Am anderen Ende der Alpen - 7 May 2024 - Bergsteiger - Readly

Am anderen Ende der Alpen

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Tenda-Pass

Serie Die schönsten Alpenpässe

Teil 9/9: Das Royatal ist genau richtig für alle, die an Fernweh leiden und die Alpen lieben. Weiter weg als in die Seealpen geht’s nicht. Ein tolles Revier für Wanderer, MTB-Cracks – und Eisenbahnfans.

Man muss eine Ü bersichtskarte der Alpen schon ganz auffalten, um den Tendapass zu entdecken. Der versteckt sich nämlich links unten, ganz am Rand des Blattes im Hinterland von Monaco, an der Grenze von Italien und Frankreich, was die zwei Namen Colle di Tenda (Italienisch) und Col de Tende (Französisch) erklärt. Trotz seines schönen Namens Tenda (= Zelt) fristete der Pass lange Zeit ein Mauerblümchendasein. Verständlich, der Grand Canyon du Verdon, nichts weniger als die größte Schlucht der Alpen, wurde hierzulande auch erst mit einiger Verspätung entdeckt. Dabei ist er schon ein paar Millionen Jahre alt …

Ganz so weit muss man beim Colle di Tenda die Uhr nicht zurückdrehen. Wie auch anderswo gilt aber, dass ein Blick in die Historie nicht schaden kann. Das Royatal gehörte in den vergangenen Jahrhunderten erst zur Grafschaft Nizza, kam dann ans Herzogtum Savoyen und war mit ihm kurze Zeit Teil des Königreichs Savoyen-Sardinien. Als Savoyen 1860 an Frankreich fiel, verblieben die Gemeinden am Oberlauf der Roya beim neu gegründeten Königreich Italien. Angeblich, weil der König die Gegend als Jagdgebiet besonders schätzte.

Auf Schienen und Rädern

Blick auf die französische Südrampe des Tendapass (1871 m) in den Seealpen an der Grenze zwischen Frankreich und Italien
FOTO: BERTHOLD STEINHILBER/LAIF

Fast zeitgleich wurden Bahnlinie und Straße am Colle di Tenda verwirklicht, beide mit langem Scheiteltunnel. Der Tenda-Eisenbahntunnel von 1898 war bei seiner Eröffnung mit etwas mehr als acht Kilometern der viertlängste weltweit und einer von insgesamt 83 Tunnels (!) auf der Tenda-Stammlinie. Sie dürfte mit der Albulabahn um die Krone des spektakulärsten Schienenstrangs in den Alpen konkurrieren. Die Bergstrecke ist eine einzige Abfolge von Brücken und Tunnels, von denen mehrere eine Krümmung von 180 Grad aufweisen, drei sogar als Spiraltunnel angelegt sind. Rekordverdächtig ist allerdings auch die südliche Straßenrampe zum Colle di Tenda mit ihren 64 dicht aufeinander folgenden Kehren. Oben am Pass (1871 m) steht allerdings kein Zelt, sondern das Forte Centrale. Der wuchtige Betonklotz ist Teil eines Festungssystems, mit dem die Italiener das oberste Royatal abschirmten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Grenze zum Tendapass verle

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