Testfazit

Testnote

2,9

befriedigend

"Suicide Squad: Kill the Justice League" ist nicht der im Vorfeld vielerorts prognostizierte Totalausfall. Allein die starke Präsentation und die über weite Strecken launige Kampagne halten das Actionspiel über Wasser und lassen über so manche Schwäche hinwegsehen. Die flotten Kämpfe machen zwar Spaß, kranken aber an Unübersichtlichkeit und teilweise merkwürdigen Design-Entscheidungen. Warum müssen "Suicide Squad"-Fans mühsam jedes Crew-Mitglied einzeln aufleveln? Wieso gibt es kein echtes Teamplay? So unterhaltsam stumpf "Suicide Squad" in seinen besten Momenten ist, so langatmig und zäh wirkt es auf Dauer. Es fehlt an Abwechslung, dem Charaktersystem mangelt es an Möglichkeiten und die offene Welt bietet viel zu wenig Inhalte. "Suicide Squad" macht also kaum etwas aus seinen Stärken und leidet obendrein unter dem Service-Ansatz, der auf langfristiges Halten der Spielerschaft getrimmt ist.

Pro
  • Großer Spielumfang
  • Solide Kampagne mit viel Humor
  • Starke Präsentation
  • Spaßige Action
  • Gelungene Bosskämpfe
  • Launiger Vier-Spieler-Koop
Kontra
  • Kämpfe teils zu unübersichtlich
  • Spielwelt bietet zu wenige Extras und Geheimnisse
  • Müdes Finale der Kampagne
  • Charaktere müssen einzeln aufgelevelt werden
  • Geringe Waffenauswahl
Die in London ansässigen Rocksteady Studios genießen bei Videospiel-Fans Kultstatus: Der 2004 gegründete Entwickler hat erfolgreiche Abenteuer wie "Batman: Arkham Asylum" und "Batman: Arkham City" abgeliefert. Kaum einem Studio ist es bisher so gut gelungen, eine Comic-Lizenz in ein ebenso atmosphärisches wie herausforderndes Spielerlebnis zu verpacken. In den vergangenen Jahren erlitt der Ruf von Rocksteady allerdings einen ersten Dämpfer. Das 2015 veröffentlichte "Batman: Arkham Knight" konnte nicht ganz an die großen Erfolge anknüpfen. Seit dem 2016 erschienenen "Batman: Arkham VR" ist es still um die Briten geworden.
Die Ankündigung des neuen Actionspiels "Suicide Squad: Kill the Justice League" stand von Anfang an unter einem schlechten Stern: Dass es sich um ein Service-Spiel mit regelmäßigen Live-Inhalten und einer Multiplayer-Komponente und nicht um ein Singleplayer-Abenteuer handeln sollte, stieß eingefleischten Rocksteady-Fans auf. Zahlreiche Verschiebungen und eine Panne zum Start des Spiels schürten die Unsicherheit, ob "Suicide Squad" den Ansprüchen der Community wirklich gerecht werden kann.
Suicide Squad: Kill the Justice League
Ausgezeichnete Story-Präsentation: Die detaillierten Zwischensequenzen von "Suicide Squad: Kill the Justice League" sprühen vor Witz.
Foto: Warner Bros. Interactive

Humor ist Trumpf

"Suicide Squad" schickt Sie nach Metropolis. Die virtuelle Großstadt wurde von Brainiac und seinen Alien-Schergen angegriffen. Schlimmer noch: Der Superschurke hat die Helden der Justice League unter seine Kontrolle gebracht – Superman, Batman, Green Lantern & Co. tanzen nach seiner Pfeife. Ein neues Team muss her, um Metropolis zu retten! Die geheime Regierungsorganisation ARGUS rekrutiert kurzerhand vier Insassen der Arkham-Anstalt für diese Aufgabe: Deadshot, King Shark, Harley Quinn und Captain Boomerang. Was folgt, ist eine unterhaltsame, wenn auch nicht sonderlich überraschende Geschichte, die erzählt, wie das zerstrittene Team wieder zusammenfindet und schließlich Brainiac die Stirn bietet.
Die Kampagne und ihre Inszenierung sind die wahre Stärke von "Suicide Squad". Das Spiel kommt nahezu ohne Ladezeiten aus; Spielgrafik und Zwischensequenzen gehen fließend ineinander über. Die Charaktermodelle sind wunderbar detailliert und die Dialoge sprühen vor Witz. Die Gruppendynamik der "Suicide Squad" erinnert dezent an "Guardians of the Galaxy" – allerdings für Erwachsene. Denn hier geht es deutlich härter und brutaler zur Sache. Nicht umsonst heißt das Spiel "Kill the Justice League". Dennoch ist die Story durchweg witzig und motiviert trotz kleiner Schwächen in Sachen Abwechslung zum Weiterspielen.
Suicide Squad: Kill the Justice League
Auch The Flash wendet sich gegen Metropolis und legt sich mit dem "Suicide Squad" an.
Foto: Warner Bros. Interactive

Solide Action in Metropolis

"Suicide Squad" ist ein klassisches Actionspiel aus der Verfolgerperspektive. Sie entscheiden, welchen der vier Antihelden Sie steuern möchten. Ein Wechsel der Spielfigur ist jederzeit möglich, solange man sich nicht in einer laufenden Mission befindet. Die Kämpfe gegen Brainiacs Horden sind rasant und erfordern ein hohes Maß an Koordination inmitten der zerstörten Hochhausschluchten von Metropolis.
Jedes "Suicide Squad"-Mitglied besitzt spezielle Eigenschaften, Waffenvorlieben und Bewegungsoptionen. Deadshot etwa greift bevorzugt zu Scharfschützengewehr und Jetpack. Harley Quinn hangelt sich mit einem Greifhaken durch die Stadt, während Shark große Sprünge macht und am liebsten das schwere MG auspackt. Die Navigation funktioniert über weite Strecken gut, doch im hektischen Kampfgetümmel verliert man immer wieder den Überblick.
Suicide Squad: Kill the Justice League
Heere Ziele: Brainiac will erst Metropolis und dann die ganze Welt erobern.
Foto: Warner Bros. Interactive
Jeder Charakter führt zwei Waffen mit sich und setzt zudem auf Nahkampfattacken. Für zusätzliche Herausforderungen sorgen erweiterte Aktionen wie Konterschüsse. Als Shooter funktioniert das Spiel solide, auch wenn "Suicide Squad" in Bereichen wie Waffenvielfalt und Individualisierungsmöglichkeiten spürbar hinterherhinkt.

Zeitfresser mit Service-Schwerpunkt

Die größten Schwächen von "Suicide Squad" sind die mangelnde Abwechslung und die ermüdende Charakterprogression. Die Missionen orientieren sich größtenteils an gängigen Genre-Standards: Mal gilt es, Horden von Gegnern abzuwehren, mal, Gegner zu töten und fallengelassene Datenpakete zu bergen und zu sichern. Originell ist "Suicide Squad" leider nicht. Schade auch: Die Spielwelt, sonst eine große Stärke von Rocksteady, bietet kaum Anreize für längere Ausflüge. Außer den Riddler-Herausforderungen und den immer gleichen Nebenmissionen gibt es hier wenig zu entdecken.
Suicide Squad: Kill the Justice League
Zwischen den Missionen können Sie den spielbaren Charakter problemlos wechseln.
Foto: Warner Bros. Interactive
Gleichzeitig nimmt das Spiel gerne viel Zeit in Anspruch. Sie müssen zum Beispiel jeden Charakter einzeln hochleveln. Schießen Sie sich anfangs etwa auf Harley Quinn ein, werden Sie später gehörige Probleme haben, mit Shark & Co. noch Anschluss zu finden. Zudem ist das Charaktersystem arg eindimensional. Stufenaufstiege verbessern Grundwerte und neue Talente in den drei individuellen Fähigkeitenbäumen der vier Charaktere. Auf diese Weise aktivieren Sie auf der einen Seite wenige, dafür aber sehr coole Special-Moves und erhöhen auf der anderen Seite Modifikatoren, die allerdings an teilweise ausufernde Voraussetzungen geknüpft sind. Es fällt dadurch schwer, den eigenen Spielfortschritt nachzuvollziehen.
Suicide Squad: Kill the Justice League
Harley Quinn schlägt im Nahkampf am liebsten mit ihrem Baseballschläger zu.
Foto: Warner Bros. Interactive
Im späteren Spielverlauf leidet "Suicide Squad" unter den immer gleichen Einsätzen und dem schwachen Missionsdesign. Schon während der Kampagne macht das Spiel deutlich, dass der bevorstehende Kampf gegen Brainiac erst der Anfang ist. Nach Abschluss der Kampagne muss man sich immer wieder durch dieselben Missionen kämpfen, um Zugang zu einer alternativen Dimension zu erhalten, in der noch mehr Beute winkt. Hier schlägt der Live-Service-Ansatz zu. Der Vier-Spieler-Multiplayer erweist sich hingegen als durchaus kurzweilig. Denn auch wenn hier die Team-Aktionen fehlen, entwickelt sich gerade in den großen Schlachten eine schöne Dynamik zwischen den Teilnehmenden.
Release: "Suicide Squad: Kill the Justice League" erschien am 30. Januar 2024 für PlayStation 5, Xbox Series S/X und PC. Das Spiel hat eine Altersfreigabe ab 18 Jahren und kostet rund 70 Euro. Wichtig: Zum Spielen ist eine Online-Verbindung erforderlich.