Familie Quandt: Deutschlands Superreiche scheuen die Öffentlichkeit
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Familie Quandt: Die großen Miteigentümer von BMW

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Die 2015 gestorbene Unternehmerin und Mäzenatin Johanna Quandt (M) steht zwischen ihren beiden Kindern Stefan Quandt und Susanne Klatten in der Staatskanzlei in Wiesbaden
Die Familie Quandt mit der 2015 gestorbenen Mäzenatin Johanna Quandt (M) und ihren beiden Kindern Stefan Quandt und Susanne Klatten © dpa | Frank Rumpenhorst

Die Familie Quandt wanderte einst von Holland nach Brandenburg aus und arbeitete sich im Laufe der Zeit zu einer vermögenden Industriellenfamilie mit zahlreichen Firmenbeteiligungen hoch.

  • Der Aufstieg der Industriellenfamilie Quandt begann Ende des 19. Jahrhunderts.
  • Grundlage bildete die Tuchfabrik von Emil Quandt in Pritzwalk.
  • Heute gehört den beiden Geschwistern Quandt ein Vermögen von etwa 38,5 Milliarden Euro.

Bad Homburg – Der Name Quandt wird meist in einem Atemzug mit BMW genannt. Die Industriellenfamilie und der bayerische Automobilhersteller sind untrennbar miteinander verbunden. Die Edelmarke ist jedoch nur eine von mehreren wichtigen Beteiligungen der beiden heute aktiven Familienmitglieder.

Familie Quandt: Stammbaum und Entwicklung

Die Vorfahren der Familie Quandt wanderten im 18. Jahrhundert von Holland nach Brandenburg aus. Erste wichtige Person im Stammbaum der späteren Industriellenfamilie war Emil Quandt, der 1865 im Alter von 16 Jahren eine Stelle in der Tuchfabrik der Gebrüder Draeger in Pritzwalk antrat. Er heiratete die Tochter des Inhabers und konnte über sie später die Tuchfabrik erwerben. 1900 kaufte er eine weitere Tuchfabrik in Wittstock und legte so den Grundstein für die weitere Entwicklung der Familie Quandt.

Unter seinem Sohn Günther Quandt wurden die Tuchfabriken im Ersten Weltkrieg Hauptlieferant der deutschen Armee für Uniformen. Anschließend arbeitete er in der Reichsstelle für Textilwirtschaft der Weimarer Republik, ehe er 1922 nach Pritzwalk zurückkehrte und sich dem Ausbau des Familienimperiums widmete.

Familie Quandt: Frühe Beteiligungen

Zu den Besitzungen und Beteiligungen der Familie Quandt ab den 1920er-Jahren gehörten:

  • Draeger-Paul-Wegener-Werke (Textil)
  • Wintershall AG (Rohstoffe)
  • Accumulation Fabrik AG Berlin-Hagen (AFA, später VARTA – Batterien und Akkus)
  • Berlin-Karlsruher Industrie-Werke AG (Rüstungsunternehmen)

Die Familie Quandt und BMW

Nach Kriegsende wurde Günther Quandt ebenso wie andere deutsche Großindustrielle lediglich als Mitläufer eingestuft und freigelassen. Als Nachfolger hatte er seine Söhne Herbert und Harald aufgebaut. Herbert ging aus der ersten Ehe mit Antonie Ewald hervor, die 1918 an der spanischen Grippe starb. Harald stammte aus der zweiten Ehe mit Magda Ritschel, die nach der Scheidung von Quandt NS-Propagandaminister Joseph Goebbels heiratete, in dessen Haus Harald aufwuchs. Harald Quandt kam 1967 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

Herbert Quandt widmete sich ab Ende der 50er-Jahre der BMW AG, die in eine finanzielle Notlage gerutscht war und von der Daimler Benz AG übernommen werden wollte. Er stellte 1960 einen Sanierungsplan vor und führte BMW zu seinem heutigen Erfolg. Die Beteiligungen der Familie am Aktienkapital in Höhe von insgesamt 46,7 Prozent führten dazu, dass Quandts Witwe Johanna und die beiden Kinder Stefan Quandt und Susanne Klatten in einem Jahr alleine rund 703 Millionen Euro Dividende erhielten.

Familie Quandt: Weitere Beteiligungen

Susanne Klatten, älteste Tochter von Herbert und Johanna Quandt, gilt heute als drittreichste Person Deutschlands. Sie hält noch 20,7 Prozent der Anteile an BMW. Dazu führt sie die Beteiligungsgesellschaft SKion GmbH, über die sie an zahlreichen Unternehmen beteiligt ist, darunter:

  • Altana (100 %)
  • Avista Oil AG (30 %)
  • SGL Carbon (27,27 %)
  • Nordex (5,7 %)

Ihr jüngerer Bruder Stefan Quandt führt mit der Delton AG eine vergleichbare Beteiligungsgesellschaft, die jedoch nur noch in den beiden Geschäftsbereichen Logistik (Logwin AG) und Homöopathie (Biologische Heilmittel Heel GmbH) aktiv ist.

Familie Quandt: Dokumentation und Fernsehfilm

Schlagzeilen machte 2007 die Dokumentation „Das Schweigen der Quandts“ über die Verstrickung der Familie Quandt in der NS-Zeit, insbesondere der Zwangsarbeit in den AFA-Werken. Daneben erschienen mehrere Bücher über die Industriellenfamilie.

Der Versuch, Susanne Klatten 2007 und 2008 nach einer Affäre zu erpressen, wurde als Fernsehfilm „In der Falle“ fiktionalisiert aufgearbeitet.

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