Expats: Review der Pilotepisode der Amazon-Prime-Video-Serie mit Nicole Kidman
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Expats: Review der Pilotepisode der Amazon-Prime-Video-Serie mit Nicole Kidman

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Poster zur Serie „Expats“ mit Nicole Kidman
Poster zur Serie „Expats“ mit Nicole Kidman © Amazon Prime Video

In der Serie „Expats“ begleiten wir Nicole Kidman, die als Amerikanerin mit ihrer Familie in Hongkong lebt. Als das Unfassbare geschieht, gerät ihr Leben aus den Fugen. Lohnt sich das Reinschauen in die Serie bei Amazon Prime Video?

Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!

2016 erschien der Roman „The Expatriats“ der in Hongkong geborenen Amerikanerin Janice Y. K. Lee. Nun folgt die Miniserie Expats dazu. Auf die Mattscheibe gebracht hat sie Lulu Wang, vor der Kamera und auch im Produzenten-Stab brilliert Hollywoodstar Nicole Kidman. Zu sehen ist das Ganze nun beim Streamingdienst Amazon Prime Video. Vergleiche mit Kidmans anderer Serie Big Little Lies drängen sich auf, noch bevor man die erste Szene gesehen hat. Doch kann die neue Serie auch ähnlich begeistern?

Wovon handelt die Serie „Expats“?

Margret Woo (Kidman) ist eine wohlhabende Mutter, erfolgreiche Landschaftsgärtnerin, die mit ihren drei Kindern ihrem noch besser verdienenden Mann Clarke (Brian Tee) nach Hongkong gefolgt ist. Dort wohnen sie nun in einem luxuriösen Gebäude voller anderer reicher Ausländer und vertreiben sich die Zeit mit ausschweifenden Partys auf Yachten oder anderen schönen Orten. Ihr einziges Problem ist, dass die Leute in ihrer Wahlheimat üblicherweise keine Gärten haben, also sieht sie sich von der erfolgreichen Geschäftsfrau zur Familienmanagerin herabgestuft.

Ihre beste Freundin ist ihre Nachbarin Hilary (Sarayu Blue), die in ihren modischen Businessanzügen jedes Meeting meistert. Deren Ehe mit David (Jack Huston) steht aus mehreren Gründen unter keinem guten Stern, die Lügen beiderseitig scheinen nicht zu enden. Während der einstige oder aktuelle Alkoholiker David eine Affäre hat oder hatte, verschweigt seine Frau ihm, dass sie heimlich die Pille nimmt, obwohl das Paar eigentlich versucht, gerade ein Kind zu bekommen...

Mit den beiden Frauen verbunden ist die junge Mercy (Ji-young Yoo), eine New Yorkerin mit koreanischen Wurzeln, die aus ihrer Welt ausbricht und sich in Hongkong mit Jobs über Wasser hält, während ihre Expat-Freundinnen von ihrem trust fund leben.

Die Leben der drei werden durch eine Tragödie verbunden, die man am besten selbst in der Serie erst erfährt. Zu Beginn ist nur klar, dass Mercy sich für die Schuldige hält. Für die, die das Leben einer anderen zerstört hat, unwiederbringlich. Nun fragt sie sich, ob die Auslöserpersonen von Dramen - die Todesfahrer, diejenigen, die eine schlechte, tödliche Entscheidung getroffen haben -, ob diese Menschen weitermachen können und ob sie das Geschehene verarbeiten können.

Wie kommt es rüber?

Romanverfilmungen sind meist etwas Besonderes und im besten Fall merkt man das schon auf der Mattscheibe, ohne eine Seite gelesen haben zu müssen. Sie springen im besten Fall leichtfüßig zwischen den Ebenen und hauchen jeder Szene einen tieferliegenden Sinn ein, den man oft nur erahnen kann. Für „Expats“ gilt genau das im besten Sinne. Die komplizierten Familienkonstruktionen, das Leben in einer Wahlheimat, die Beziehungen untereinander, all das wirkt tiefgründig ausgearbeitet, ohne dabei zu schwer zu werden.

Margret erlebt sich als aufmerksame Mutter, die ihre Aufgaben, wie zum Beispiel die Planung glamouröser Feiern für ihren Mann, bestens erledigt, aber deutlich fühlt, dass sie nicht ganz sie selbst sein kann in ihrer aktuellen Wahlheimat. Immer wieder betont sie im Gespräch mit anderen Expats, dass sie auf die Einheimischen nicht herunterguckt und betont ihre kulturelle Aufmerksamkeit, bis wir sie in einen Supermarkt begleiten, in dem sie einen jungen Mann harsch auffordert, ihr ein typisch amerikanisches Lebensmittel zu zeigen, da sie es nicht finde. Wenige Minuten später sehen wir, dass der Mann ebenso wie Margret selbst ein Kunde ist, den sie für einen Angestellten gehalten hat...

Schon in der ersten Folge erleben wir auch, wie vielschichtig die Freundschaft zu Hilary ist. Die beiden Frauen, die fern ihres Geburtslandes leben, bewegen sich nach den dramatischen Ereignissen zwischen tröstender Wärme und abweisender Kälte. Sie brauchen sich, weil sie sich ähnlich sind und die Auswahl an diesen Menschen nicht groß ist in Hongkong. Gleichzeitig fühlen sie sich einander nicht ähnlich, gemessen an den Maßstäben in den USA.

Schön gespiegelt wird das durch die beiden Haushälterinnen, die von den Philippinen stammen. Essie (Ruby Ruiz), die Nanny und Helferin von Margret, wird regelmäßig als Teil der Familie vorgestellt, doch sehr dicht unter der Oberfläche neidet Margret ihr das enge Verhältnis zu den drei Kindern.

Zwischen der oft typisch interkulturellen Mischung aus Minderwertigkeitskomplex und Hochmut bewegt sich viel in der Serie Expats. Das entfaltet sich in der Serie auf zahlreiche und clevere Weisen, während wir an den menschlichen Dramen zu knabbern haben, die sich plötzlich in alles mischen.

Keine Figur, keine Szene ist zu viel oder zu wenig, wie man von Anfang an ahnt und wie auf Dauer bewiesen wird. So erscheinen die Helferinnen von Anfang an als mehr als eine einfache Spiegelung der Expat-Frauen aus dem Westen. Sie sind nicht nur ein Symbol für die Ungerechtigkeit und Absurdität der Welt, sie spielen eigene Rollen, kommen mit eigenen Charakteren und bringen uns doch so viel über die anderen bei.

Die neue Amazon-Serie „Expats“ ist eine gelungene Literatur mit allen Stärken, die auch auf der Serienebene mit zahlreichen Perlen glänzt. Schon so früh im Jahr bekommen wir hier beste Dramaserien-Unterhaltung in schönen Bildern und starken Geschichten.

Viereinhalb von fünf Romanseiten.

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