Aufmerksamkeitsparadoxon: Warum Kinder auf Familienfesten sterben ...
Tragische Logik

Aufmerksamkeitsparadoxon: Warum immer wieder Kinder auf Familienfesten ums Leben kommen

Bei vielen anwesenden Erwachsenen ist oft die Aufsicht für die Kinder nicht geklärt. Irgendwer wird schon nach ihnen schauen … eine fatale Annahme, die dazu führt, dass immer wieder Kinder auf Familienfesten, bei Treffen im Schwimmbad oder am Badesee sterben.

Ob Hochzeiten, Familienfeste oder Geburtstage: Nicht nur wir Erwachsenen genießen diese großen Partys mit all unseren Lieben. Auch die Kleinen feiern oft schon ausgelassen mit. 

Wunderbar, bei so vielen Erwachsenen können die Kinder frei herumflitzen, denn irgendjemand ist ja immer in der Nähe und hat sie im Blick. Sollte man meinen … Tatsächlich führt diese Annahme zu tragischen Unglücksfällen auf großen Festen! Schon mal vom Aufmerksamkeitsparadoxon gehört?

Kinder ertrinken, obwohl Erwachsene anwesend sind

Immer wieder werden Fälle bekannt, in denen Kinder im Rahmen einer Familienfeier ums Leben kommen. Im Sommer 2022 haben diese zwei Berichte besonders viel mediale Aufmerksamkeit erhalten – beide Kinder ertranken:

Am Klempowsee in Wusterhausen/Dosse ertrank eine Vierjährige. Ihre Eltern hatten das Fest, das in der Nähe des Sees stattfand, bereits verlassen. Die Großeltern beaufsichtigten die Kleine und räumten dabei auf. Auch andere Angehörige waren noch vor Ort. Nur wenige Minuten lang bemerkte niemand das Verschwinden des Kindes. Nach zwei Stunden Suche konnte es leider nur noch tot am Steg geborgen werden.

Ein einjähriges Kind verunglückte im eigenen Garten. Es war zu den Nachbarn gelaufen und dort im Teich ertrunken. Nebenan waren gerade Familie und Freunde von der Taufe des Jungen nach Hause gekommen, der Kleine war nur wenige Sekunden außer Sicht. 

"Es ist ja immer jemand dabei!"

Ob See, Teich, eine Straße vor dem Haus oder ein anderer Notfall: Die Gefahrenquelle ist nebensächlich. Wie ein selbst betroffener Vater schreibt: Die eigentliche Gefahr sind Annahmen wie "Es ist ja immer jemand dabei" oder "die Kinder sind schon alt genug". Wenn viele Erwachsene beisammen sind, insbesondere Angehörige eines Kindes, nimmt die Aufmerksamkeit für Gefahren ab – man verlässt sich unbewusst auf die anderen Anwesenden.

Deshalb, liebe Eltern: Auch wenn es schön ist, dass wir gern unbeschwert feiern wollen und unseren Kindern allen Spaß dieser Welt gönnen wollen, lasst sie bitte niemals unbeaufsichtigt. Gerade auf großen Festen sind auch ältere Kinder aufgeregt und verhalten sich nicht immer so, wie wir es gewohnt sind. Sprecht vorab mit euren engsten Vertrauten, etwa den Großeltern oder der Lieblingstante, und benennt immer ganz konkret eine Person, die sich für euer Kind verantwortlich fühlt, falls ihr nicht dabei seid.

Auch kleinere Unfälle sind vermeidbar, wenn man sich abspricht

Die dreifache Mama Elena möchte mit ihrem Instagram-Account @ochsenglitter und folgendem Reel auf die gleiche Thematik aufmerksam machen: 

 

Nur, wenn sich Eltern (oder andere Aufsichtspersonen) genau absprechen, wer in welchem Moment die Verantwortung übernimmt, können Unfälle und andere Schreckensszenarien vermieden werden - vor allem mit Babys und Kleinkindern: 

Wenn du den Raum / Garten / die Wohnung / Park… verlässt, dann nimm Augenkontakt zu deinem Partner auf (oder zu der Person, die jetzt die Verantwortung übernehmen soll), sprich ihn direkt an, sage: 'Ich gehe …, du bist jetzt verantwortlich!' und dann - ganz wichtig - WARTE DIE BESTÄTIGUNG deines Partners oder der Person ab!

Auch die Kinderärztin Dr. Nikola Klün macht auf ihrem Instagram-Kanal auf das Problem aufmerksam und schlägt eine Methode vor, die Piloten nutzen: die Multi-Crew-Communication. Damit gibt der eine Pilot deutlich und vor allem verbal kommuniziert die Verantwortung für das Flugzeug ab. Genau so sollten wir Eltern es mit unseren kleinen Kindern auch handhaben: