OFDb - Der Weg nach Bali (1952) - Eine Kritik von Bretzelburger
Review

"Der Weg nach Bali" wirkt vordergründig betrachtet wie eine der unzähligen familientauglichen Komödien, die das nachmittägliche Fernsehprogramm auffüllen müssen. Der Humor des 1952 in schönsten Technicolor-Farben gedrehten Films hat - wie bei vielen Komödien aus dieser Zeit - stark an Aktualität gelitten und so betrachtet man das leicht alberne Treiben der beiden Stars Bob Hope und Bing Crosby einerseits mit freundlichem Wohlwollen und andererseits dem Gefühl, daß ein völliges Vergessen im Sumpf der Filmgeschichte bei diesem Werk auch kein großes Drama wäre.

Doch damit täte man "Road to Bali" unrecht und das zeigt sich schon bei der weiteren Betrachtung der Story. Zu Beginn wird ein konventionell, leicht idiotischer Plot aufgebaut, der die zwei Protagonisten dazu zwingt, möglichst schnell aus Australien das Weite zu suchen. Beide haben diversen unattraktiven jungen Frauen Heiratsversprechen abgegeben, so daß die Entertainer Harold Gridley und George Cochran sich plötzlich deren wütenden Vätern gegenüber sehen. Auf der Flucht gelangen sie an ein Jobvermittlungsbüro, das aber nur noch "Tiefseetaucher" vermitteln kann, da alle anderen Angebote schon weg sind.

Den Job will keiner haben, da schon zuvor vier Taucher bei dieser Arbeit tödlich verunglückt sind, denn auf dem Meeresgrund lauert ein grauenhaftes Ungeheuer. Unsere beiden naiv, überheblichen Hauptdarsteller ahnen natürlich nichts und gelangen so nach Bali, um ihren Job anzutreten. Dort begegnen sie der schönen Prinzessin Lala (Dorothy Lamour), in die sich die Beiden sofort verlieben und die verhindern will, daß den Beiden etwas geschieht. Aber natürlich gibt es kein Entrinnen und so geraten die Beiden gemeinsam mit Prinzessin Lala in einen Strudel von Intrigen, ständigen Gefangennahmen, Flucht durch den Dschungel mit wilden Tieren, Menschenfressern und Vulkanausbrüchen...

Durch den exotischen Hintergrund bietet der Film eine große Menge leicht bekleideter Mädchen, über die Hope und Crosby auch gemäßigt schlüpfrige Bemerkungen fallen lassen dürfen. Genauso wie sie recht witzig die Dreierkonstellation mit Prinzessin Lala variieren, die sich nicht zwischen ihnen entscheiden kann und in einer Szene beide Männer heiraten will. Das aber - durch die Einmischung eines bösen Despoten - führt nur dazu, daß die beiden Männer sich gegenseitig heiraten und gemeinsam im Ehebett landen. Aus heutiger Sicht wirkt das gerade in seiner harmlosen Ausgestaltung wenig provokativ, aber man kann sich gut vorstellen, daß Hope und Crosby damals damit einige Tabus ankratzten.

Natürlich lassen sie kaum einen schlechten Witz aus, so etwa, als Hope scheinbar für eine Menschenfresser-Mahlzeit vorbereitet werden soll. Die Frau, die ihn ankleidet, erzählt ihm davon, daß er heiraten soll (natürlich Prinzessin Lara, was er aber nicht kapiert) und er denkt, daß das die einzige Alternative ist, um dem Tod zu entkommen. Als ihn die Frau dann aber mit ihrem zahnlosen Mund anlächelt, will er doch lieber in den Kochtopf. Ähnlich trashig wie eine Vielzahl der Gags, ist auch die äußere Gestaltung des exotischen Spielortes Bali. Gerade durch dazwischen eingeordnete Naturaufnahmen, wirkt der sonst im Studio aufgenommene Film besonders künstlich und da bietet es sich auch gleich an, die selbe Kulisse zweimal für verschiedene Orte zu benutzen - hauptsache es ist schön bunt, kitschig und sieht nach exotischem Urlaubsort aus.

Doch es wird zunehmend offensichtlich, daß das die Macher auch nicht ernst gemeint haben, denn Bob Hope spricht nicht nur regelmäßig zu uns Zuschauern, sondern es gibt immer wieder Gags und Anspielung auf andere berühmte Schauspieler oder zeitaktuelle Geschehnisse. Dazu kommen auch eine Vielzahl von Cameo-Auftritten berühmter Stars, so als Hope von der Hochzeit mit Lala träumt und er plötzlich Dean Martin statt seiner Person als Bräutigam vor Augen hat. Als sich dann die Braut noch zu ihm umdreht und ihn das Antlitz von Jerry Lewis anlächelt, wacht er erschrocken aus seinem Alptraum auf.

Und genau hier liegt die Bedeutung dieses trashig-komischen Werkes, denn "Road to Bali" war der sechste Film einer schon seit Beginn der 40er Jahre erschienenen "Road to..."- Reihe, in der immer Hope und Crosby die Hauptrollen spielten und Dorothy Lamour das Love-Interest und den schmückenden Side-Kick gab. Einerseits wurden dabei immer einige Musikstücke zum Besten gegeben (nicht erstaunlich bei einem berühmten Sänger wie Bing Crosby), andererseits lag die Qualität dieser Filme in ihrem improvisatorischen Charakter. Vor allem Hope spielte seine Rolle völlig aus dem Bauch heraus und so strotzten diese Filme geradezu vor zeitgenössischen Anspielungen.

"Road to Bali" ist der einzige Film dieser Reihe, der in Farbe gedreht wurde und der letzte Film mit Dorothy Lamour. Hope und Crosby drehten danach noch als letzten Film dieser Art "Road to Hongkong" - verständlicherweise, bedenkt man, daß beide zu dieser Zeit schon über 50 Jahre alt waren. Gleichzeitig wurden die ersten Filme mit Dean Martin und Jerry Lewis gedreht, die die Konstellation des noch halbwegs vernünftigen singenden Schwerenöters (hier Bing Crosby - da Dean Martin) und der leicht debilen Ulknudel (Bob Hope - Jerry Lewis) noch deutlicher überzeichneten. Vor allem Jerry Lewis ging in seiner Darstellung wesentlich weiter als der aus heutiger Sicht recht attraktiv wirkende Hope, der auf übertriebene Grimassen oder völlig geistloses Handeln verzichtete und dem man abnahm, daß er Chancen bei attraktiven Frauen hatte, selbst wenn natürlich auch hier letztendlich immer Bing Crosby die begehrte Frau abbekam.

"Road to Bali" als Teil dieser Reihe bleibt für die amerikanische Comedy ein wichtiger Meilenstein, denn ohne die Kombination Hope/Crosby wären nicht nur Martin/Lewis schwer vorstellbar gewesen, sondern hier wurden auch die Grundlagen des spezifischen amerikanischen Humors gelegt, der uns heute noch in Komödien a la "Ricky Bobby" begegnet.

Fazit : Bob Hope und Bing Crosby als amerikanisches Komödiantenpaar , daß uns singend und mit subversivem Humor durch eine krude, klischeebeladene Geschichte im fernen Bali führt.

"Road to Bali" war der sechste Film der sogenannten "Road to..." - Reihe und gilt filmhistorisch als ein wichtiger Meilenstein im amerikanischen Kino. So sehr es anerkennenswert ist ,mit welcher Freude Hope und Crosby durch die Studiokulisse trampeln und dabei improvisatorisch einen Gag nach dem anderen herauslassen, so wenig kann diese an tagesaktuellen Geschehnissen, Moralvorstellungen und zeitgenössischen Personen orientierte Komik heute noch zünden.

Trotzdem spürt man auch heute noch die darstellerische Qualität der Vollblutkomödianten und so ist dieser Film nicht nur wegen der historischen Bedeutung für einen netten trashigen Abend zu empfehlen (5/10)

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