Der am 29.Mai 1894 in Wien geborene Josef von Sternberg gehört zu den bedeutenden Regisseuren der 1920er und 1930er Jahre und ist vor allem für seine Filme mit Marlene Dietrich bekannt. DER BLAUE ENGEL (1930) gehört zu den ganz großen deutschen Filmklassikern und brachte für Marlene Dietrich den internationalen Durchbruch. Dietrich folgte damals von Sternberg, der nach der Fertigstellung des Films wieder nach Hollywood zurückkehrte und drehte dort mit diesem MAROKKO (1930) und ihm darauffolgenden Jahr ENTEHRT (1931). Nach EINE AMERIKANISCHE TRAGÖDIE (1931), den von Sternberg für die Paramount mit Sylvia Sidney und Frances Dee in den Hauptrollen inszenierte kam es dann wieder zu weiteren Zusammenarbeiten mit Marlene Dietrich. SHANGHAI-EXPRESS (1932), DIE BLONDE VENUS (1932), DIE SCHARLACHROTE KAISERIN (1934) und schließlich DER TEUFEL IST EINE FRAU (1935) waren weitere gemeinsame Filme, doch waren die letzten beiden Werke kommerziell wenig erfolgreich, weshalb es zu keiner weiteren Zusammenarbeit mehr kam. Von Sternbergs Markenzeichen waren Aufnahmen, die das Licht und Schatten Spiel stark betonten, weshalb von Sternbergs Stil gut erkennbar ist. Gleichzeitig wurde diesem jedoch auch immer wieder vorgeworfen die eigentliche Geschichte bei seinen Filmen zu vernachlässigen. Nach einer langen Durststrecke an aus von Sternbergs Sicht unbefriedigender Entwicklung von gekappten oder unfertig gestellten Projekten ergab sich für diesen mit der Verfilmung des Bühnenstücks THE SHANGHAI GESTURE eine vielversprechende Möglichkeit. Es soll vorher bereits mehr als 30 Versuche gegeben haben, dieses Stück in einen Film umzusetzen und ironischerweise ist dies auch von Sternbergs letzter bedeutender und vollständiger Film, da sowohl bei MACAO (1952) als auch bei dem John Wayne Film DÜSENJÄGER (1957) von Sternberg jeweils während des Drehs wegen Differenzen entlassen wurde.
Für die Erstellung des Drehbuchs, das auf einer Vorlage von John Colton erstellt wurde, konnte von Sternberg auf eine Reihe vertrauter und renommierter Autoren bauen wie dem gebürtigen Stuttgarter Karl Vollmöller, der die Vorlage zu DER BLAUE ENGEL (1930) lieferte und zu den Wegbereitern des deutschen Autorenfilms zählt. Aber auch Geza Herczeg, der seine Karriere als Journalist als Kriegsberichterstatter während des 1. Weltkrieges begann und berühmt für seine Libretti war (hier ist besonders Wonder Bar zu erwähnen, das auch sehr erfolgreich verfilmt wurde). Für seine Vorlage zu DAS LEBEN DES EMILE ZOLA (1937) wurde Herczeg gar mit einem Oscar für das Best Drehbuch ausgezeichnet. Mindestens ebenso bedeutend ist auch Jules Furthman, der bereits 1928 bei POLIZEI mit von Sternberg zusammenarbeitete und in den Folgejahren häufiger mit diesem arbeitete. Auch heute noch bedeutende Werke, die auf Furthmans Vorlagen beruhen sind MEUTEREI AUF DER BOUNTY (1935), die Humphrey Bogart Klassiker HABEN UND NICHTHABEN (1944) und TOTE SCHLAFEN FEST (1946), sowie die John Wayne Klassiker DÜSENJÄGER (1957) und RIO BRAVO (1959). Als letzter beteiligter Drehbuchautor soll hier auch noch James M. Cain genannt werden, der später vor allem durch FRAU OHNE GEWISSEN (1944), IM NETZ DER LEIDENSCHAFT (1946), oder WENN DER POSTMANN ZWEIMAL KLINGELT (1981) bekannt geworden ist. Da die Ursprungsversion in einem Bordell spielt, hat das damals mächtige Hays Büro viele Veränderungen und über 30 Schnitte verlangt, damit der Film dem damaligen Publikum gezeigt werden durfte. Aus dem Bordell wurde in ABRECHNUNG IN SHANGHAI nun ein Casino, das von Mutter Gin Sling (Ona Munson) geleitet wird. Diese luxuriöse Spielhalle ist der Treffpunkt der Reichen und Mächtigen von Shanghai und auch die junge und äußerst attraktive Poppy (Gene Tierney) verfällt innerhalb kürzester Zeit nicht nur der Faszination und dem Flair dieses Ortes, sondern auch dem charismatischen Doktor Omar (Victor Mature). Doch schon bald soll der Spielsalon geschlossen werden, da der mächtige Sir Guy Charteris (Walter Huston), Poppys Vater, sich große Grundstücksflächen einverleibt hat und hier sein neues Imperium errichten möchte.
ABRECHNUNG IN SHANGHAI wurde von Arnold Pressburger Films produziert, die das damals immense Budget von 1 Mio. USD für die Realisierung dieses Films zur Verfügung stellten. Dieses große Budget macht sich auch in der Ausstattung bemerkbar, das neben der Filmmusik für den Oscar nominiert war. Ein Großteil des Films spielt im Casino und hierfür wurde sichtlich viel Geld in die Hand genommen. Neben den prächtigen Aufnahmen bei den von Sternberg wieder wie gewohnt mit Licht und Schatten spielt sind auch die schauspielerischen Leistungen grandios. Wie es sich für einen Film Noir gehört gibt es hier gleich mehrere große Frauenrollen. Während Phyllis Brooks (Chicago, 1938; Charlie Chan in Reno, 1939) Part mehr dekorativer Art ist, gehört das Aufeinandertreffen von Gene Tierney (Laura, 1944; Ein Gespenst auf Freiersfüßen, 1947) mit Ona Manson (Spätausgabe, 1931; Vom Winde verweht, 1939) zu den Höhepunkten des Films. Victor Mature (Faustrecht der Prärie, 1946; Sinuhe, der Ägypter, 1954) spielt den Doctor Omar äußerst charismatisch und stellt damit ein echtes Gegengewicht zu der Schauspiellegende Walter Houston dar, der für seine grandiose Darstellung in dem Klassiker DER SCHATZ DER SIERRA MADRE (1948) völlig zu recht mit dem Oscar für die Beste Nebenrolle ausgezeichnet wurde.
Auch wenn ABRECHNUNG IN SHANGHAI in seinem Stil einem Film Noir entspricht stellt sich dieses jedoch eher als Drama dar, das aus heutiger Sicht doch etwas langatmig und schwerfällig wirkt. Der renommierte Filmkritiker Leonard Maltin bezeichnet ABRECHNUNG IN SHANGHAI als „ein langsames, schwülstiges Drama. Die durchaus faszinierende Regie könne es irgendwie nie rausreißen“. (wikipedia.de) Damit bestätigt Maltin das eingangs erwähnte Vorurteil, dass von Sternbergs Filme optisch sehr ansprechend sind, jedoch in der Geschichte Schwächen aufweist. Aus heutiger Sicht ist der Film für Cineasten hoch interessant, doch wer einfach nur einen spannenden Film Noir sehen möchte dürfte hier ziemlich enttäuscht werden. Die Beschreibung Maltins mit „langsames, schwülstiges Drama“ ist auf jeden Fall voll zutreffend.
Die Bildqualität der DVD im Vertrieb der SchröderMedia Handelsgesellschaft darf durchaus als gut bezeichnet werden. Das s/w-Bild im Original Format 1,33:1 (4:3) überzeugt mit Schärfe und Kontrast, was sich besonders bei den Nahaufnahmen angenehm bemerkbar macht. Da der Film selbst jedoch mittlerweile fast 80 Jahre alt ist, ist die Qualität jedoch nicht mit heutiger Bildqualität vergleichbar. Als Sprach Optionen gibt es Deutsch und Englisch, jeweils im Ton Format Dolby Digital Stereo. Untertitel gibt es keine, jedoch ist der Ton gut verständlich. Das einzige Extra dieser Veröffentlichung ist ein Wendecover ohne das FSK-Logo auf der Rückseite.
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5. Dezember 2019 "Bitte wiederholen" | — | 1 | 11,99 € | 9,94 € | — |
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