Prenzlauer bringt Fahrschule aufs Land
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Führerschein

Prenzlauer bringt Fahrschule aufs Land

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Wer den Führerschein machen will und auf dem Dorf oder in der Kleinstadt lebt, hat oft lange Wege zu bewältigen. Dirk Weise sah dieses Dilemma und reagierte.
Veröffentlicht:16.06.2023, 08:47

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Belebte Dörfer und Kleinstädte — damit konnte auch die Uckermark lange Zeit punkten. Fast jeder Ort in der Region hatte bis zur Wende einen eigenen Bäcker und Fleischer, eine Konsumverkaufsstelle, eine Werkstatt sowie eine Kneipe. Doch in den letzten 33 Jahren gaben auf dem Land viele Geschäftsleute ihre Betriebe auf — Teils aus Altersgründen oder weil sich keine Nachfolger mehr fanden; in der Masse aber aus wirtschaftlichen Gründen. Angesichts der demografischen Entwicklung, die eine massive Abwanderung junger Leute mit sich brachte, rentierten sich viele Branchen dezentral einfach nicht mehr. In Brüssow traf das irgendwann auch die potenziellen Fahrschüler. Viele Jahre hatten sie in der kleinen Stadt am gleichnamigen See sowohl ihre Ausbildung als auch die Prüfungen machen können.

Ausgebildeter Fahrlehrer

Doch damit war irgendwann Schluss. Das kam Dirk Weise aus Prenzlau zu Ohren. Der Kreisstädter ist ausgebildeter Fahrlehrer, hatte aber lange im Gesundheitswesen seine Brötchen verdient.

Erst 2020 besann er sich dann auf den einstigen Beruf zurück und gründete neben seinem Pflegedienst wieder eine Fahrschule in der uckermärkischen Kreisstadt.  Den Start des zweiten Standbeins hatte er sich vor drei Jahren so schön ausgemalt: Sobald die Räume für seine neue Fahrschule fertig waren, wollte der Prenzlauer loslegen. Der Anfang war auch vielversprechend gewesen. Ein seit Langem verwaister Bierkeller verwandelte sich schneller als gedacht in ein modernes Schulungsdomizil.

Auch in Brüssow wird jetzt unterrichtet.
Auch in Brüssow wird jetzt unterrichtet. (Foto: dpa)

Branche stand still

Die Genehmigungen für die Firma hatte der 60–Jährige ebenfalls fix beisammen. Im März 2020 rückte die Neueröffnung in greifbare Nähe. Doch dann kam der Corona–Lockdown, und alles stand still. Auch den Fahrschulen wurde der Betrieb untersagt. Lange Zeit drehte sich in der Branche kein Rad mehr. Ein Supergau für die Betroffenen, möchte man meinen. Doch Dirk Weise versuchte, es sportlich zu nehmen: „Hilft ja nix...“. In der Hoffnung, dass die Entscheider zeitnah den Fahrschulen den Betrieb wieder gestatten würden, setzte er einen Eröffnungstermin im Mai an. Auch sein Mitarbeiter Toni Arndt stand damals  in den Startlöchern. Der 36–Jährige war zunächst als Fahrer in der zweiten Firma von Dirk Weise, dem gleichnamigen Pflegedienst, angestellt und der Ideengeber des neuen Vorhabens gewesen. „Er hatte mir mal erzählt, dass der Beruf Fahrlehrer bei ihm Familientradition hat, und er sich das auch vorstellen könnte“, so Dirk Weise: „Da erinnerte ich mich an meine eigene Zeit in der Branche zurück und bekam Lust, es nochmal zu wagen. Weil ich mich beim Pflegedienst aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen hatte, war dann Zeit dafür.“

Zweigstelle eröffnet

Seit drei Jahren nun läuft das Unternehmen in Prenzlau so, dass der Chef zufrieden ist. Der Aufbau einer Zweigstelle in Brüssow war deshalb vorstellbar: Auch Gewerberäume zur Miete fanden sich schnell. „Die jungen Leute müssen nun nicht mehr ins benachbarte Land Mecklenburg–Vorpommern ausweichen, sondern könnten sich hier in Brandenburg ausbilden lassen. Diese Möglichkeit biete ich in Brüssow.“

Die meisten jungen Leute träumen davon, schnell den Führerschein zu machen.
Die meisten jungen Leute träumen davon, schnell den Führerschein zu machen. (Foto: dpa)

Neben Dirk Weise wird dort auch Toni Arndt am Steuer sitzen, außerdem hat der Unternehmer einen weiteren Fahrlehrer auf Probe eingestellt, der sicher bleiben kann, wenn die Nachfrage am neuen Standort wächst. „Die Politik beschert den Bürgern aktuell so viele Unsicherheiten, dass ich gedacht habe, meinen Teil zu leisten, um sie etwas zu entlasten“, sagte Dirk Weise abschließend. Dass man wohnortnah auch eine Fahrschule habe, gehöre für ihn dazu.