Neue Hoffnung für KWU-Türme und Kaiserlei-Quartier: Der aktuelle Stand
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Neue Hoffnung für KWU-Türme und Kaiserlei-Quartier: Projektentwickler gibt Einblick in aktuellen Stand

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Geht es nach der Becken-Gruppe um Sprecher Jörn Stobbe, könnten 2027 die ersten Studenten in die KWU-Türme einziehen.
Geht es nach der Becken-Gruppe um Sprecher Jörn Stobbe, könnten 2027 die ersten Studenten in die KWU-Türme einziehen. © Axel Häsler

Wird endlich wieder etwas aus den KWU-Türmen oder nicht? Das ist eine Frage, die Offenbach und seine Bewohner seit Jahren beschäftigt. Jetzt gibt es neue Hoffnung für das Projekt.

Offenbach – Die ganz große Bühne wollte Jörn Stobbe bewusst nicht – obwohl er selbst aus mehreren Gründen dorthin gehört. Der 2,06-Meter-Hüne und Sprecher der Geschäftsführung des Immobilienentwicklers Becken brachte am Donnerstagabend dennoch gleich mehrere Neuigkeiten für das Projekt um die KWU-Türme mit in den Filmklubb. Dort hatte der Verein Vair um den Vorsitzenden Zijad Dolicanin zur neunten Auflage von „Vairbabbelt“ eingeladen. Die Kernbotschaft Stobbes: „Objektiv betrachtet ist das einer der geküsstesten Standorte Europas. Ich glaube, wir haben eine realistische Chance, diesen zu entwickeln.“

Die drei zentralen Nachrichten: Stobbe und Becken glauben weiterhin an das Projekt, benötigen aber mehr Zeit. Die Rückgabefrist des Grundstücks an die angeschlagene Adler-Gruppe, die Mitte des Jahres ausläuft, soll ein weiteres Mal verlängert werden – um welchen Zeitraum, blieb offen.

Eine Zustimmung von Adler steht laut Offenbachs Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD) noch aus. Für Stobbe ein Grund, die Öffentlichkeit dennoch zu informieren: „Die großen Kräne werden hoffentlich bald abgebaut – das ist aber ein gutes und kein schlechtes Zeichen“, sagt er. Man brauche sie derzeit schlicht nicht, sie verursachten nur Kosten.

Im Filmklubb berichtet der Sprecher der Geschäftsführung des Immobilienentwicklers Becken, Jörn Stobbe (rechts), unter Moderation von Zijad Dolicanin, Vorsitzender des Vereins Vair, über den Stand beim Kaiserlei-Projekt rund um die früheren KWU-Türme.
Im Filmklubb berichtet der Sprecher der Geschäftsführung des Immobilienentwicklers Becken, Jörn Stobbe (rechts), unter Moderation von Zijad Dolicanin, Vorsitzender des Vereins Vair, über den Stand beim Kaiserlei-Projekt rund um die früheren KWU-Türme. © Philipp Keßler

Land Hessen will Statik erneut prüfen, Stadt Frankfurt Förderrichtlinien ändern

Und: Das Land Hessen hat laut Stobbe mit der Vergabe einer Statikprüfung begonnen. Die öffentliche Hand soll beim Projekt KWU-Türme, in dem 1533 Ein-Zimmer-Wohnungen für Studierende entstehen sollen, mit ins Boot. Direkt bestätigen will man das im hessischen Wirtschaftsministerium nicht, man befasse sich aber „unverändert intensiv“ mit der Sache. „Durch den langjährigen Leerstand bedarf es aus Sicht des Landes einer Überprüfung der Bausubstanz und deren weiterer Nutzbarkeit. Die hierfür notwendigen Schritte werden landesseitig aktuell umgesetzt“, lässt sich Minister Kaweh Mansoori (SPD) zitieren.

Auf die Frage, für wie realistisch er die Umsetzung des Projekts aktuell hält, antwortet Stobbe mit einem Grinsen „72,4 Prozent“ – um gleich danach ernst zu werden: „Es sind deutlich über 50 Prozent, aber noch nicht ganz 75.“ Schwenke will zwar keine konkrete Zahl nennen, sagt aber, er habe den Eindruck, dass „weiterhin alle Parteien ernsthaft an einer Lösung arbeiten“. Er betont aber auch: „Zum Erfolg geführt werden kann dieses Projekt nur, wenn alle Partner an Bord bleiben.“

Dazu gehören neben Adler und Becken die Städte Offenbach und Frankfurt, das Studierendenwerk und das Land. In Frankfurt hat das Dezernat für Planen und Wohnen eine Vorlage in den Magistrat eingebracht, die die Wohnraumförderung für Studierende und Auszubildende erweitern und die Förderkonditionen verbessern soll. Der Entwurf sieht etwa vor, dass zukünftig auch Projekte außerhalb Frankfurts gefördert werden können, muss allerdings noch von der Stadtverordnetenversammlung abgesegnet werden. Derweil könnte zwischen Adler und Becken das Thema Kaufpreis auch noch einmal aufkommen. Schwenke: „Mein Eindruck ist, dass da durchaus Gesprächsbedarf besteht.“

Stobbe versprüht Optimismus für das gesamte Kaiserlei-Areal

Stobbe versprüht währenddessen vor 50 Zuschauern im Filmklubb vor allem Optimismus und zählt die Vorteile des Projekts auf: Es bestehe Baurecht, die Türme seien nach wie vor solide, die Kosten ließen sich durch eine modulare Bauweise beinahe halbieren. Der gelernte Bankkaufmann und Rechtsanwalt glaubt, dass bei einem Baustart im kommenden Jahr bereits 2027 die ersten Studenten einziehen könnten – in 18 Quadratmeter große Zimmer für 400 Euro.

„Alle schauen auf die Türme“, sagt Stobbe, wenn er davon spricht, die „Herzkammer für den Kaiserlei“ schaffen zu wollen. Denn seine Ideen gehen deutlich über die drei etwa 100 Meter hohen Gebäude hinaus: Das übrige Areal solle mit weiteren Investoren entwickelt werden. Konkret spricht er von zwei oberirdischen Quartiersgaragen, weiteren Wohnungen, davon 30 bis 40 Prozent geförderter Wohnraum, sowie Flächen für Büros, ein Hotel, Ärzte, Restaurants und Einzelhandel. Außerdem gehöre dazu die Idee eines mehr als 10 000 Quadratmeter großen Sport- und Freizeitparks unter der A 661.

Insgesamt seien drei Punkte entscheidend: Man müsse die Baukosten senken, um bezahlbare Mieten anbieten zu können; darüber hinaus Quartiersmanagement betreiben, um eine Gettoisierung zu verhindern; und „an den Egoismus der Investoren appellieren, dass man in Deutschland wieder bauen kann“. Sein Fazit: „Wir machen bei diesem Projekt immer zwei Schritte vor und einen zurück – aber nie umgekehrt. Es ist noch viel Arbeit, und wir brauchen etwas Geduld, aber das wird was!“

Vom Kaiserlei bis zum Bieberer Berg

Jörn Stobbe tanzt auf vielen Hochzeiten: Sprecher der Becken-Geschäftsführung, Mitglied im Aufsichtsrat von Kickers Offenbach und Kopf der Investorengruppe „Bündnis Kickers“. Seine große Stärke laut eigener Aussage: netzwerken. Entsprechend denkt er auch das Projekt rund um die KWU-Türme am Kaiserlei in größerem Kontext: Der geplante „Nutzungsmix“ soll das Viertel beleben und die angrenzenden Stadtteile, etwa die Hafeninsel, ebenfalls bereichern – und sogar bis in die Innenstadt strahlen. „Ich halte Offenbach perspektivisch für attraktiver als Frankfurt“, sagt Stobbe, der jedoch auf eine „Willkommenskultur“ statt „einer Mauer“ gegenüber dem großen Nachbarn setzt.

Auch der Fußball spielt in seinen Überlegungen eine Rolle: „Fußball ist das wichtigste Integrationsprojekt überhaupt. Wir haben mit den Kickers viel vor, denn wir können noch dreimal aufsteigen“, sagt er. Sein ambitioniertes Ziel: das Kaiserlei-Quartier und die Offenbacher Kickers besser in die Stadt integrieren. Dabei tritt Stobbe selbstbewusst auf: „Schwierige Fälle zu lösen, liegt in meiner DNA.“

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