Selenskyjs Sicherheitsratschef sieht „Kontrollverlust“ Putins
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„Russlands Zersplitterung hat begonnen“: Selenskyjs Sicherheitsratschef sieht „Kontrollverlust“ Putins

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In Russland zeichnet sich nach Ansicht des ukrainischen Sicherheitsratschefs Danilow ein Machtwechsel ab. Er vermutet einen Kontrollverlust Putins.

Kiew - In der Berichterstattung über den Ukraine-Krieg nimmt derzeit kaum ein Thema so viel Platz ein, wie der mutmaßliche Tod von Jewgeni Prigoschin. Der frühere Chef der russischen Privatarmee „Gruppe Wagner“ ist nach Angaben des Kreml bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Oleksij Danilow, Chef des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, sieht in dem Vorfall einen beginnenden Machtwechsel in Russland.

In einem Interview mit Radio Svoboda sagte Danilow, man könne sehen, dass der russische Präsident Putin die Kontrolle über sein Land verliere. Die „Zersplitterung Russlands“ habe begonnen und sei im vollen Gange. Er fügte hinzu: „In naher Zukunft werden dort eine Menge interessanter Dinge passieren.“ Der Westen müsse sich auf die künftigen Entwicklungen vorbereiten, riet Danilow. Russland, davon ist er überzeugt, wird eines Tages zersplittert sein.

Olexij Danilow, Sekretär des Nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung, äußerte sich zu Friedensverhandlungen mit Russland.
Olexij Danilow, Sekretär des Nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung. © Ruslan Kaniuka/IMAGO

Ukraine und Russland weisen Beteiligung am Tod Prigoschins zurück

Eine konkrete Antwort darauf, wer für den Tod des Söldnerführers Prigoschin verantwortlich ist, hat aber auch Danilow nicht. Darauf angesprochen, erwiderte er: „Warten wir es ab. Man sollte etwas nicht anfassen, wenn es so heiß ist. Wir sollten warten, bis es ein wenig abgekühlt ist. Dann werden wir alle Ereignisse verstehen, die stattgefunden haben“, so der Sicherheitsratschef von Präsident Selenskyj. Dieser hatte erklärt, dass die Ukraine nichts mit dem Tod Prigoschins zu tun habe.

Russland bestreitet ebenfalls, in den Vorfall verwickelt zu sein. Derartige Behauptungen seien „eine absolute Lüge“, sagte Kreml-Sprecher Peskow. Genau zwei Monate vor dem Flugzeugabsturz hatte Prigoschin seine Söldner in einem Aufstand Richtung Moskau marschieren lassen. Ziel war laut Prigoschin der Sturz der russischen Armeeführung und von Verteidigungsminister Schoigu. Nach einem Tag hatte der Wagner-Chef den Aufstand jedoch wieder abgeblasen, im Gegenzug wurde ihm Straffreiheit zugesichert.

Danilow über Wagner-Aufstand: „Prigoschin war nicht verrückt“

Der Wagner-Aufstand, so glaubt der ukrainische Sicherheitsratschef Danilow, ist ein eindeutiges Zeichen für einen „Kontrollverlust“ Putins. Prigoschin hatte die Unterstützung von Teilen der russischen Sicherheitskräfte, als er den Aufstand begann, meint Danilow. Sonst wäre er seiner Ansicht nach nicht geschehen. „Prigoschin war nicht verrückt. Die Leute, die ihm den Auftrag gaben, auf Moskau zu marschieren, haben ihn schließlich auch aufgehalten.“

Der mutmaßliche Tod Prigoschins konnte bislang nicht unabhängig bestätigt werden. Russischen Angaben zufolge stand Prigoschins Name ebenso wie der seines Stellvertreters Dmitri Utkin auf der Passagierliste des abgestürzten Flugzeugs. Um die Identität der insgesamt zehn Todesopfer festzustellen, würden die Leichen derzeit genetisch untersucht, heißt es. Russische Ermittler hätten zudem inzwischen den Flugschreiber der Maschine gefunden. (Gregor-José Moser)

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