Goldmann-Verlag wurde vor 100 Jahren in Leipzig gegründet

Nicht nur leichte Lektüre

Krimis, Esoterik, Lebenshilfe, aber auch Kunst und Weltliteratur: Das Angebot des Goldmann-Verlags, der in diesem Jahr 100 Jahre alt wird, ist vielfältig. Geführt wird das Unternehmen von einem Frauen-Trio.

Autor/in:
Nina Schmedding
Eine Frau liest in einem alten jüdischen Buch / © Liron-Afuta (shutterstock)
Eine Frau liest in einem alten jüdischen Buch / © Liron-Afuta ( shutterstock )

"Flug 416 - Willst du die Passagiere retten oder deine Familie?" In knalligroten Buchstaben prangt dieser Titel auf dem Cover. Den aktuellen Thriller von T.J. Newman bewirbt der Goldmann-Verlag auf seiner Homepage mit den Worten "Nonstop-Nervenkitzel in 10.000 Meter Höhe".

Das Buch ist ein Beispiel für populäre Krimi-Bestseller, für die der Verlag bekannt ist und mit denen er auch vor Jahrzehnten erfolgreich ins Geschäft einstieg. Vor 100 Jahren, am 21. Juni 1922, wurde er von Wilhelm Goldmann in Leipzig gegründet. Heute ist er einer der erfolgreichsten deutschen Buchverlage.

Der erste Wallace-Roman

Der britische Krimiautor Edgar Wallace - in Deutschland damals noch weitgehend unbekannt - war es, mit dem Verleger Wilhelm Goldmann ab Mitte der 1920er Jahre Erfolge feierte, damals noch in Leipzig. Er publizierte zunächst Kunstbände und Abenteuerromane und brachte dann den ersten Wallace-Roman heraus.

Alte Bücher / © MorganStudio (shutterstock)

Zum Erfolg trug neben der auffälligen Einbandgestaltung auch der Umstand bei, dass Goldmann schon damals neben dem herkömmlichen Leineneinband preiswerte Broschurausgaben für den Bahnhofsbuchhandel - eine Vorform des späteren Taschenbuchs - entwickelte. Bestseller wurde Ende der 1920er Jahre "Der Hexer".

Buchhandlungen kennenlernen

1897 wurde Goldmann in einfachen Verhältnissen als Sohn eines Dorfschullehrers in Oberschlesien geboren. Er machte eine Buchhandelslehre, beschloss dann, selbst Verleger zu werden - "in jugendlichem Leichtsinn", wie er in seinen Erinnerungen zum 40. Firmenjubiläum schrieb. Um sich darauf vorzubereiten, wollte Goldmann möglichst viele Buchhandlungen kennenlernen - und übernahm deshalb 1921 die Auslandsvertretungen zahlreicher Verlage. Er wurde so unter anderem in Österreich, Dänemark und Schweden einer der ersten deutschen Handelsvertreter nach dem Ersten Weltkrieg.

Produktion bis Kriegsende

In der Zeit des Nationalsozialismus verlegte Goldmann verstärkt auch populärwissenschaftliche Sachbücher zu welt- und wirtschaftspolitischen Themen. Obwohl das Verlagsgebäude am Leipziger Rossmarkt bei einem Luftangriff im Dezember 1943 komplett zerstört wurde, konnte die Produktion bis Kriegsende aufrechterhalten werden. Nach eigenen Angaben wurde Goldmann als Soldat im Februar 1944 wegen politischer Äußerungen von der Gestapo verhaftet; es sei ihm jedoch 1945 die Flucht gelungen. 1946 wurde er von der sowjetischen Geheimpolizei wegen des Vorwurfs, "faschistische Bücher" verlegt zu haben, verhaftet und vier Jahre lang inhaftiert.

Verlag in München

Nach seiner Freilassung im Januar 1950 übersiedelte Wilhelm Goldmann von der DDR in die Bundesrepublik und führte seinen Verlag fortan in München weiter - dort hatte seine Frau den Neuaufbau vorbereitet. Dabei verlegte er sich zunehmend auf die Produktion preiswerter Taschenbücher: Ab 1952 erschienen die ersten Goldmann Taschen-Krimis - wegen ihrer vorherrschenden Einbandfarbe auch als Rote Reihe bezeichnet: Der erste war "Der Frosch mit der Maske" für den Ladenpreis von 2,20 Mark.

Bücher / © Billion Photos (shutterstock)

Im Jahr darauf starteten die in Gelb gehaltenen Goldmann-Taschenbücher mit Klassikern der Weltliteratur und zeitgenössischer Belletristik, die über fast drei Jahrzehnte das Profil des Verlags prägten. Zu den Autoren gehörten deutschsprachige Erfolgsautoren wie Heinz G. Konsalik.

Nach seinem Tod

Als Wilhelm Goldmann 1974 starb, waren in seinem Verlag 2.900 Hardcover und Taschenbücher erschienen, insgesamt mehr als 100 Millionen verkaufte Bücher. 1977 übernahm Bertelsmann, und das Programm wurde internationaler ausgerichtet. Zeitgenössische Schriftsteller, darunter Walter Kempowski, kamen hinzu. Heute ist der Goldmann Verlag Teil der zum Bertelsmann Konzern gehörenden Penguin Random House Verlagsgruppe.

Vor allem im Bereich Taschenbuch ist er bis heute einer der umsatzstärksten Publikumsverlage in Deutschland. 92 Mitarbeitende realisieren rund 350 Titel pro Jahr - zur Zeit mit einem Frauentrio an der Spitze. "Geplant war ein Frauentrio nicht, und festgeschrieben ist es natürlich erst recht nicht", sagt Verlegerin Grusche Juncker. "Aber in einem Branchenumfeld, in dem überwiegend Frauen arbeiten, ist es nur folgerichtig, dass heute die Führungspositionen nicht mehr automatisch in Männerhand liegen."

Quelle:
KNA