Millionen-Deal mit Corona-Masken - Armin Laschet weist neue Vorwürfe zurück
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Millionen-Deal mit Corona-Masken - Armin Laschet weist neue Vorwürfe der Opposition zurück

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Die Affäre um Deals mit Corona-Schutzausrüstung in Nordrhein-Westfalen schlägt immer höhere Wellen. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet wehrt sich gegen Vorwürfe.

  • Armin Laschet: Kandidat für CDU-Vorsitz sorgt für Ärger wegen intransparenter Deals mit Schutzausrüstung.
  • Corona-Krise: Armin Laschets Sohn Joe Laschet fädelte Millionen-Deal mit Staatskanzlei ein.
  • Van Laack, Luxusmodenhersteller und Arbeitgeber von Influencer Laschet, kann Gewinn verdoppeln.

Update vom Freitag, 04.12.2020, 16.55 Uhr: In der Debatte um einen Millionen-Auftrag für die Modefirma van Laack über Corona-Schutzausrüstung hat die NRW-Landesregierung neue Vorwürfe der Opposition zurückgewiesen. Sowohl Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) als auch weitere Mitglieder der Landesregierung hätten persönlich Gespräche mit mehreren Unternehmen geführt, sagte ein Sprecher der Staatskanzlei am Freitag (04.12.2020). Dies habe Laschet auch nach der Kabinettssitzung am Dienstag (01.12.2020) erläutert.

Unmittelbar nach dem Erstkontakt seien alle eingehenden Angebote zur Prüfung an eine dafür eingerichtete zentrale Stelle im Gesundheitsministerium weitergeleitet worden, so der Sprecher weiter. Sämtliche Angebote seien daraufhin von der Prüfstelle auf ihre Tauglichkeit geprüft worden. Auch die Auswahl, so heißt es aus der NRW-Staatskanzlei, sei über diese Stelle erfolgt.

Affäre um Millionen-Deal mit Corona-Schutzausrüstung: Opposition kritisiert Armin Laschet

SPD-Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty hatte am Donnerstag (03.12.2020) berichtet, mehrere Firmen aus Nordrhein-Westfalen hätten auf ihre Angebote keine Antwort der Landesregierung bekommen. Die SPD befürchtet, dass diese Firmen benachteiligt worden sein könnten, und verlangt Aufklärung über das Zustandekommen des Auftrags der NRW-Regierung an van Laack über Schutzkittel im Wert von 38,5 Millionen Euro im April.

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) wehrt sich gegen Vorwürfe der Opposition. © Federico Gambarini/dpa

Millionen-Deal mit Corona-Masken - Armin Laschet verteidigt sich und seinen Sohn

Update vom Donnerstag, 03.12.2020, 9.30 Uhr: Armin Laschet hat sich auf einer Pressekonferenz am Dienstag (01.12.2020) zu den Vorwürfen der Vetternwirtschaft und der Verbindung seines Sohnes Joe Laschet zu dem Luxusmodenhersteller van Laack geäußert.

Ministerpräsident NRW: Kampf um Masken sei brutal gewesen

Zu Beginn der Pandemie habe es nicht genügend Masken und Schutzkittel gegeben, betonte der Ministerpräsident von NRW. Der Kampf um die Masken sei „brutal“ gewesen. Die Landesregierung unter Armin Laschet habe verzweifelt seriöse Angebote möglichst aus NRW gesucht und jeden gefragt. „Wir haben uns die Hände wundtelefoniert, gefragt, gedrängt, gebettelt“, so Laschet weiter.

Armin Laschet, Ministerpräsident von NRW, äußert sich zu den Vorwürfen der Vetternwirtschaft.
Armin Laschet, Ministerpräsident von NRW, äußert sich zu den Vorwürfen der Vetternwirtschaft. © Federico Gambarini

Armin Laschet: Handelt es sich um Vetternwirtschaft? Die Opposition fordert Aufklärung

Natürlich habe er auch seinen Sohn gefragt, der sich in der Textilindustrie auskenne, sagte Armin Laschet. Joe Laschet habe ihm den Kontakt zu van Laack gegeben. Laschet sagte, er habe den Vorstandschef an einem Sonntagabend angerufen. Inhaber Christian von Daniels hatte der „Rheinischen Post“ zuvor von dem Geschäft mit der Staatskanzlei erzählt. Laschet rechtfertigte sich und wies die Vorwürfe von sich: „Mein Sohn hat das gemacht, was jeder in der Situation gemacht hätte: helfen ohne jeden Lohn, ohne jeden Vorteil, ohne jeden Cent.“ Ob wirklich keine Vetternwirtschaft im Spiel war, wird sich zeigen: Die Opposition in NRW fordert Aufklärung.

Armin Laschet: Corona-Millionen-Deal mit van Laack weitet sich zur Affäre aus

Erstmeldung vom 2. Dezember 2020: Düsseldorf - Eine unangenehme Woche für den Mann, der Bundeskanzler von Deutschland werden will: Armin Laschet, Ministerpräsident von NRW und gemeinsam mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in der Bewerbung um den CDU-Vorsitz, gerät wegen einer Masken- und Kittel-Bestellung der NRW-Landesregierung unter Druck. Der Grund: Sein Sohn Johannes „Joe“ Laschet, bekannter Mode-Influencer mit rund 92.000 Follower:innen auf Instagram, hat seinem Vater die Nummer von einem seiner wichtigsten Auftraggeber weitergereicht.

Das Luxusunternehmen van Laack hat sich zuvor gegenüber Joe Laschet dazu bereit erklärt, Schutzkleidung und -masken zu produzieren. Joe Laschet zeigt sich auf seinen Social Media-Kanälen und seiner Website regelmäßig in der Ausstattung der Luxusmarke van Laack, auch mal gerne im van Laack-Store in Paris oder im schicken Sportwagen.

Armin Laschet sorgt für Ärger wegen Millionenauftrag für Schutzausrüstung

Sein Auftraggeber van Laack erzählt frei heraus, dass er seiner Werbefigur Joe Laschet offenbar seine Hilfe in der Corona-Krise angeboten habe: „Ich habe Joe gesagt, dass er seinem Vater meine Nummer geben kann, wenn das Land Hilfe bei der Beschaffung von Masken braucht“, sagte van-Laack-Inhaber Christian von Daniels der Rheinischen Post.

Armin Laschet mit seiner Frau und seinem Sohn Johannes „Joe“ Laschet.
Armin Laschet mit seiner Frau und seinem Sohn Johannes „Joe“ Laschet. © Henning Kaiser/dpa

Armin Laschet ließ es sich dann auch nicht nehmen, an einem Sonntagabend persönlich beim Arbeitgeber seines Sohnes anzurufen, um einen Auftrag abzuwickeln. Von dem Telefonanruf berichtete Inhaber Christian von Daniels der Rheinischen Post. Von Daniels erinnere sich deshalb so gut daran, da gerade ein James-Bond-Film im Fernsehen lief, wie er ebenfalls gegenüber der Rheinischen Post sagte. Im Anschluss sei dann der Auftrag des Landes NRW von über 38, 5 Millionen Euro an van Laack eingegangen. Später sind noch einmal zwei Aufträge des Landes NRW hinzugekommen: Die Polizei NRW orderte 1,25 Millionen Masken für insgesamt vier Millionen Euro.

Opposition in NRW fordert Aufklärung von Armin Laschet wegen Auftrag an Luxusmodenhersteller

Die NRW-Staatskanzlei hatte am Montag erklärt, dass es zu Beginn der Corona-Pandemie kaum Schutzkleidung und Masken gegeben habe. Hinweisen auf Firmen, die für eine Produktion in Frage kamen, seien der Ministerpräsident und andere Regierungsmitglieder auch persönlich nachgegangen. Die Opposition bringt den Vorwurf „Influencer Marketing in der Staatskanzlei“ in den Raum. Die SPD stellte eine „Kleine Anfrage“ im Landtag und will wissen, ob es „Provisionen für Vermittlungstätigkeiten“ gegeben habe, berichtet die dpa.

Auch auf Bundesebene hagelt es Kritik: „Es gibt in der Politik ganz wichtige Stilfragen“, sagte Norbert Walter-Borjans, Bundesvorsitzender der SPD, am Dienstag. Selbst wenn es um die unbürokratische Beschaffung von Masken oder OP-Kitteln gehe, sollte es keinen Beigeschmack geben. „Das ist offenbar an dieser Stelle nicht ganz gelungen.“

Armin Laschet: Bewerber für den CDU-Vorsitz reagiert gereizt auf Vorwürfe um Masken-Affäre

Armin Laschet reagiert erstaunlich gereizt auf die Vorwürfe der Opposition: „Ich halte die Unterstellungen der SPD für schäbig und unanständig“, sagte er am Dienstag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in Düsseldorf. Bei der NRW-SPD gehöre „Diffamieren zum Stilmittel“, so Laschet. „Aber die neue Qualität jetzt ist, dass es über meine Person hinaus in meine Familie hineingeht, ohne jede Rücksichtnahme. Ich weise das entschieden zurück.“

Corona-Schutzausrüstung für die Polizei NRW: Van Laack sei das günstigste Angebot gewesen

Im Fall der Polizei-Masken sei das Angebot von van Laack das günstigste von insgesamt sieben Angeboten gewesen, hieß es vom NRW-Innenministerium. Der Kauf der Masken sei im Rahmen der sogenannten freihändigen Vergabe erfolgt, die erlaubt ist, wenn eine besondere Dringlichkeit vorliegt. „Hierzu zählen Katastrophen und somit auch pandemische Lagen“, zitiert die dpa das Innenministerium weiter. Die Auswahl zwischen den Angeboten sei außerdem sachlich begründet gewesen. Einzelheiten sind jedoch noch nicht bekannt. Recherchen von stern.de legen zudem nahe, dass der zweite Zuschlag von knapp zwei Millionen Euro an van Laack nie im Amtsblatt der EU aufgelistet wurde, „obwohl Behörden solche Entscheidungen laut Vergabeverordnung innerhalb von 30 Tagen an das EU-Amt für Veröffentlichungen melden müssen.“ Auch der Staatsauftrag von 38,5 Millionen sei erst nach Recherchen und Nachfragen des Blattes veröffentlicht worden.

Corona-Schutzausrüstung in NRW: Armin Laschets Sohn Joe Laschet verteidigt sich auf Instagram

Inzwischen verteidigte sich Armin Laschets Sohn Johannes „Joe“ Laschet auf Instagram. „Selbstverständlich habe ich keinen Cent, keinen Vorteil und keine Provision erhalten“, schrieb er auf seinem Influencer-Account.
Bei der Suche nach Masken und Produzenten zu Beginn der Corona-Krise habe er seinem Vater den Kontakt eines „Inhabers“ weitergegeben, mit dem er bekanntlich schon lange zusammenarbeite. Zweck des ganzen war, dass Krankenhäuser, Ärztinnen und Ärzte, Pflegerinnen und Pfleger fehlende Schutzkleidung bekommen konnten“, so Joe Laschet. „Es ging nicht um persönliche Vorteile, sondern um effektive Hilfe.“ Joe Laschet habe 2020 nur rund 6358 Euro, im Vorjahr nur 4817,98 Euro bei van Laack verdient. van-Laack -Inhaber Von Daniels sprach deshalb von einem Mini-Job. Die Kleidung, mit der er sich auf seinem Kanal präsentiere, sei geliehen.

Van Laack konnte jedoch seinen Umsatz durch den von Armin Laschet angestoßenen Deal mit der Staatskanzlei offenbar mehr als verdoppeln, wie Inhaber Von Daniels gegenüber der Branchenzeitung TextilWirtschaft berichtet. In einem Interview in einem Online-Shop sagte Von Daniels außerdem: „Jede Krise ist auch eine Chance.“ Das hört sich alles nach einer Win-win-Situation an. (Delia Friess mit Agenturen) Die US-amerikanische Zeitung Politico bezeichnet Bewerber für den CDU-Vorsitz Friedrich Merz als den deutschen Donald Trump.

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