The Outlaws: Die neue Gang - Review der Pilotepisode der Dramedy-Serie bei ZDFneo
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The Outlaws: Die neue Gang - Review der Pilotepisode der Dramedy-Serie bei ZDFneo

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Szenenfoto aus der Serie „The Outlaws“
Szenenfoto aus der Serie „The Outlaws“ © ZDF/James Pardon/BBC One

„The Outlaws“ erzählt auf unkonventionelle Art die Geschichte von sieben grundverschiedenen Persönlichkeiten, die als Kleinkriminelle zu Sozialstunden verurteilt wurden und sich nun zusammenraufen müssen. Warum die Pilotfolge emotional aufwühlend ist, erfahrt Ihr in unserem Review.

Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!

Das passiert in der Episode „Die neue Gang“ der Serie „The Outlaws“

Die Oxford-Stipendiatin Rani (Rhianne Baretto), der Möchtegerngangster Christian (Gamba Cole), der Unternehmer John (Darren Boyd), die Aktivistin Myrna (Clare Perkins), der Ganove Frank (Christopher Walken), der Anwalt Greg (Stephen Merchant) und die bekannte Influencerin Lady Gabriella (Eleanor Tomlinson) könnten in The Outlaws sozial und charakterlich nicht unterschiedlicher sein. Dennoch teilen sie dasselbe Schicksal.

Sie alle sind wegen diverser Vergehen zu Sozialstunden verdonnert, die sie nun gemeinsam ableisten müssen. Irgendwie rauft sich die ungewöhnliche Gruppe unter der Leitung der barschen Beamtin Dianne (Jessica Gunning) zusammen. Doch als auf dem verlassenen Dachboden des alten Gebäudes, in dem sie arbeiten, unvermutet eine Tasche mit Geld auftaucht, steht plötzlich Ärger ins Haus. Das Geld gehört einer Drogengang, die kurz zuvor von Christian ausgeraubt wurde und deren Mitglieder nun stinksauer sind. In ihrer Not verbünden sich die „glorreichen Sieben“ und finden bald heraus, dass sie mehr verbindet, als sie dachten.

„The Outlaws“ lief zwar schon ab Dezember 2022 beim Pay-TV-Sender ProSieben Fun, kommt aber jetzt erst durch ZDFneo ins Free-TV. In Großbritannien gibt es die Serie bei BBC One zu sehen und in anderen Teilen der Welt auch bei Amazon Prime Video.

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Keine Comedy

Wenn man die vom ZDF herausgegebene Pressemappe zu „The Outlaws“) liest und sich anschließend die Pilotfolge Die neue Gang ansieht, fragt man sich unwillkürlich, wer Erstere wohl geschrieben haben mag. Denn eine Comedyserie im eigentlichen Sinne haben wir hier ganz bestimmt nicht vor uns. Dramedy, oder Dramaserie mit komödiantischen Elementen trifft es da wesentlich besser. Das ist ein Problem, weil man als Zuschauender schlicht und ergreifend etwas ganz anderes erwartet als das, was einem letztlich präsentiert wird...

Das ist keine Kritik an der zweifelsfrei sehenswerten Show an sich, sondern vielmehr an der mangelnden Präzision der Redaktion, des öffentlich-rechtlichen Senders. Okay, die Start-Sequenz lässt durchaus noch vermuten, dass wir es hier mit purer Comedy zu tun bekommen. Sieben vollkommen unterschiedliche Menschen werden zu Westernklängen à la „The Magnificent Seven“ bunt zusammengewürfelt und müssen sich als Sozialdienst leistende Kriminelle irgendwie zusammenraufen. Die Tatsache, dass hier Figuren aufeinandertreffen, die im normalen Leben kaum etwas miteinander zu tun hätten und sich wohl noch nicht einmal zufällig begegnen wären, wirkt zunächst naturgemäß wie eine Steilvorlage für spritzige Dialoge und Situationskomik. Dass sich das Gute-Laune-Sitcom-Feeling schnell in Richtung Drama wandelt, ist daher ebenso überraschend wie frisch.

Die Figuren

Denn jeder Protagonist von „The Outlaws“ hat sein Päckchen zu tragen, wobei die Debütepisode noch nicht alle Hintergrundgeschichten offenbart. Beleuchtet wird zunächst das Leben der klugen, aber schüchternen Oxford-Stipendiatin Rani, das des jungen Bandenmitglieds Christian sowie die des Unternehmers John und der Influencerin „Lady Gabriella“.

Rani wird von ihren Eltern regelrecht in die universitäre Ausbildung gezwungen, wobei sich die junge Frau hilflos und eingesperrt fühlt und deshalb den großen Kick als Ladendiebin sucht. Sie ist jung, möchte mit Freunden ausgehen und etwas erleben, anstatt selbst in ihrer spärlichen Freizeit noch von ihrem Vater abgefragt zu werden. Christian ist hingegen ohne Eltern in einer von Drogen- und Bandenkriminalität geprägten Hochhaussiedlung aufgewachsen und versucht, seine Schwester vor einer gefährlichen Gang zu beschützen. Insgeheim träumt er von einem Leben außerhalb der No-go-Area, die sein Dasein bestimmt und ihn ungewollt zum Gangster machte.

John hat wiederum vor Kurzem die Firma seines Vaters übernommen und steht mehr oder weniger unter dessen Fuchtel. Außerdem hat er eine Familie, die auf seine finanziellen Mittel baut, mit denen es aber anscheinend nicht so gut steht, wie gedacht. Gabriella ist indes nur nach außen hin das coole It-Girl und die erfolgreiche Instagram-Influencerin. Sobald die Kamera aus und sie alleine ist, fühlt sie sich so einsam, dass sie ihre Traurigkeit in Kokain taucht, um sie nicht zu spüren.

Mit anderen Worten steht jede Figur mächtig unter Druck und wird auf die ein oder andere Art fremdbestimmt, was der Serie einen dramatischen und emotionalen Hintergrund verleiht. Es ist nicht so, dass die Folge nicht ihre starken komödiantischen Momente hat. Wenn Lady Gabriella umringt von Paparazzi im superteuren Outfit auf der Baustelle eintrifft, nur um von Dianne einen Besen in die Hand gedrückt zu bekommen, mit dem sie nichts anzufangen weiß, versprüht das einen netten satirischen Witz, der fein austariert daherkommt. Derartige kleine figurbezogene Augenblicke gibt es einige, doch immer so wohl dosiert, dass die Serie nicht ins Lächerliche abzudriften droht.

Das Themenspektrum

Szenenfoto aus der Serie „The Outlaws“
Szenenfoto aus der Serie „The Outlaws“ © ZDF/James Pardon/BBC One

Das gilt selbst dann, wenn derzeit offen zum Diskurs stehende Themen wie die sogenannte „Wokeness“, Cancel-Culture, der moderne Umgang mit Sprache und Rassismus einfließen. Christopher Walkens Figur des alternden Ganoven Frank und der Firmeninhaber John sind beispielsweise ein Stein des Anstoßes für das Korrektiv der Gruppe. Immer wieder weist irgendjemand einen von beiden darauf hin, dass man diesen oder jenen Ausdruck nicht mehr sagen dürfe und sie wegen ihrer Einstellung Dinosaurier seien. Auch hier strahlt „The Outlaws“ einen angenehm in die Geschichte integrierten Humor aus, der manchmal schon richtig bissig ist.

Hinzu kommt, dass die Gruppe selbst sozialen Sprengstoff repräsentiert. Während die einen wohlbehütet aufwachsen und sich unerfüllbaren Anforderungen seitens ihrer Familie gegenübersehen, lebt Christian am Rande der Gesellschaft, ohne einen Plan, wie er jemals aus der Misere herausfinden soll. Hier prallen sozusagen mit Brachialgewalt Welten aufeinander und vor allem Christians Schicksal ist es denn auch, das unter die Haut geht. Dass sich zwischen ihm und Rani eine Freundschaft entwickelt, durch die die zukünftige Studentin endlich ein gewisses Gefühl der Befreiung erfährt und er die Chance sieht, zumindest seine Schwester aus den No-go-Area-artigen Zuständen seiner Siedlung herauszuholen, hinterlässt ein mulmiges Gefühl in der Magengrube. Auch das macht die Pilotfolge zu einem gelungenen Debüt für eine Serie, die es wert ist, weiter beobachtet zu werden.

Fazit

Dank der schwammigen Beschreibung seitens des ZDF hätte der Autor dieser Rezension die Pilotfolge von „The Outlaws“ beinahe vollkommen unterschätzt. In Erwartung einer seichten Comedy mit verrückten und skurrilen Figuren in einer nahezu wahnwitzigen Situation war die Überraschung umso größer, als die Serie immer mehr ihre dramatischen Elemente offenbarte. Es besteht nun einmal ein riesiger Unterschied zwischen Komödie und Dramedy, was hier eindrucksvoll unter Beweis gestellt wird.

Der Vorteil ist allerdings, dass die oben erwähnte Überraschung letztlich positiver Natur war und die Figurenzeichnung auf emotionaler und soziologischer Ebene hervorragend gelingt, wobei der Spaßfaktor durchaus nicht zu kurz kommt. Wer also weiß, worauf sie oder er sich einlässt, kann mit „The Outlaws“ zweifelsohne eine tolle Fernsehzeit erleben.

Vier von fünf Punkten.

Hier noch der Trailer zur Serie „The Outlaws“:

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