In Darkness - Die Filmstarts-Kritik auf FILMSTARTS.de
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    In Darkness
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    In Darkness
    Von Markus Fiedler

    Ganz nach dem Motto „Der Verlust eines Sinnes schärft die anderen“ entpuppen sich blinde Figuren im Thriller- und Horrorkino oft als besonders einfallsreich und widerständig. Das gilt etwa für den vom kantigen Stephen Lang gespielten wehrhaften Hausbesitzer in „Don’t Breathe“, aber auch für Audrey Hepburns zierliche Protagonistin im Klassiker „Warte, bis es dunkel ist“, die sich einen kleinen Vorteil gegen einen Eindringling verschafft, indem sie alle Lampen zerschlägt. Auch Hauptdarstellerin, Produzentin und Drehbuch-Co-Autorin Natalie Dormer erweist sich als blinde Pianistin in Anthony Byrnes Thriller „In Darkness“ als weit weniger hilfsbedürftig als es zunächst scheint und nimmt die Dinge nach dem gewaltsamen Tod einer Nachbarin selbst in die Hand. Das ist gut gespielt und am Anfang auch sehr spannend, doch nach einigen wenig überzeugenden Twists und Wendungen bleibt die Spannung zunehmend auf der Strecke.

    Die junge, blinde Pianistin Sofia (Natalie Dormer) hat zu ihrer Nachbarin Veronique (Emily Ratajkowski) zwar kein enges Verhältnis, aber man grüßt sich im Aufzug und spricht ein paar Worte. Eines Nachts hört Sofia, die aufgrund ihrer Behinderung ein extrem gutes Gehör entwickelt hat, dass es in Veroniques Wohnung direkt über ihr Streit gibt. Sekunden später prallt ein Körper unten auf die Straße – die Nachbarin ist tot. Als Sofia selbst mit Nachforschungen beginnt, begegnet sie nicht nur Veroniques Vater Radic (Jan Bijvoet), der als Offizier im Jugoslawien-Krieg viele Menschen grausam ermordet haben soll, sondern auch dem Geschwisterpaar Alexandra (Joely Richardson) und Marc (Ed Skrein), das möglicherweise etwas mit dem Tod der jungen Frau zu tun hat. Bald gerät auch Sofias Leben in ernste Gefahr…

    Schon die allererste Szene des Films gibt die Richtung vor: Was der Zuschauer zuerst für den Mord an einer jungen Frau hält, entpuppt sich nach einer Weile als Filmszene, zu der Sofia als Teil des Orchesters den Soundtrack einspielt. Man kann seinen Augen und Ohren als Zuschauer und Zuhörer gleich zu Beginn nicht trauen und dieses Spiel mit diversen (Sinnes-)Täuschungen setzen Dormer und ihr Regisseur Anthony Byrne, mit dem sie gemeinsam das Drehbuch schrieb, noch eine ganze Weile fort, ehe sie ihrem Publikum so etwas wie Durchblick gestatten. Dabei gelingen Byrne einige visuell eindrucksvolle Momente wie der nächtliche Überfall auf Sofia durch eine Gruppe Jugendlicher, von dem nur die Schatten zu sehen sind, die die Figuren werfen.

    Die Wohnung der Pianistin, ein Hauptschauplatz des Films, wirkt durch die wechselnden Kamerawinkel und die veränderte Beleuchtung gleichsam immer wieder zu einem neuen Ort. Das erschwert nicht nur die Orientierung (ein Hauptmotiv des Films), es erzeugt auch ganz verschiedene Stimmungen. Nach etwa einem Filmdrittel weicht die anfängliche Faszination allerdings allmählich ersten Zweifeln. Während „Game Of Thrones“-Star Natalie Dormer in der Hauptrolle eine leidenschaftliche Darbietung zeigt, scheint etwa Ed Skrein („The Transporter Refueled“) manchmal selbst nicht so recht zu wissen, was hinter seiner mehr oder weniger geheimnisvollen Figur steckt und anderen Nebendarstellern geht es offenbar ähnlich. Das passt wiederum zu einem Film, der nun immer unübersichtlicher und verwirrender wird.

    Der Subplot um Verbrechen im Bosnienkrieg ist nur ein Beispiel für mehrere aufgesetzt wirkende Themen und Motive, statt komplexer wird die Handlung von „In Darkness“ je näher es zum Finale geht immer beliebiger und unglaubwürdiger. Insbesondere eine der unvorbereitet aus dem Hut gezauberten Wendungen bringt das ganze dramaturgische Gerüst ins Wanken und so bleibt „In Darkness“ letztlich vor allem durch starke Einzelmomente im Gedächtnis. Drehbuch und Handlung können mit den Versprechen der Inszenierung und der Energie der Hauptdarstellerin nicht mithalten.

    Fazit: Der Thriller über eine blinde Pianistin, die zur Zeugin eines rätselhaften Todesfalls wird, beginnt ganz stark, aber dann rauben viele wenig glaubwürdige Nebenfiguren und Handlungswendungen dem Film allmählich die Spannung, was auch eine furios aufspielende Natalie Dormer nicht verhindern kann.

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