Grottenolme werden nie erwachsen. Sie verbringen ihr gesamtes Leben im Larvenstadium. Die wissenschaftlich als Proteus anguinus bezeichneten Amphibien kommen ausschließlich im Karstgebiet östlich der Adria vom äußersten Nordosten Italiens über Slowenien und Kroatien bis nach Bosnien-Herzegowina vor. Dort leben sie in überfluteten, absolut dunklen Höhlen. Die bis zu 30 Zentimeter langen Schwanzlurche mögen es kühl und sauerstoffreich.
Aufgrund der Dunkelheit ist ihr Körper fast farblos. Sind die Lurche zu lange Licht ausgesetzt, verfärbt sich ihre Haut dunkel. Helligkeit können sie nur über Pigmentzellen in der Haut wahrnehmen. Denn die Babydrachen sind blind. Ihre Augen haben sich im Laufe der Evolution zurückgebildet.
Die rätselhaften Tiere werden möglicherweise älter als 100 Jahre. Genau kann man das nicht sagen, da bisher noch kein vollständiger Lebenszyklus beobachtet werden konnte. Geschlechtsreif werden sie erst mit rund 15 Jahren und pflanzen sich nur etwa alle zwölf Jahre fort.
Grottenolme lassen es also eher ruhig angehen und leben ein gemächliches Leben.
Das haben auch Forscher um Gergely Balázs von der ungarischen Eötvös-Loránd-Universität in Budapest festgestellt. Da die wenigen Erkenntnisse nur von Beobachtungen in Gefangenschaft lebender Lurche stammen, untersuchten die Zoologen für ihre Studie Olme in ihrem natürlichen Lebensraum. Sie wollten wissen, wie sich die Amphibien dort bewegen. Um sie später eindeutig identifizieren zu können, haben die Wissenschaftler insgesamt 19 Tiere in der Vruljak-1-Höhle bei der Stadt Trebinje in Bosnien-Herzegowina mit Pigmentinjektionen markiert.
Zwischen 2010 und 2018 unternahmen die Forscher regelmäßig Tauchgänge dorthin, um nachzuschauen, wo sich ihre Versuchsolme befanden.
Das Ergebnis: Die meisten Tiere bewegten sich nicht mal zehn Meter von der Stelle weg, an der sie zuerst markiert worden waren. Die Lurche erreichten eine Durchschnittsgeschwindigkeit von fünf Metern pro Jahr. Der schnellste unter ihnen schaffte immerhin 38 Meter in 230 Tagen.
Der Faulpelz unter den Grottenolmen bewegte sich in sieben Jahren überhaupt nicht vom Fleck.
Die Forscher geben allerdings zu bedenken, dass die Tiere sich vielleicht zwischen den Tauchgängen von den Wissenschaftlern unbeobachtet doch gerührt haben und dann wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrten. Sie halten das aber für ziemlich unwahrscheinlich. Denn die Olme müssen in ihrem kargen und tristen Lebensraum so viel Energie wie möglich sparen. Daher bewegen sie sich nur, wenn es unbedingt sein muss, und halten somit auch mal längere Zeit ohne Nahrung aus.