Art Garfunkel in Frankfurt: Momente der Zerbrechlichkeit
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Art Garfunkel in Frankfurt: Momente der Zerbrechlichkeit

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Art Garfunkel.
Art Garfunkel. © afp

Der fast 78-jährige Art Garfunkel noch einmal in Frankfurts Alter Oper.

Die rotblonde Lockenmähne ist lange weg. Gebeugt schlurft Art Garfunkel über die Bühne in Frankfurts Alter Oper. 78 Jahre alt wird der Mann nächste Woche, der schon als Erstklässler erkannt haben will, dass seine Stimme eine Gottesgabe sei.

„Ich kann nicht glauben, dass ich immer noch hier stehe und das tue“: So leitet er einen intimen Abend ein, dem der Große Saal etwas zu weit um die Schultern hängt. Garfunkels Gesang wird nur von Keyboard und Gitarre begleitet.

Art Garfunkel plaudert in Frankfurt über Konflikte mit Simon

Aus seiner an Wortspielen reichen Autobiografie liest Garfunkel vor, plaudert auch sonst charmant. Die Konflikte mit Paul Simon zum Beispiel, die habe die böse Presse aufgebauscht; der Weggefährte sei ein guter Freund und einer der besten Songschreiber.

Simon & Garfunkel, zwei Jungs aus dem New Yorker Stadtteil Queens, eroberten in den 60er Jahren die Bühnen der Welt. 1970 gingen sie auseinander, traten aber auch danach immer mal wieder zusammen auf, im Central Park 1981 sogar vor einer halben Million Menschen. Solo wurde Art Garfunkel nie so erfolgreich wie Paul Simon. Er hatte neben der Musik stets andere Interessen: Er hat einen Bachelor in Kunstgeschichte und einen Master in Mathematik. Er spielte in Filmen wie „Catch-22“ oder „Carnal Knowledge“ mit. Und er wandert seit den 80er Jahren Stück für Stück um die Welt und schreibt dabei Gedichte.

Garfunkel blieb der Interpret von Stücken anderer Leute

Garfunkel war nie Singer-Songwriter, er blieb der Interpret von Stücken anderer Leute. Kleinere Erfolge hatte er mit „All I Know“ von Jimmy Webb und „A Heart in New York“ von Graham Hamilton Lyle und Benny Gallagher, die er in der Alten Oper nur knapp ansingt.

2010 musste der Sänger wegen schwerer Stimmbandprobleme eine Tour mit Paul Simon absagen und verschwand von der Bühne. Seit 2014 tritt er wieder auf. Die Stimme sei zu 96 Prozent wiederhergestellt, hat er mal gesagt – eine gewagte Angabe, denn auch unentzündete Stimmbänder klingen mit 78 nicht mehr wie mit 28.

Garfunkel in Frankfurt und das Publikum bangt mit

So bangt man in manchem Moment mit und um Garfunkel, ob er die Höhen hält. Ein leichter Schleier liegt über der Stimme, ein Moment der Zerbrechlichkeit schwingt mit: Der Engel mit der Glockenstimme ist Mensch.

Aber Gänsehaut erzeugen, das kann er noch. Mit „Bright Eyes“ von Mike Batt etwa, seinem größten Solohit, oder „Kathy’s Song“ aus der Duo-Zeit, aus der auch viele weitere Titel auf der Setlist stehen wie „The Boxer“, „Homeward Bound“ und „The Sound Of Silence“. Manchen davon und insbesondere der kühn gebauten „Bridge Over Troubled Waters“ bekommt die stimmliche Anfälligkeit nicht gut.

Garfunkel bringt seinen Sohn mit nach Frankfurt

Zur Unterstützung bei einigen Liedern und für zwei, drei Soli hat der alte Herr seinen Sohn James Arthur Garfunkel mitgebracht. Der in Deutschland lebende „Art Junior“, wie sein Papa ihn nennt, hat eine schöne Stimme, die hohe Höhen sicher erklimmt, aber keinerlei Ausstrahlung. Das zur Schunkelnummer banalisierte „That’s Amore“ passt in den Abend wie Fertigpizza ins Feinkostgeschäft.

Das Everly-Brothers-Duett von Vater und Sohn im Zugabenteil vermag zu versöhnen. Mit dem Traditional „Now I Lay Me Down to Sleep“ verabschiedet sich Art Senior vom stehend applaudierenden Publikum.

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