Bremer Unternehmen schließt Joint Venture
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Bambus aus Äthiopien Bremer Unternehmen schließt Joint Venture

Bremen. Bambus ist ein faszinierendes Gewächs. Peter Kuhlmann-Lehmkuhle und Götz Schmitt vertreiben vieles, was aus diesem traditionsreichen Werkstoff hergestellt werden kann. Jetzt sind die beiden eine vielversprechende Kooperation eingegangen.
29.10.2011, 19:36 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Marcus Schuster

Bremen. Bambus ist ein faszinierendes Gewächs. Zwischen 30 und 50 Zentimeter an Länge kann eine Pflanze pro Tag zulegen und produziert damit, im Nutzungszyklus betrachtet, rund viermal mehr Holz als zum Beispiel eine Eiche. Bei immer knapper werdenden Ressourcen sei Bambus deshalb der Werkstoff der Zukunft, ist Götz Schmitt überzeugt, „das Gras für das neue Jahrtausend“.

Mit seinem Partner Peter Kuhlmann-Lehmkuhle vertreibt der Groß- und Außenhandelskaufmann vieles, was aus diesem traditionsreichen und dennoch modernen Werkstoff hergestellt werden kann: Bodenbeläge für Innen und Außen, Sichtschutz-Elemente, Tischlerplatten, Rahmen und Lattenroste für Betten, Möbel. Aber auch ausgefallenere Dinge, die das Unternehmen „elephant bambusprodukte“ selbst entwickelt hat – etwa Türen für Pferdeboxen. „Bambus ist so hart, dass ein Pferd es nicht durchbrechen kann“, sagt Schmitt. Dabei ist ein solches Tor aus Bambus viel dünner und leichter als Holz.

Bislang ist die Hauptquelle des Westens für Bambus und daraus hergestellte Produkte immer noch China – rund vier Millionen Hektar Erntefläche für Bambus existieren in der Volksrepublik. Doch jüngst trat ein Land auf den Plan, in dem die Pflanze bislang eher ungenutzt und in Massen vor sich hinwuchs: Äthiopien. Im vergangenen Jahr machte sich Khalid M. Duri vom Möbelhersteller „Fortune Enterprises“ auf die Suche nach Möglichkeiten, ins Bambus-Geschäft zu expandieren, am liebsten mit Partnern aus Europa. Bis dahin hatte er Hölzer teuer importieren müssen. Der Händler aus Addis Abeba stieß auf Götz Schmitt und die elephant GmbH, die seit 2007 hälftig zum Bremer Unternehmen C. Melchers gehört.

Aus der Kooperation wurde mehr: Am Freitag haben Duri und Schmitt in Bremen das Gemeinschaftsunternehmen „Aethiopic Alpine Bamboo“ gegründet. Es sieht vor, dass die Äthiopier von 2013 an, über fünf Jahre hinweg, Bambuserzeugnisse im Wert von insgesamt 18,75 Millionen Euro nach Bremen liefern. „elephant verschafft uns einen Marktzugang in Deutschland und Europa“, sagt Khalid M. Duri.

Neue Schlüsselindustrie

Das Material für seine Produkte stammt aus 30 Erntezentren am Rand der Hauptstadt Addis Abeba. Jedes einzelne dieser Zentren wird von einer Bauerngenossenschaft geführt, die ihre Plantage auch eigenständig kultiviert. Die Bambusernte geschieht dort noch klassisch mit Macheten und Eseln als Lasttieren und ist deshalb arbeitsintensiv. Rund 4000 Menschen kommen dadurch in Lohn und Brot. „Neben Kaffee könnte Bambus für uns die Schlüsselindustrie der Zukunft werden“, sagt Duri. Äthiopien, eines der ärmsten Länder der Welt, verfügt über 67 Prozent der gesamten Bambusvorkommen Afrikas. „Ich war selbst überrascht, als ich das erste Mal davon hörte“, sagt Götz Schmitt. „Da war es nur naheliegend, diese Ressource auch effektiv zu nutzen“ – eine Ressource, die theoretisch niemals versiegen wird und die beständigste Eigenschaften aufweist: Bambusplanken können – im Freien verlegt – bis zu 30 Jahre halten, innen entsprechend noch viel länger.

Die äthiopische Regierung unterstützt die neu erwachsende Branche mit Steuererleichterungen und kostenlosen Ländereien, sagt Duri, zumal Bambus auch hervorragende Eigenschaften aufweist, Kohlendioxid zu binden. Nächstes Jahr wird „Aethiopic Alpine Bamboo“seine erste Fabrik zur Weiterverarbeitung errichten, Ende 2012 soll die erste Produktion beginnen, mit deutschen Maschinen und Know-how. 892 Menschen möchte Duri beschäftigen. Bleibt alles im Plan, werden im Frühjahr 2013 die ersten Bambuserzeugnisse aus Äthiopien in Bremen eintreffen.

Die elephant GmbH hat den Partnern zum Beispiel gezeigt, wie Bambus bei 140 Grad Celsius verdichtet und damit noch härter werden kann. Oder wie man aus den runden Stangen mit Faserlängen bis zu einem Zentimeter (bei Holz sind es zwei Millimeter) flache, gleichmäßige Holzplanken für Bambusparkett herstellt. In Zusammenarbeit mit der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft oder dem „Bamboo Technology Network Europe“ mit Sitz in Achim treibt elephant die Untersuchung des Rohstoffs voran und entwickelt neue Produkte. „Bambus ist bereits ein Massenprodukt“, sagt Schmitt, erhältlich in Baumärkten und anderswo. Selbst wenn das vielen Menschen noch nicht bewusst sei.

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