Die Rahmung von Kunstwerken – eine Kunst für sich

Im Idealfall wird ein Bild durch einen Rahmen bestmöglich präsentiert und gleichzeitig geschützt. Während im privaten Gebrauch der erste Aspekt im Vordergrund stehen mag, rücken im musealen Kontext konservatorische Aspekte, den ästhetischen gleichwertig, in den Fokus.

Eine konservatorisch gute Rahmung schützt ein Werk vor schädlichen Einflüssen wie Licht, Luftschadstoffen, Klimaschwankungen und mechanischen Beschädigungen. Doch nicht jeder Rahmen erfüllt diese Anforderungen. Die Praxis zeigt eine schier unendliche Vielfalt an Rahmen, Montierungstechniken und Materialitäten, und wie so oft gilt: Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht. Denn eine falsche Rahmung oder Montagetechnik kann mitunter zu irreversiblen Schäden am Objekt führen.

Für sammlungseigene, kleinere Werke stehen im Museum in der Regel Wechselrahmen in verschiedenen Formaten zur Verfügung, in denen die Bilder für die Dauer einer Ausstellung präsentiert werden können. Gerahmte Werke, die ihren Weg ins Museum gefunden haben, stellen dagegen oft eine besondere Herausforderung dar, denn oft entspricht die Rahmung nicht den konservatorischen Anforderungen. Im Museum kann ein ungeeigneter Rahmen unter Umständen nicht einfach ausgetauscht werden, wenn es sich um einen Künstlerrahmen handelt, bei dem der Rahmen als integraler Bestandteil des Kunstwerks betrachtet wird. Oft trägt der Rahmen entscheidend zur vom Künstler intendierten Gesamtwirkung bei und kann daher eine wichtige kunsthistorische Bedeutung haben. Hier gilt es, das Verhältnis zwischen der konservatorisch notwendigen Behandlung und der Erhaltung des künstlerischen Erscheinungsbildes eines Objektes abzuwägen.

Dabei ist zunächst zu prüfen, ob das Werk durch die Rahmung oder die innenliegenden Materialien geschädigt werden kann oder ob bereits Schäden eingetreten sind. Entscheidend bei der konservatorischen Bildeinrahmung ist, dass alle Materialien, die in direktem Kontakt mit dem Werk stehen, wie Passepartout, Hintergrundkarton und Rahmenrückwand, aus alterungsbeständigen, säurefreien Materialien bestehen und frei von optischen Aufhellern sind und somit den musealen Anforderungen entsprechen. In diesem Zusammenhang wird auch die Montierung überprüft. Ist sie vielleicht schon locker und droht das Bild abzustürzen? Wurde ein Klebstoff verwendet, der perspektivisch zu Verfärbungen führen oder an Klebkraft verlieren könnte? In diesem Fall muss das Material eventuell ausgetauscht oder erneuert werden. Ein weiterer Aspekt ist die verwendete Verglasung. Eine hochwertige Verglasung garantiert eine natürliche, klare Wiedergabe des Bildes, ist antistatisch und schützt vor UV-Strahlung. Daher kann es durchaus notwendig sein, die Rahmenleiste zu behalten und nur das Glas zu ersetzen. Wurde hingegen eine hochwertige Verglasung verwendet, aber der restliche Rahmen entspricht nicht den konservatorischen Anforderungen, kann es sinnvoll sein, nur die Rahmenleisten neu anfertigen zu lassen oder ggf. den vorhandenen Rahmen aufzudoppeln, d.h. die Einlegetiefe durch eine zusätzliche Leiste hinten auf dem Rahmen zu erhöhen. Dies kann der Fall sein, wenn im Rahmen zu wenig Platz ist, um den notwendigen Abstand zwischen Bild und Verglasung zu gewährleisten.

Um die konservatorischen Anforderungen an die Rahmung eines Objektes (wieder)herzustellen, gibt es verschiedene Maßnahmen, die jedoch immer eine sorgfältige Abwägung aller genannten Faktoren erfordern. So können viele Arbeitsstunden und auch finanzielle Mittel in die konservatorische Bearbeitung gerahmter Werke fließen, ohne dass im besten Fall für den Laien ein Unterschied sichtbar wird, aber das Ziel erreicht ist: die Werke angemessen zu schützen und zu präsentieren, ohne ihre künstlerische Integrität zu beeinträchtigen.

Eva Elisa Wagner

….ist Grafikrestauratorin am Sprengel Museum Hannover sowie als freie Restauratorin für Papier und Fotografie in Hannover tätig.

BU:  Beispiel für eine Künstlerrahmung von Michael Schmidt aus „Waffenruhe“, bei der die Rahmung integraler Bestandteil des Kunstwerkes ist und ihre Anmutung nicht verändert werden darf (©Herling/Herling/Werner).