OFDb - Living to Die (1990) - Eine Kritik von Con Trai
Review

Leben und sterben lassen, etwas, dass die filmische Karriere vom Hauser Wings perfekt zusammenfasst und sein Œuvre, wozu ab den Neunziger selber auch eine Handvoll Regiearbeiten, hier die Nummer Zwei nach Coldfire (1990) und vor Perfect Killer (1991) gehört. Mal Action, mal Thriller, mal Erotikkrimi, wandelnd auf allen Pfaden hat der Hauser Wings sein Publikum bezirzt und wurde folglich von ihm bewundert bis vergöttert; kein Wunder, dass ihm PM Entertainment Group auch auf dem Höhepunkt der Karriere die Eigeninitiave über- und selbst das Zepter schwingen ließ:

Nach einem gepatzten Polizeieinsatz in Los Angeles, dem missglückten Transport eines Kronzeugen in einem Mafiaprozess, hat sich Detective Nick Carpenter [ Wings Hauser ] als P.I. nach Las Vegas in die Nähe des ebenfalls in der Verteidigungslinie beteiligten Lt. Frank Howard [ R. J. Walker ] zurückgezogen. Dort bekommt er eines Tages den Anruf seines reichen Freundes Edward Minton [ Ashton Brauner ], der vom kleinen Gauner Jimmy Fargo [ Arnold Vosloo ] erpresst wird. 'Eddie' hat sich die Nacht zuvor mit der Prostituierten Maggie Sams [ Darcy DeMoss ] getroffen, die aber noch vor dem Akt und ohne sein Zutun und Mitwirken an einer Dosis Kokain vor Ort verstorben ist, wobei der in Panik Geflohene einen Manschettenknopf zurückgelassen hat. Auf Wunsch von Minton trifft sich Nick mit dem Erpresser.

Living to Die fängt (trotz Hauser) übrigens so an, wie man es später von PM gewöhnt ist und wie man es heutzutage in der Erinnerung kennt, mit einem sich überschlagenden Auto nämlich, dass über die Rampe eines anderen Vehikels als Hindernis geschleudert wird und in lodernden Feuerball aufgeht. Im Nachhinein ein Markenzeichen der Produktion, damals noch eher die Ausnahme, das budgetsprengende Risiko, in Coldfire kommt dergleichen bspw. als einzige größere Actionszene am Ende, während in Perfect Killer ebenso am Ende die später auch typische Explosion eines Hubschraubers zu sichten und zu bewundern ist. Ein sich treu bleiben in der Taktik also, ein Beachten der Genreregeln und der Wünsche der Klientel, ein Bedienen der An- und Herausforderungen des B-Filmes für die Kabelsender und die Videotheken, in denen als Zugpferd ein Star (oder etwas dergleichen) geboten werden muss und etwas für das Auge; Action, Schießereien wie der einleitende Überfall auf einen Zeugenkonvoi hier und die bleihaltige Antwort des beschützenden Detectives, Frauen, vielleicht ein wenig Glamour und Glitter mit der Wahl von Las Vegas als Schauplatz und natürlich auch etwas Schmuddel und Siff.

Zusammengehalten wird das von einer entsprechend reißerischen, allerdings komplett sprunghaften und irgendwie von weiten schon nach 'faul' riechenden Geschichte, wobei der Aufhänger hier mal ein etwas anderer als üblich und durchaus gediegen gehalten sowie mit neben Hauser auch weiteren fähigen Darstellern, allen voran Asher Brauner, aber auch dem jungen Arnold Vosloo besetzt ist; die Handlung geht nach dem Spektakel eingangs eher in das sloppy Neo Noir und mit der Erpressung auch in den psychologischen Thriller. Desweiteren bekommt man hier das Amerika wieder von der eher niederen, nicht gleich verachtungswürdigen Ebene aus zu sehen, der Strip einer gelockerten Brünetten im weißen Straps und Mieder, die balletartige Tanzaufführung einer schwarz gehaltenen Artistin ausgerechnet in einem Trinkschuppen Schrägstrich Diner, ein Pokerspiel mit vielen 'Fucks!' unter einer Funzel von Licht, die Fotosession einer halbnackten Gefesselten; bevor Erzählung eine rapide Änderung nimmt und Hauser – der unter der Funzel aussieht wie Hasselhoff und sich so mit Unterstützung durch Kameramann Richard Pepin von der besten Seite fotografiert – seine Waffe in einen fliehenden Wagen entlädt.

Zwischendurch ist dann Schnee plötzlich in der Umgebung, von jetzt auf gleich auch und in nur einer Szene übrigens. Erst Sommer, Sonne, Sonnenschein, dann Schnitt und Schnee, nicht nur etwas liegengeblieben vom Reif in der Nacht, sondern Massen von, die Handlung scheint sich über Wochen und Monate zu erstrecken oder auf einem ganz anderen Kontinent mit unterschiedlicher Witterung, ohne dass der Zuschauer etwas von spürt und das Epos darin entdeckt. Erneuter Schnitt, und man kann wieder mit vor Wärme hochgekrempelten Ärmeln durch die Stripschuppen ziehen. Schnitt, und die obligate, im Vertrag stehende Sexszene wird wieder zu Schneeflöckchen, Weißröckchen angespielt. Action gibt es nach dem Opener übrigens kaum bis keine, ein deftiger Kopfschuss mittendrin, ein Wurf vom Hausdach, noch ein Attentat auf offener Straße per Pumpgun; dafür funktioniert das trotz oder vielleicht auch wegen dem ganzen Unsinn, der als Füllmaterial aufgetischt wird und wegen einer Charakterzeichnung, die (von den Männern) gut gespielt ist, aber nicht so richtig bis gar keinen Sinn ergibt.

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