Home | TITANIC – Das endgültige Satiremagazin

Newsticker

Das Lyrik-Eckchen

Politischer Rat bei Starkregen vor Wahlen
von Cornelius W. M. Oettle

In die Gummistiefel schlüpfen,
Ortsbegehung, Sandsackhüpfen,
Deiche sichten, Dammwand halten,
Erdrutsch kucken, Schlamm standhalten,
Schöpfwerk schauen, Eimer zücken,
Pumpen glotzen, Hände drücken,
Helfer loben, Hoffnung machen –
nur ja im Flutgebiet nicht lachen!

Platz 1 - Die Spitzenkolumne #11

Immer schwierig, wenn man mal paar Tage keine Nachrichten mitbekommen hat, weil man “zu tun” hatte. Man nickt dann schlau, wenn Leute sich auf aktuelle Vorkommnisse beziehen, sagt “ja, krass … voll … find ich auch … schlimm beziehungsweise gut”. Zum Glück wird einem das Wichtigste gerankt, aufgelistet, sortiert. Also, fix online gegangen, und da! TOPMELDUNG: “Historisches Urteil im Schweigegeld-Prozess: Jury spricht Donald Trump schuldig”. Yess, schuldig, Trump ist scheiße, schalalalaaaa, hoffentlich kommt er jetzt in’ Knast! Worum ging’s noch mal in diesem Prozess? Um welche der unzähligen Schandtaten, die sich dieser reiche Drecksack in den vergangenen Jahrzehnten geleistet hat? Und trotzdem ist er noch frei – wie so viele reiche, männliche Täter? Egal, jetzt siegt bestimmt die Gerechtigkeit. Ich schau dann nächste Woche wieder rein, in die Nachrichten.

Ganz vorn bei den "Suchtrends in Echtzeit" hingegen wird es richtig gruselig. Es fällt das Wort “SUPERKOLONIE”. Geht es um die Männerfußballfans, die bald in Berlin einfallen? Den Nachwuchs der Lobos? Eine neue historische Serie auf RTL? Mein großes Herz, in dem noch jede*r ein Plätzchen gefunden hat? Nein! “Die Stadt Kehl hat ein Problem mit einer invasiven Ameisenart. Sogar Strom- und Internetausfälle habe es schon gegeben” (zdf.de). Darum geht’s. Putzig. Also für uns, die wir nicht in Kehl wohnen. Ein Schädlingsbekämpfer wurde sogar zitiert mit den Worten: "Das ist richtig krass". Jetzt müsse “rasch, koordiniert und konsequent gehandelt werden”. Voll. Die Filmproduktionsfirmen sollten keine Zeit verlieren und sofort klären, wer wie was.

Mit so was schafft man es nämlich auf Platz 1 der deutschen Kinocharts! Vor den Ameisen sind aber noch die Enten: In “Raus aus dem Teich” zieht eine Entenfamilie in die große, weite Welt. Vielleicht ja auch nach Kehl. Währenddessen ist ein Film namens “Atlas” mit Jennifer Lopez auf Platz 1 der Streamingcharts. Es geht um ein Cockpit, Planeten, KI, Roboter und Armee. Alles noch nie so gesehen. Aber auch dieser Film gibt die Richtung für die Verwurstung der beliebtesten Meldungen vor. Vielleicht kann man diese Trump-Nummer ähnlich spektakulär verfilmen. Auch mit ganz viel CGI, also computergenerierten Bildern, und sowieso ganz viel Fantasie – weil er all diese ganzen, ihm vorgeworfenen Dinge natürlich gar nicht getan hat.

Platz 1 – die Spitzenkolumne von Paula „the one“ Irmschler erscheint jeden Samstag in voller Länge nur bei TITANIC.

Die 6 Ehegeheimnisse des Friedrich Merz

Wenn Charlotte Merz ihrem Mann schon nicht widerstehen kann, wie sollen es dann erst die Wähler bei der nächsten Bundestagswahl können? Wir besuchen den CDU-Chef und seine Frau in ihrem Liebesnest in Arnsberg und beantworten die Frage: Wie erhält man die Liebe über vier Jahrzehnte?

Das Erfolgsrezept der Merz-Ehe – nur im Juniheft.

Jetzt an jedem Bahnhofskiosk, im Onlineshop als Print, PDF, in der App oder am besten: im Abo!

Müters Söhne #8

Geheimnisse


"Verpiss dich, du Betrügerin!"

Henry ist 12 Jahre alt. Seine Mutter Viola Müter schreibt hier im wöchentlichen Wechsel über ihn und ihre anderen zwei Söhne im Alter von 5 und 16 Jahren. Die Mutter nennt sie liebevoll ihre "Mütersöhnchen".

Henry verbringt viel Zeit in seinem Zimmer. Momentan noch mehr als sonst. "Verpiss dich, du Betrügerin!", muss ich mir anhören, wenn ich ihn durch seine abgeschlossene Zimmertür frage, was er so treibt. Ich bin überzeugt, dass Henry sich von mir distanziert, weil er ein Geheimnis hat. Ich habe nichts gegen Geheimnisse. Ich selbst habe das Geheimnis, dass ich eine leidenschaftliche Affäre mit einem Mentalisten hatte, jahrelang gehütet, als hinge meine Ehe davon ab. Heute kann ich sagen: Vielleicht zurecht. Mein Mann ist ausgezogen.

Was Henry geheim hält, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Als ich sein Zimmer nach Indizien durchsuchte, fand ich in seinem Kopfkissenbezug 10 000 Euro in bar. Henry hat viel Geld zur Kommunion geschenkt bekommen. Eigentlich hat er das aber vollständig für In-App-Käufe bei Fortnite ausgegeben. Sofort kam mir Petr Bystron in den Sinn. Der AfD-Politiker soll doppelt so viel Bargeld von einem prorussischen Netzwerk erhalten haben. Spione sind unter uns, soviel ist sicher. Nur ist mir nie in den Sinn gekommen, dass auch in meinem Umfeld einer lauern könnte. Natürlich spricht einiges dagegen, dass mein zwölfjähriger Sohn für die russische Regierung spioniert. Was kann er Wladimir Putin schon bieten? Sensible Informationen gibt es in unserem Haushalt nicht. Sensibel ist nur mein Mann. Seine Konfliktlösungsstrategie hieß bisher "beleidigt abhauen". Wohl kaum interessant für den russischen Präsidenten.

Denkbarer ist, dass Henry mit den 10 000 Euro nach Nordkorea auswandern möchte. Ständig hört er den neuen Propaganda-Song von Kim Jong-un. Jedenfalls immer, wenn ich an seiner Zimmertür lausche. "Friendly Father" heißt das Lied. Ich finde es nachvollziehbar, dass Henry sich einen freundlicheren Vater wünscht. Einen, der nicht bei der kleinsten Unannehmlichkeit seine Familie verlässt. Aber ob ihm der nordkoreanische Diktator ein besserer Vater wäre? Ich fange Henry am Schulbus ab, um ihn zu informieren, dass auch Kim Jong-un immer wieder plötzlich verschwindet. Ich war überrascht von mir selbst, dass ich meinen Mann einmal gegen Kim Jong-un verteidigen würde. "Du checkst es einfach nicht", war Henrys harsche Reaktion.

Ich habe gelesen, dass es Kindern nicht egal ist, wenn sich ihre Eltern trennen. Das könnte erklären, warum Henry aktuell so aufgebracht ist. Vielleicht ist es nicht wichtig, was genau er verheimlicht. Meine Vermutungen werden reichen, um meinen Mann zur Besinnung zu bringen. "Für Henry. Und zwar sofort und nicht erst, wenn der Verfassungsschutz wegen Landesverrat anklopft", werde ich meinem Mann ins Gewissen reden. Woher die 10 000 Euro kommen und warum Henry tatsächlich einen nordkoreanischen Propaganda-Song in Dauerschleife hört – egal, muss er selbst wissen. Es gibt Geheimnisse, die man für sich behalten sollte.

Die Kolumne von Viola Müter erscheint jeden Donnerstag nur bei TITANIC.

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hä, Ärzteverbände und Pflegekräfte?

Angesichts der schlechten Versorgungslage habt Ihr bei einer Protestkundgebung auf Euren Plakaten unter anderem »Weitsicht statt Kurzsicht« gefordert. Wir sind zwar nicht vom Fach, aber ist es nicht so, dass in der Augenheilkunde weder Myopie noch Hyperopie als erstrebenswert gelten?

Sieht schon doppelt:

Eure Titanic

 Auf einem Sharepic, »Handelsblatt«,

lasen wir: »460 Milliarden US-Dollar. So hoch ist das Gesamtvermögen der zehn reichsten Frauen der Welt« und erwarteten im Folgenden irgendwas in Richtung »Reiche werden reicher«. Doch falsch gedacht!

Schon in der Caption erfuhren wir, worum es Dir eigentlich ging: »Immer noch verdienen Frauen etwa 18 Prozent weniger als Männer.« Wir glauben ja, es gibt bessere Versinnbildlichungen für den Gender-Pay-Gap als die reichsten Menschen der Welt, aber hey, stay woke!

Schickt Dir reichlich Grüße: Titanic

 Aha, Altkanzler Schröder-Gerd!

Aha, Altkanzler Schröder-Gerd!

Im großen Bunte-Interview haben Sie das Geheimnis Ihrer Gesundheit preisgegeben: Gute Ernährung mit Obst, Nüssen und Hafermilch, Currywurst und Wein dagegen nur noch selten. Doch auch Ihre politische Einstellung scheint bei Ihrer Frische eine Rolle zu spielen. Die Vermutung der Bunten, dass Sie sich langweilen würden, wenn »Ruhe einkehren würde«, sei nicht ganz falsch: »Wahrscheinlich würde mir die Herausforderung fehlen, wenn sich keiner mehr an mir reibt.«

Also deshalb, Schröder, stehen Sie seit Jahrzehnten unverbrüchlich an Putins Seite – damit dessen Kritiker/innen Ihnen ordentlich Feuer unterm Hintern machen und Sie schön den Puls oben halten können!

Wird einiges klar: Titanic

 Bisher unbekannte Seiten, Josef Ackermann,

ehemaliger Chef der Deutschen Bank, zeigten Sie im Interview mit der Bunten, der Sie erzählten, dass Ihre Familie für Sie relevanter sei als all der schnöde Zaster: »Liebe ist viel wichtiger als Geld.« Was man halt so erzählt, wenn einem mindestens drei Immobilien gehören und es etwas dauert, die Millionen auf dem Konto zu zählen.

Auch Ihr Blick nach unten ist milder geworden, weil Sie so viel von Ihrer Frau gelernt haben: »Sie hat mich weicher und sensibler gemacht gegenüber Menschen, die nicht so leistungsfähig sind.« Was Ihren Heiligenschein allerdings etwas trübt, ist Ihr Umgang mit Autos. Große bräuchten Sie nicht mehr, aber: »Im Tessin fahre ich den Fiat Cinquecento, den ich meiner Frau geschenkt habe.« Voll den sensiblen Menschenfreund raushängen lassen, dann aber der eigenen Frau das Auto wegnehmen?

So richtig scheinen Sie Berufs- und Privatleben doch noch nicht trennen zu können, bilanziert Titanic

 Vermeintlich smooth, Vichy,

bewirbst Du Deine Feuchtigkeitscreme mit dem Slogan »I got 100 problems, but dry skin ain’t one«. Dass Du »99 problems«, wie im Originalsong von Jay-Z, vermutlich nicht sagen durftest: geschenkt. Wir fragen uns allerdings: Wenn man inklusive trockener Haut 101 Probleme hat, sollte man dann wirklich an dieser Stelle ansetzen?

Grübelt spröde

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Das Ende ist nah!

Wenn man aus dem radiologischen Zentrum kommt, fällt der Blick sogleich auf die gegenüberliegende Neuapostolische Kirche. Jesus überstrahlt eben doch alles.

Teresa Habild

 Should I stay or should I go?

Kurz vor meinem ersten Backpacker-Urlaub seit dreißig Jahren habe ich beim Befüllen des Kulturbeutels festgestellt, dass statt der fünfunddreißig Kondome, die ich als Teenager in Erwartung amouröser Begegnungen eingepackt und natürlich originalverschweißt wieder mit nach Hause gebracht hatte, nun Tablettenschachteln, Cremes, Salben, Pflästerchen, Nahrungsergänzungsmittel und massenhaft Tütchen mit Gel gegen saures Aufstoßen das Gros meines Waschtascheninhalts ausmachen. Mein Problem: Bei aller Ernüchterung ist die Gewissheit, dass ich dieses Mal jedes einzelne Teil aufreißen und hemmungslos zur Anwendung bringen werde, für mich schon wieder so aufregend, dass ich am liebsten zu Hause bleiben würde.

Patric Hemgesberg

 Verrücktes Kapitalismus-Experiment

Was würde wohl passieren, müssten alle Soldaten ihre Munition selbst bezahlen?

Katharina Greve

 Neue Metaphern braucht das Land

Selbst wenn mir der Klimawandel egal ist, kann ich das angesichts der verdorrten Wälder und Felder leider nicht mehr damit veranschaulichen, dass »nach mir die Sintflut« kommen könne.

Tibor Rácskai

 Neuer Schüttelreim

Soeben in fünf Minuten erzwungener Wartezeit vor dem Limette-Minze-Mandarine-Aufguss die ausführliche Saunaordnung meines Stadtteilschwimmbades an der Wand studiert. In dem peniblen Regelwerk unter anderem erfahren, dass in den Räumlichkeiten neben Wäschewaschen und anzüglichen Bemerkungen auch Kratzen und »Schweißschaben« verboten sind, was immer das sein mag. Sofort Gedichtidee gehabt: »Wer denkt sich ein Wort aus wie Schweißschaben? / Das waren bestimmt diese« – na, ihr könnt es euch ja denken.

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
01.06.2024 Hamburg, Altonale-Festival Ella Carina Werner
03.06.2024 Berlin, Galerie Artlab Rudi Hurzlmeier und Martin Sonneborn
05.06.2024 Schwerin, Club Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
06.06.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner