Madagascar 3: Flucht durch Europa | Kritik | Film | critic.de

Madagascar 3: Flucht durch Europa – Kritik

Im dritten Abenteuer bereist die famose Tiertruppe um Löwenkönig Alex den Kontinent mit dem dämlichsten und boshaftesten Menschengesindel überhaupt – Europa.

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Das Schöne an Geschichten ist, das so ziemlich alles und jeder darin Identifikationsfigur werden kann. Selbstverständlich tobt sich diesbezüglich vor allem der Animations- oder Trickfilm richtig aus. Da dürfen wir uns schon mal mit Autos (Cars, 2006) oder Haushaltsgeräten (Der tapfere kleine Toaster, The Brave Little Toaster, 1987) geistig verbrüdern. Das vermenschlichte Tier ist schon ein alter Hut, doch gerne macht sich die Filmindustrie zum modernen Äsop. Die erfolgreiche Madagsacar-Reihe fabriziert aus dieser fabelähnlichen Grundkonstellation nun erneut eine überdrehte Genremixtur.

In der Savanne alt werden? Niemals! König Alex und seine Freunde sehnen sich nach der Behaglichkeit des New Yorker Zoos, den sie einst verlassen mussten. Als Star wurde der Löwe dort gefeiert, mit seiner Tanznummer wickelte er Scharen von Besuchern um den Finger. Dass es gerade die Tiere sind, die den Menschen überlegen erscheinen, machte von Anfang an den Reiz der Reihe aus und folgt ganz dem Regelwerk der Fabel. Die dümmlich gaffenden und unablässig fotografierenden Besucher hat der Löwe fest im Griff. Alex ist nicht einfach Zootier, er ist Showmaster, der die Massen zu manipulieren weiß, ein Profi in der Unterhaltungsbranche.

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Das Spiel mit den Rollenwechseln führt Madagascar 3 konsequent fort. Während in Madagascar 2 (2008) eine New Yorker Reisegruppe zum afrikanischen Urvolk mutiert, müssen sich die Tiere in Europa gegen ein äußerst mordlüsternes Menschenpack behaupten. Aller menschlichen Eigenschaften zum Trotz bleiben die Zoogefährten aber stets in ihrem tierischen Kosmos. König Alex und seinen Gefährten läge es fern, sich nur im Entferntesten mit einem menschlichen Wesen zu verbünden. Einerseits nehmen sie eine humane Position ein, grenzen sich andererseits aber strikt von den Menschen ab. Auf ihrer Flucht schließen sie sich einer Zirkustruppe an und werden Teil des Showprogramms. Vom Menschen müssen sie sich jedoch zu keiner Zeit abhängig machen, sie organisieren sich selbst und kaufen sich mit einer List von den Direktoren frei.

Gerade die Besetzung des Menschen mit negativen Konnotationen aber macht Madagascar 3 durchweg vergnüglich. Mit viel Überzeichnung führt der Film auf diese Weise den Homo sapiens vor. Die französische Polizei ist gewaltbereit, die italienische unsagbar dumm, die Zirkusdirektion geldgierig. Besonders Antagonistin Chantal Dubois, eine ernsthaft gestörte Ausgeburt der Gendarmerie, sorgt für morbide und originelle Momente. In einer ganz und gar surrealen Szene schmettert sie mit kajalverschmierten Augen eine eigenwillige Version von Edith Piafs „Je ne regrette rien“ mit dem Ziel, die Gipsverbände der malträtierten italienischen Polizisten zu sprengen.

Derartige Momente brechen die eh schon bröckelige physikalische Logik, sofern man im Trickfilm überhaupt davon sprechen kann, noch weiter auf. Mehr als sonst löst sich die Madagascar-Reihe im dritten Teil von ihrer Geradlinigkeit und zahmen Erzählweise. In einigen Zirkusnummern, die besonders visuell hervorstechen, werden Raum und Zeit schließlich völlig aufgehoben. Das Szenario um die Manege löst sich in einem Licht- und Farbenspiel auf, während die einzelnen Darbietungen der Tiere fließend ineinander übergehen. Einer derartigen Inszenierung liegt sicherlich die Ausstellung des 3D-Effekts zugrunde, der alleine schon deshalb funktioniert, weil der Körper der Giraffe Melman mehrmals durch sämtliche Raumebenen ragt.

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Dazwischen müssen sich die Tiere trotzdem mit jeder Menge menschlicher Sorgen herumplagen. Während der Flucht vor den verrohten, animalischen Ordnungshütern gibt es viel über Freundschaft und Selbstvertrauen zu lernen und sogar Lemurenkönig Julien darf dieses Mal die Freuden der großen Liebe erfahren. Madagascar 3 wechselt munter zwischen Roadmovie, Liebesfilm und Actionkomödie und ist stets bemüht, sein wackeliges Handlungsgerüst mit viel Detailverliebtheit und Referenzen an die Populärkultur auszubalancieren. Damit steht er ganz in der Tradition seiner Vorgänger, erscheint aber stellenweise experimentierfreudiger und brachialer. Und von ein paar herzensguten Tieren lassen wir uns doch gerne mal ein paar Lebensweisheiten erzählen.

Trailer zu „Madagascar 3: Flucht durch Europa“


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