Filmkritik: „Jane Eyre“: Der steinige Weg zum Glück - FOCUS online
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Filmkritik: „Jane Eyre“: Der steinige Weg zum Glück
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Tobis Trailer: Jane Eyre
  • FOCUS-online-Autorin

Mit seinem neuen Film wendet sich „Sin Nombre“-Regisseur Cary Fukunaga einem für ihn völlig neuen Genre zu und zeigt: Er kann auch ohne Gewalt und Blut, dafür mit viel Gefühl und Atmosphäre. Ein Film, den man von ihm nicht erwartet hätte.

Eine junge Frau läuft über weite Felder und Wiesen, sie ist auf der Flucht. Es regnet in Strömen und es ist bitterkalt. Ihr dicker Stoffumhang saugt sich mit Regenwasser voll. Sehr atmosphärisch und düster beginnt die neue Verfilmung von Charlotte Brontës Romanklassikers „Jane Eyre“ aus dem Jahre 1847, der die Lebensgeschichte einer starken jungen Frau und ihren Kampf für Selbstbestimmung erzählt.

In Rückblenden wird die Geschichte des kleinen Mädchens erzählt, das nach dem Tod der Mutter bei einer reichen Tante aufwächst, die sie ständig deutlich spüren lässt, dass Jane nicht ihrem Stand entspricht, und ihr weder Wärme noch Zuneigung entgegen bringt. Zusätzlich gepiesackt wird das Mädchen vom Sohn der Familie. Doch Jane lässt nicht alles still über sich ergehen, sie neigt dazu, jähzornig zu werden und wird deswegen schon bald von der Tante in ein Mädcheninternat gesteckt. Dort sind die Verhältnisse nicht besser, es herrscht eiserne Strenge. Die Bestrafungen sind willkürlich. Eine Freundin, die Jane dort findet, erkrankt bald an Tuberkulose und stirbt – in Janes Armen.

Liebe über die Standesgrenzen


Nach Jahren als Schülerin und Lehrerin verlässt sie die Schule, um im Haushalt von Lord Rocherster Gouvernante zu werden. Das Leben auf dem Anwesen ist ist ruhig, vor allem im Winter, die Haushälterin (Judy Dench) freut sich über Gesellschaft. Aufregung kommt erst auf, als der launenhafte und wankelmütige Rochester (gespielt von Michael Fassbender) auf seinem Anwesen eintrifft. Eigentlich ist er selten dort. Er ist von Jane fasziniert, von ihrer Ehrlichkeit und ihrer direkten Art. Immer öfter hält er sich von nun an auf seinem Anwesen auf, zwischen ihm und Jane entwickelt sich eine Romanze. Es wird Sommer, die Stimmung romantisch, man sieht Jane zum ersten Mal wirklich befreit und von Herzen lachen. Allerdings nur für kurze Zeit.

Sehr zurückhaltend inszeniert Fukunaga den Stoff, ruhig und besonnen ist der Film in der Flut schneller und actionreicher Streifen eine stille Ausnahme. Der Regisseur zeigt nicht nur eine Romanze, sondern vielmehr ein feinfühliges, intelligent gemachtes Portrait einer jungen Frau, die aller Hindernisse zum trotz für ihr Glück kämpft. Dabei kommt ihm vor allem die hervorragende schauspielerische Leistung von Mia Wasikowska zugute, die in der Hauptrolle glänzt und den Film in dieser Form erst möglich macht. Sie spielt Jane sehr ernst und wohlerzogen, gleichzeitig taff und bestimmt. Man spürt ein Feuer und eine Leidenschaft in ihr. Manchmal kommt beides auch zum Vorschein. Jane Eyre wird sehr persönlich und nah gezeigt. Mit nicht vielen Gesten, manchmal fast steif, gibt Wasikowska das perfekte Bild einer Frau der Zeit, ohne dabei altmodisch oder langweilig zu wirken.
Tobis Bild 1/20 - Jane (Amelia Clarkson) wächst bei ihrer reichen Tante, Mrs. Reed (Sally Hawkins), auf. Die macht dem Mädchen Angst und bringt ihm weder Liebe noch Wärme entgegen.
Tobis Bild 2/20 - Sie entschließt sich, Jane in ein Internat zu schicken, um ihr den richtigen Umgangston beibringen zu lassen. Sie hält sie für lasterhaft und hinterhältig.
Jane fühlt sich auf dem Anwesen wohl, sie hat zum ersten mal so etwas wie ein Zuhause. Doch sie hat Angst, dass Rochester eine Adelige heiraten und sie fortschicken könnte.
Tobis Bild 8/20 - Jane fühlt sich auf dem Anwesen wohl, sie hat zum ersten mal so etwas wie ein Zuhause. Doch sie hat Angst, dass Rochester eine Adelige heiraten und sie fortschicken könnte.
Tobis Bild 13/20 - Irgendwann macht Rochester ihr einen Heiratsantrag, was gänzlich dem üblichen Standesdenken wiederspricht. Jane zweifelt zunächst an seiner Aufrichtigkeit.
Tobis Bild 20/20 - Regisseur Cary Fukunaga schlägt nach seinem Erfolgsfilm „Sin Nombre“, in dem es um Gewalt, Bandekrieg und Flüchtlinge in Mexiko geht, mit „Jane Eyre“ sanftere Töne an
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Auf schwierigem Terrain

Mit einer erneuten Verfilmung des Romanklassikers wagt sich Regisseur Fukunaga zweifellos auf schwieriges Terrain. Schon zahlreiche Verfilmungen dieses Themas für Kino und Fernsehen hat es gegeben, den meisten Kinobesuchern dürfte die Handlung bekannt sein. Aufgrund dieser Tatsache erwartet man einen neuen Aspekt in der Aufarbeitung des Themas, einen anderen Schwerpunkt, eine modernere Version. Doch genau das bleibt leider weitgehend aus. Eine Jane Eyre, die entgegen aller Konventionen und Standesgrenzen für ihre Freiheit kämpft, ist zwar bewundernswert, aber eben schon bekannt.

Besonderes Augenmerk liegt bei Fukunaga auf der Verbindung der Handlung mit der Umgebung. Eine detailreiche Kulisse, tolle Landschaften und wunderschön komponierte Bilder, verstärkt durch das passende Wetter, geben dem Film eine sehr dichte Atmosphäre – ein Gedicht aus Bildern. Landschaften, Farben, Kostüme und Handlung ergeben eine perfekte Einheit, was wunderschön anzusehen ist.

Kostümfilm mit etwas zu wenig Mut

Nach seinem Erfolgsfilm „Sin Nombre“, in dem Bandenkriminalität, Gewalt und Mord thematisiert werden und der in der heutigen Zeit spielt, schlägt der Jungregisseur mit seiner Jane Eyre ruhigere Töne an. Vielleicht hat er sich gerade wegen der gegensätzlichen Thematik für die Geschichte entschieden. Er beweist damit, dass seine Regiearbeit viele verschiedene Facetten hat. Dabei ist ein schöner Kostümfilm entstanden, etwas mehr Mut hätte ihm aber durchaus nicht geschadet.

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