit einer tollen Infrastruktur. In den letzten Jahren haben sie sich immer oben etabliert, sie haben mit André Villas-Boas einen Toptrainer und die Mannschaft besitzt viel Qualität und Potenzial.

DFB.de: Was reizt Sie an der Premier League?

Holtby: Der schnelle Fußball, die Fans, die eng am Spielfeld sitzen, die ganze Atmosphäre in den Stadien, einfach alles. Ich habe das früher zusammen mit meinem Vater immer im englischen Fernsehen verfolgt. Für mich war schon als kleiner Junge klar, da möchte ich irgendwann hin. Die Möglichkeit hat sich jetzt ergeben. Deswegen musste ich es einfach machen.

DFB.de: Gebürtig kommen Sie aus Erkelenz. Erklären Sie uns doch bitte Ihre englischen Wurzeln.

Holtby: Ich bin hier aufgewachsen. In der Nähe war mein Vater in der Armee stationiert, auf dem Stützpunkt leben heute immer noch tausende Engländer. Dort hat er meine Mutter kennengelernt, und wir sind hiergeblieben. Ich habe nie in England gelebt, aber ich bin zweisprachig aufgewachsen. Mein Vater hat immer Englisch mit mir gesprochen, wir haben englisches Fernsehen geschaut.

DFB.de: Was nehmen Sie alles mit auf die Insel: Freundin, Wellensittich...?

Holtby: Nein. Meine Freundin studiert noch in Köln. Die Klamotten aus meiner Wohnung müssen natürlich mit. Meine Eltern wohl eher nicht, aber ich habe auch viel Familie dort, die in der Umgebung wohnt. Von daher wird es mir nicht schwerfallen, mich in London einzuleben.

DFB.de: Sie haben Ihren Weihnachtsurlaub in Los Angeles verbracht. Haben Sie auch Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann in Huntington Beach besucht, um Ihn nach seiner Zeit bei den Hotspurs auszufragen?

Holtby: Nein, da war ich nicht. (lacht) Ich habe an der amerikanischen Westküste Sightseeing mit meinen drei besten Kumpels gemacht. Wir waren beim Basketball, bei den Los Angeles Lakers und den Clippers - das war beeindruckend. Wir haben alles abgeklappert, was es zu sehen gibt. Las Vegas haben wir auch mitgenommen. Es war ein gelungener Urlaub.

DFB.de: Hatten Sie denn schon Kontakt zum Ex-Schalker, früheren Nationalspieler und DFB-Nachwuchscoach Steffen Freund, der inzwischen Co-Trainer bei Tottenham ist?

Holtby: Nein, auch nicht. Ich habe ihn als Fernsehexperten kennengelernt, aber aktuell haben wir noch nicht miteinander gesprochen. Aber vielleicht ist es schön für ihn, dass er bald wieder ein bisschen mehr Deutsch sprechen kann. Und für mich wird es auch nicht schlecht sein, damit ich mein Deutsch nicht verliere.

DFB.de: Wie groß war für Sie die Erleichterung, als die Entscheidung für Tottenham gefallen und vor allem auch öffentlich verkündet war?

Holtby: Das war sehr wichtig. In der Presse wurde rund um meine Entscheidung einiges verzerrt dargestellt. Deswegen war es für mich auch wichtig, meine persönliche Meinung darzulegen, warum ich diesen Schritt gehe. Danach ist von mir eine Riesenlast abgefallen.

DFB.de: Können Sie den Unmut vieler Fans über Ihren Weggang nachvollziehen?

Holtby: Auf jeden Fall. Spieler kommen und gehen, aber die Fans bleiben immer da und leben für ihren Verein. Was sie an Zeit und Geld in ihre Liebe zum Klub stecken, ist nicht ohne. Daher kann ich es schon verstehen, wenn Leute enttäuscht sind, und ich respektiere das auch. Aber es darf nicht so weit gehen, dass man persönlich beleidigt wird.

DFB.de: Rechnen Sie beim Rückrundenauftakt mit Pfiffen?

Holtby: Ich weiß nicht, was kommt. Ich bin immer ehrlich gewesen und habe mich nie verstellt. Ich mag Schalke sehr und bin dem Verein und den Fans dankbar für alles.

DFB.de: Können Sie einen Wechsel noch im Winter ausschließen?

Holtby: Ausschließen kann man im Fußball nie etwas. Aber ich gehe davon aus, bis Juli hier zu spielen und werde bis zur letzten Sekunde alles für Schalke geben.

DFB.de: Sie wechseln zu Tottenham, Jan Kirchhoff zu den Bayern - zeigt das auch den Stellenwert der aktuellen U 21?

Holtby: Die Frankfurter Sebastian Rode und Sebastian Jung haben sich in der Bundesliga ebenfalls sehr hervorgetan. Es ist eine positive Entwicklung, wenn man sieht, wie viele Bundesligaspieler wir mittlerweile dabei haben, nicht nur in der ersten Elf. Es sind viele, die aus der U 21 hochkommen. Das ist ein super Sprungbrett. Wenn wir bei der EM unsere Leistung zeigen, wird jeder die Früchte dafür ernten. Jetzt liegt es an uns, in Israel für Furore zu sorgen.

DFB.de: Wie stehen die Chancen angesichts der EM-Vorrundengegner Niederlande, Spanien und Russland?

Holtby: Wir haben auch in schwierigen Zeiten zusammengehalten. Wir haben in jedem Lehrgang eine Siegermentalität entwickelt und standen immer eng zusammen. Nach dem 1:1 im Play-off-Hinspiel gegen die Schweiz waren wir ziemlich geschockt, dass wir in Unterzahl kurz vor Schluss noch ein Gegentor bekommen haben. Aber dass wir aus so einer Situation gestärkt herausgehen und im Rückspiel auswärts schon zur Halbzeit 3:0 führen, das spricht für die Mannschaft und zeigt, dass jeder Spaß hat, in der U 21 zu spielen. Für mich als Kapitän ist es eine Riesenfreude, die Mannschaft mit dieser enormen Qualität zu führen.

DFB.de: Seit 2009 haben Sie 20 Spiele für die U 21 bestritten und zwölf Tore erzielt. Ist die U 21 für Sie inzwischen zu einer Herzensangelegenheit geworden?

Holtby: Ja, zumal der Teamspirit so groß ist. Ich freue mich immer wieder, die anderen Gesichter zu sehen. Dass Trainer Rainer Adrion mich zum Kapitän gemacht hat, ehrt mich sehr und ist eine Riesenwertschätzung. Ich übernehme diese Aufgabe immer gerne, auch weil es für mich wichtig ist, dort Führungsqualitäten erlernen zu können.

DFB.de: War es auch mal Thema, für England zu spielen?

Holtby: Mein Vater hat mir früher ein England-Trikot gekauft, deshalb war es als kleiner Junge schon ein Traum. Aber als ich das erste Mal von Heiko Herrlich für die U 18 nominiert wurde, dort die Nationalhymne gesungen habe und die Farben tragen durfte, da hatte ich ein Gefühl von Heimat. Seitdem gab es nie den Gedanken zu wechseln. Wenn man sich entscheidet, für ein Land zu spielen, dann verpflichtet man sich meines Erachtens für diese Nation und will alles dafür geben.

DFB.de: In Ihrer Statistik stehen auch schon drei A-Länderspiele. Wie sehen Sie Ihre Chancen, künftig Team von Bundestrainer Joachim Löw dabei zu sein?

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Holtby: Ich glaube, dass ich durch den Wechsel nach England nicht aus dem Blickfeld rutschen werde. Im Sommer haben wir noch ein tolles Turnier mit der U 21 vor uns, aber danach ist meine Zeit dort vom Alter her abgelaufen. Dann werden wir sehen, was passiert. Natürlich haben wir in der A-Nationalmannschaft eine Riesenqualität, auch in der Breite. Aber ich werde alles geben, um beim Bundestrainer wieder meine Chance zu bekommen.

DFB.de: Bei Schalke sind Sie in allen 17 Hinrundenspielen zum Einsatz gekommen. Was haben Sie sich für die Rückrunde vorgenommen?

Holtby: Ich hoffe, dass ich wieder alle 17 Spiele machen werde und wir möglichst immer drei Punkte holen. Ich bin froh, dass ich in der Hinrunde gesund geblieben bin. Gott sei Dank hatte ich auch jetzt nichts Schlimmes an meiner Leiste und bin wieder zu 100 Prozent fit.

DFB.de: Mit dem Brasilianer Raffael von Dynamo Kiew hat Schalke noch mal eine Verstärkung fürs Mittelfeld bekommen. Müssen Sie um Ihren Platz bangen?

Holtby: Ich mache mir da keine Sorgen. Der Trainer plant mich eher auf der Sechs als auf der Zehn ein. Raffael besitzt als Spielmacher eine enorme Qualität, bei Hertha war er der Dreh- und Angelpunkt. Seine technischen und Abschlussqualitäten werden für uns wichtig sein. Vor allem durch die Ausfälle von Ibrahim Afellay und Christoph Moritz brauchen wir in der Breite noch mehr Qualität.

DFB.de: In welcher Verfassung sehen Sie die Mannschaft, speziell nach der 0:5-Testspielniederlage gegen die Bayern?

Holtby: Es war natürlich ein kleiner Schock gegen Bayern, aber es war ein Testspiel, vor dem wir harte Einheiten absolviert hatten und auch am Anfang unserer Arbeit mit unserem neuen Trainer Jens Keller standen. Das Ergebnis hört sich von außen erst mal bitter an, aber die Mannschaft hat sich danach stabilisiert. Wir haben intern besprochen, was wir falsch gemacht haben. Das 2:1 gegen Paderborn kurz vor dem Start hat gutgetan. Die taktischen Wege passen immer besser.

DFB.de: Was ist Jens Keller als Trainer für ein Typ?

Holtby: Er ist ein akribischer Arbeiter, der schon als Spieler einen großen Willen hatte. Das vermittelt er uns auch immer. Seine Philosophie vom Fußball ist offensiv denkend, Pressing-orientiert und taktisch sehr gut angelegt. Sven Hübscher als neuer Co-Trainer bringt auch viele neue Ideen ein. Sie sind ein gutes Duo und tun der Mannschaft gut.

DFB.de: Wie schätzen Sie den ersten Gegner Hannover 96 ein?

Holtby: Hannover ist eine unangenehme Mannschaft, die sehr kompakt steht, gut verteidigt und sehr schnell kontert. Darauf müssen wir aufpassen, gerade vorne auf Mame Diouf. Wir müssen schnell umschalten und dürfen im Mittelfeld nicht so viele Bälle abgeben, um ihnen diese gefährlichen Konter zu ermöglichen.

DFB.de: Bei Schalke fehlen unter anderem Klaas-Jan Huntelaar und Jermaine Jones. Kommt 96 sogar als Favorit?

Holtby: Wir spielen zu Hause und sind immer noch Schalke 04. Weil Klaas und Jermaine ausfallen, stellen wir uns nicht hinten rein und hoffen auf ein Unentschieden. Wir haben viel Qualität, sei es mit Julian Draxler oder Jefferson Farfan, da könnte ich noch viele weitere aufzählen. Ich bin überzeugt, dass wir besser sind als Hannover.