May the Force be with you! – George Lucas: Der lange Weg zu Star Wars in unserer Graphic Novel-Rezension
Geschrieben von Dennis Gröschke am 04.05.2024
Wenn man an den modernen Blockbuster denkt, fällt es rückblickend nicht leicht, sich auf den zarten Beginn dieses Phänomens zu besinnen. Auch wenn der Begriff noch weiter zurückreicht, würden Filmfans von heute die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts als Startschuss für diese Art von Filmen in den Kinos bezeichnen. Beginnend mit „Der weiße Hai“ von Steven Spielberg, setzen sich insbesondere die ersten Star Wars-Filme an die Spitze dieses Begriffs, standen die Kinozuschauer doch kurz nach Start des Filmes in den USA regelrecht um die Häuserblöcke herum an, nur um ein Ticket für den Film zu ergattern. Auch wenn der Film damals von 20th Century Fox produziert wurde, hatte man kein großes Vertrauen in die Vision von George Lucas, weswegen Star Wars auch gerne mal als damals teuerster Independent-Film betitelt wurde. Das ist nach den Maßstäben eines durch ein Studio finanzierten Filmes zwar klar falsch, schaut man sich aber die Entwicklung und Entstehung des Filmes an, wird die Kennzeichnung schon ein wenig klarer.
Wer sich ungern mit den Hintergründen und der Entstehung von Filmen beschäftigt, wird sich auch durch die heute hier vorgestellte Graphic Novel „George Lucas: Der lange Weg zu Star Wars“ wahrscheinlich nicht umstimmen lassen. Wer aber jeden Fitzel an Information zu seinen Lieblingsfilmen aufsaugt, hat es in der heutigen Moderne viel einfacher, an Hintergründe zu kommen. In den 70ern und 80ern war das noch nicht so einfach, daher war die Freude groß, als mit der Veröffentlichung der Original-Trilogie auf DVD im Jahr 2004 dieser eine Dokumentation beigelegt wurde, die sich intensiv mit der Entstehung von Star Wars und seinen beiden Nachfolgern beschäftigt. „Empire of Dreams: The Story of the Star Wars Trilogy“ beleuchtet die Entstehungsgeschichte in vielen Facetten und ist eine sehr sehenswerte Dokumentation. Heute findet ihr die Doku auf YouTube oder aber auch auf Disney+ und braucht euch nicht die DVD-Box zu kaufen.
Eine andere Art der Auseinandersetzung mit dem Thema Entstehungsgeschichte von Star Wars liefert die heute hier vorgestellte Graphic Novel „George Lucas: Der lange Weg zu Star Wars“ aus dem Splitter Verlag. Hier haben sich Autor Laurent Hopman und Illustrator Renaud Roche in meinen Augen selbst übertroffen. In den letzten Jahren erschienen immer wieder gut umgesetzte Biographien der unterschiedlichsten Künstler zu Persönlichkeiten aus dem Weltgeschehen. Hier auf ntower selbst haben wir euch vor drei Jahren mit einer Rezension zu Beate und Serge Klarsfeld eine solche Biographie vorgestellt. Hier nun die Geschichte von George Lucas. Dem Jungen, der sich nicht anpassen wollte, der schnelle Autos mag und von den fernen Welten der Serials wie Buck Rogers oder Flash Gordon fasziniert war.
Im jungen Erwachsenenalter zwingt ein Autounfall George dazu, sich von einer Rennfahrerkarriere zu verabschieden. So bringen ihn letztlich seine fantasievollen Ideen und Träume dazu, die ersten kleinen Filme zu inszenieren. Sein studentischer Abschlussfilm, eine Dystopie namens „Electronic Labyrinth: THX 1138 4EB“ bringt ihm viele Lobeshymnen ein, weswegen er diesen Kurzfilm später noch in einen Langfilm adaptieren darf. Sein zweites Projekt „American Graffiti“ schlägt da schon höhere Wellen, war doch sein Debüt arg verkopft. Überhaupt gelingt es Lucas nur schwerlich Emotionen auf die Leinwand zu bringen und seine Schauspieler zu motivieren. Seine Frau Marcia Lucas ist in dieser Anfangsphase seines Schaffens ein guter Kompass, arbeitet sie als Cutterin doch ebenfalls in der Branche.
Nun beginnt das Buch erst richtig aufzudrehen. Wir erleben als Leser das Casting für die Hauptfiguren von Star Wars, die Gründung der Spezialeffekte-Schmiede Industrial Light & Magic und die Querelen rund um das Drehbuch von „A New Hope“, welches Lucas mehrere Male überarbeitet und umschreibt. Francis Ford Coppola ist ein guter Freund von Lucas, aber auch andere Namen wie Steven Spielberg, Brian De Palma oder Produzent Gary Kurtz tauchen immer wieder auf. Wenn man sich vor Augen hält, dass der Produktion von Star Wars so viele Steine in den Weg geworfen wurden, bis hin zu der Tatsache, dass das Studio nicht an den Erfolg des Filmes glaubte, ist es erstaunlich, dass wir heute so locker über diesen Film sprechen.
Roche und Hopman lassen uns Leser an nahezu allen Schritten der Produktion teilhaben, seien es die Dreharbeiten, das Art-Design, wer mit wem nicht konnte und wer besonders gut miteinander auskam. Das liest sich so unheimlich unterhaltsam und locker weg, es ist eine Freude. Oftmals geben kurze Erläuterungen unterhalb der Panels noch Informationen zur Einordnung, häufig ergeben sich die Situationen aber aus dem dargestellten Kontext. Viele Fakten waren mir als Film-Fan bewusst, aber selbst ich hatte nicht alle Informationen parat und konnte für mein Nerdwissen noch etwas mitnehmen. Es ist schon erstaunlich, welche grundlegenden Parameter mit der Umsetzung des Filmes gelegt wurden. Hier kamen die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt zusammen und haben etwas Großes erschaffen. Die Spezialeffekte waren bahnbrechend und wurden zum Teil erst für diesen Film erfunden, das Sounddesign von Ben Burtt für die Kreaturen oder Blasterschüsse ist bis heute im Gedächtnis geblieben und von der Musik von John Williams brauchen wir nicht zu reden.
Wenn ihr euch selbst ein Bild vom Artwork zu „George Lucas: Der lange Weg zu Star Wars“ machen wollt, findet ihr hier ein paar Eindrücke auf der Verlagsseite.
George Lucas: Der lange Weg zu Star Wars ist erschienen im Splitter Verlag:
- ISBN: 978-3-98721-382-3
- 208 Seiten, farbig
- Hardcover
- 28 x 20 cm
- 29,80 Euro
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