„Tanzen ist meine Sprache“ – Theater Krefeld und Mönchengladbach
15. Mai 2024

„Tanzen ist meine Sprache“

Bei der Bürgerbühne Tanz des Theaters Krefeld und Mönchengladbach kommen Menschen zwischen 25 und 71 zusammen, um gemeinsam mit dem ehemaligen Ensembletänzer Takashi Kondo eine Choreographie einzustudieren – Tanzerfahrung brauchen sie dafür nicht. Die Amateur-Tanzgruppe „Bürgerbühne Tanz“ wird beim Kulturmarkt am 26. Mai in Mönchengladbach auftreten.

Mönchengladbach. „Ich hab gehört, ihr habt letztes Mal weitergemacht, als ich nicht da war? Etwas mit einer Drehung?“, erkundigt sich Heidi Pittner (71) an diesem Montagabend, als sie an der Probebühne des Theaters Krefeld Mönchengladbach zu den anderen Teilnehmern der Bürgerbühne Tanz stößt. „Ja, aber das ist ganz einfach“, versichert Takashi Kondo, Leiter der Bürgerbühne. Das Funkeln in seinen Augen und das verschmitzte Lächeln verraten, wie sehr er für das Tanzprojekt brennt. Heidi Pittner erwidert heiter: „Das sagst du immer, und dann ist es doch schwer“ – und dann bewegt sie sich mit ihren Mittänzern zwei Stunden lang zu klassischer Musik.

Die Stimmung an diesem Montagabend ist ausgelassen. Die Teilnehmer haben Lust, heute wieder, wie jede Woche, an der Choreographie zu arbeiten, die Elemente aus Ballett, Jazz und Modern Dance enthält. Die „Bürgerbühne Tanz“ gibt es in diesem Jahr zum ersten Mal in Mönchengladbach. Das Besondere an dem Projekt: Jeder kann mitmachen. Beschränkungen gibt es fast keine. Man muss nur über 25 sein und Lust mitbringen, etwas Neues, Gemeinsames zu erschaffen – und das dann im Rahmen des „Kulturmarktes“ des Theaters am 26. Mai aufzuführen. Da kommen Kulturschaffende aus ganz Mönchengladbach zusammen, um ausgiebig zu feiern: Ab 11 Uhr morgens gibt es Theater, Kultur und Gastronomie zu genießen – und eben die Choreographie der Bürgerbühne Tanz.

Takashi Kondo ist professioneller Tänzer. Dreizehn Jahre lang hat er für das Ballettensemble des Theaters Krefeld und Mönchengladbach getanzt und arbeitet seit 2022 als Orchesterwart am selben Theater. Ursprünglich kommt er aus Japan. In seinen ersten Jahren in Europa hatte er oft noch Schwierigkeiten mit der Sprache. „Sprechen ist nicht so meins“, sagt er mit einem Augenzwinkern: „Tanzen ist meine Sprache.“ Diese Leidenschaft will Takashi Kondo weitergeben – der Grund, weswegen er in diesem Jahr erstmals die Bürgerbühne Tanz ins Leben gerufen hat.

An der Arbeit mit Amateurtänzern mag Takashi Kondo besonders gerne, dass diese so offen und vielfältig sind. „Professionelle Tänzer sind fokussierter auf das Tanzen“, berichtet er. „Die Teilnehmer der Bürgerbühne Tanz hingegen bringen auch Lust mit, zu performen. Man sieht das Potenzial in jedem Einzelnen.“ Das Wichtigste: „Und wir lachen auch viel zusammen.“ Wenn Takashi Kondo an die Erfolge der letzten Wochen denkt, ist er stolz auf die Teilnehmer. „Aller Anfang ist schwer, aber sie lernen sehr schnell“, erzählt er.

Die Vielfalt der Teilnehmerinnen und Teilnehmer macht die Gruppe aus. Von 25 bis 71 sind alle Altersklassen dabei, und sie ergänzen sich gut. Teilnehmer Helmut Ott (68) hat neben seiner Gasthörerschaft an der Hochschule Niederrhein auch noch Zeit zum Tanzen – und ist froh, auf die Bürgerbühne Tanz gestoßen zu sein. „Es ist so schön, dass wir, trotz des unterschiedlichen Alters, etwas teilen: Das ist der Spaß am Tanzen“, findet er. „Die Choreographie ist das Grundgerüst, den Tanz entwickeln wir gemeinsam von Mal zu mal. Das Schönste am Tanzen ist das befreite Gefühl, das mir das gibt.“

Ano Weisenburger ist mit 25 Jahren die jüngste Teilnehmerin der Bürgerbühne Tanz. Sie genießt es vor allem, ihren Körper zu bewegen: „Das ist eine sehr neue Bewegung für mich, mit der ich vorher noch keine Berührungspunkte hatte. Ich bin einmal gekommen, um zu gucken, wie das so ist, und bin dann geblieben“, erzählt sie.

Wenn Helmut Ott an die Vorstellung im nächsten Monat denkt, wird ihm schon ein bisschen heiß: „Klar hab ich Lampenfieber.“ Aber optimistisch ist der trotzdem: „Das wird schon alles klappen“ – sagt er, und stürzt sich wieder in die Choreografie.

Text und Bild: Lili Weiler.