Rezension: Das siebte Kreuz von Anna Seghers

Updated Nov 9, 2017

„Das siebte Kreuz“ ist der 1942 erstmals erschienene Roman der Deutschen Schriftstellerin Anna Seghers. Seit der ersten Veröffentlichung hält der Erfolg des im französischen Exil entstandenen Werks an und wurde in der DDR als Musterbeispiel des Sozialistischen Realismus zur Pflichtlektüre.

Georg Heisler gelingt gemeinsam mit sechs weiteren Inhaftierten des Konzentrationslagers Westhofen die Flucht. SS-Scharführer und Lagerkommandant Fahrenberg lässt für die sieben Flüchtlinge sieben Platanenkreuze anfertigen und kündigt an, innerhalb von sieben Tagen seien die Flüchtenden wieder gefasst. Fahrenberg erreicht sein Ziel beinahe, doch Georg Heisler ist auch nach sieben Tagen noch frei und es fehlt jede Spur von ihm.

Schreibstil nimmt den Schwung

„Das siebte Kreuz“ wurde sowohl als Comic als auch als Film veröffentlicht und der Roman wird auch noch heute gut verkauft. Vom thematischen Standpunkt aus betrachtet ist das sicherlich nicht überraschend (mehr dazu später), doch der Schreibstil von Seghers ist nicht für jedermann zugänglich. Normalerweise brauche ich für die Lektüre eines 400-seitigen Buchs nicht sehr lange, doch für dieses Werk brauchte ich mehrere Woche. Das lag nicht etwa daran, dass es ein schlechtes oder langweiliges Buch wäre – im Gegenteil. Aber man kann nicht einfach Mal kurz am Abend ein paar Seiten lesen, für „Das siebte Kreuz“ muss man sich Zeit nehmen, damit man in die Geschichte hinein findet. Seghers schreibt in langatmigen und verschachtelten Sätzen und benutzt Parallelhandlungen und Montagen, was es teilweise schwierig macht, der Handlung zu folgen. Es ist daher ein gewisses Mass an Ausdauer gefragt und der teils komplizierte und aus heutiger Sicht nicht mehr ganz zeitgemässe Schreibstil (Wortschatz und Satzbau) nimmt zeitweise den Schwung aus der Erzählung.

Querschnitt durch die Gesellschaft

Die Tatsache, dass Seghers mit Montagen und Parallelhandlungen arbeitet, hat aber noch einen zusätzlichen Effekt. Es gelingt ihr, viele verschiedene Charaktere und deren Geschichten in ihrer Erzählung unterzubringen. Daraus entsteht ein Querschnitt durch die damalige Gesellschaft, die unter dem Nationalsozialismus in Deutschland lebte. Es ist spannend zu erfahren, wie die Betroffenen mit der Situation umgingen, doch etwas weniger Beispiel, wären für den Leser angenehmer gewesen. Denn wenn man nicht stets hochkonzentriert bei der Sache ist, vergisst man schnell einmal wer welche Person ist und wie diese miteinander in Kontakt stehen.


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Ein Buch gegen die Diktatur

„Wir fühlen alle, wie tief und furchtbar die äusseren Mächte in den Menschen hineingreifen können, bis in sein Innerstes, aber wir fühlten auch, dass es im Innersten etwas gab, was unangreifbar war und unverletzbar“, mit diesem Satz endet „Das siebte Kreuz“. Diese Worte von Seghers kann man getrost als DEN zentralen Aspekt des Werks betrachten, denn durch die gesamte Lektüre zieht sich die Kritik an der Diktatur und am Nationalsozialismus wie ein roter Faden. Die Verhör- und Überwachungsmethoden der Gestapo werden in ein zweifelhaftes Licht gerückt und auch die Erlebnisse der Charaktere zeigen auf, wie schwer das Leben unter den Nazis war. Bezeichnend für die DDR-Autorin ist auch, dass am Ende nur Georg Heisler Erfolg hatte, denn er war der einzige, der es nicht auf eigene Faust versuchte. Er scheute sich nicht davor, um Hilfe zu bitten und fand diese bei den Kommunisten und bei weiteren Personen, die aus einer inneren Überzeugung heraus gegen das Regime kämpften.

Bibliografische Angaben

Titel: Das siebte Kreuz
Autor: Anna Seghers
Seiten: 416
Erschienen: 1942
Verlag: Aufbau Verlag
ISBN-10: 9783746651514
ISBN-13:  978-3746651514
Bewertung: 3/5


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