Umgang der Bundesländer mit fünf Arten untersucht: Fast 90 Prozent der Bewertungen nur in den Kategorien “mangelhaft” oder “teilweise Umsetzung” – WWF fordert wirksames Artenschutz-Paket
Artenlexikon:
Verbreitung
Eisbär
Eisbären verkörpern die Komplexität und Faszination des polaren Ökosystems. Wie kaum eine andere Art leiden die charismatischen Tiere unter dem Klimawandel, der ihnen den Lebensraum entzieht und sie in die Nähe besiedelter Gebiete zwingt. Klimaschutz muss deshalb zum Wohl von Mensch und Tier an oberster Stelle stehen.
Körperliche Merkmale
Eisbären sind die größten an Land lebenden Raubtiere und perfekt an ihren eisigen Lebensraum angepasst. Trotz ihrer weißen Erscheinung, ist das Fell der Bären eigentlich durchsichtig. Die Haare selbst sind hohl und bilden gemeinsam mit einer bis zu zehn Zentimeter dicken Speckschicht eine hervorragende Wärmedämmung. Die breiten Tatzen verteilen das erhebliche Gewicht der Tiere auf mehr Fläche und sorgen dafür, dass sie auch auf dünnem Eis kaum einbrechen. Außerdem sind sie hervorragende Schwimmer. Ihre Lebensdauer liegt zwischen 20 und 30 Jahren.
Lebensweise und Fortpflanzung
Eisbären sind wie alle Bären Einzelgänger außer in der Paarungszeit. Eisbären ziehen im Laufe eines Jahres viel umher – sie folgen auf dem Packeis ihren bevorzugten Beutetieren, den Robben. Pro Tag können sie bis zu 20 Kilometer zurücklegen und weite Strecken auch schwimmend zurücklegen.
Geschlechtsreif werden Eisbären zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr, ab dann sind Weibchen etwa alle drei Jahre paarungsbereit. Die Paarungszeit ist etwa von Ende März bis Mai. Am Jahresende graben trächtige Weibchen eine Höhle in den Schnee, in der sie mit den Jungen verbleiben, bis sie etwa zehn Kilogramm haben – geboren werden sie mit rund 600 Gramm – und mit der Mutter die Höhle verlassen können. Die kleinen Bären bleiben meist bis zum zweiten Lebensjahr bei der Mutter. Ein Wurf besteht meist aus zwei Jungtieren.
Ernährung
Eisbären sind fast reine Fleischfresser. Aufgrund der extremen Kälte rund um den Nordpol benötigen sie bis zu zwei Kilogramm Fett pro Tag. Dementsprechend sind ihre bevorzugte Beute Tiere, die einen hohen Fettanteil haben. In erster Linie fangen sie deshalb Robben, wenn diese zum Atmen an Eislöchern auftauchen. Manchmal liegen die Eisbären über Stunden dabei regungslos auf der Lauer. Nur auf dem Packeis finden sie ideale Jagdbedingungen vor: Die Spalten und Löcher zwischen den Eisschollen des Packeises erlauben Eisbären auf Beute zu lauern oder die Eisschicht zu durchstoßen, wenn sie Robben darunter wittern. Am Land oder im offenen Wasser gelingt es Eisbären kaum Robben zu erbeuten. Eisbären, die im Sommer auf dem Festland stranden, müssen dort fasten, weil es nur spärliche Nahrung für sie gibt.
Gelegentlich machen Eisbären auch Jagd auf Walrosse, Belugas, Narwale, Fische und Seevögel sowie deren Eier. Auch Kadaver gestrandeter Wale, kleiner Landsäugetiere und größerer Rentiere verschmähen sie nicht. Eisbären stehen in der Arktis an der Spitze der Nahrungskette.
In Fastenperioden leben Eisbären von ihren Fettreserven und ernähren sich gelegentlich von kleinen Säugetieren, Vögeln und auch von Gras, Moos und Beeren.
Eisbär und Mensch
Wir alle kennen es: das Bild des Eisbären auf einer winzigen Scholle inmitten blauen Meeres. Es ist zum Symbol für die Klimakrise geworden. Tatsächlich leidet kaum eine Art so sehr unter dem Klimawandel wie Eisbären. Durch die steigenden Temperaturen schmilzt ihr Lebensraum buchstäblich unter ihren Füßen weg. Durch den Rückgang des Packeises, das sie zur Robbenjagd brauchen und durch die längeren eisfreien Zeiten müssen die Tiere immer größere Zeiträume ohne Nahrung überbrücken. Dazu kommt, dass auch die Beutetiere, wie Robben, durch die Klimaerwärmung bedroht sind – so wird das gesamte Ökosystem instabil und könnte langfristig ganz zusammenbrechen.
Nahrungsmangel zwingt den Eisbären zusätzlich in besiedelte Gebiete, wo er in Abfällen nach Futter sucht. Immer wieder kommt es dadurch zu Konflikten, die Mensch und Tier in Gefahr bringen. Auch der Abbau von Rohstoffen in der Arktis lässt Bären und Menschen immer wieder aneinandergeraten, denn er findet oft im Lebensraum der Tiere statt.
Auch die Umwelt- und Meeresverschmutzung durch Industrie, Schifffahrt und Tourismus macht den großen Tieren zu schaffen – denn Chemikalien und Schadstoffe reichern sich in ihrem Organismus an und können zu Entwicklungs- und Fortpflanzungsstörungen führen.
Der Eisbär in der Kulturgeschichte
„Der große Wanderer“, so wird der Eisbär von den grönländischen Inuit ehrfürchtig genannt. In den indigenen Kulturen der Polarregion spielen Eisbären eine große Rolle – sie gelten als stärkstes Totemtier und symbolisieren Kraft, Intelligenz, Furchtlosigkeit und Ausdauer.
Bis heute ist der Eisbar das Wappentier in nordischen Ländern sehr beliebt.
Projekte und Engagement des WWF
Um die Eisbären zu schützen muss in erster Linie das Klima geschützt werden damit sich die Erde nicht noch weiter aufheizt.
Der WWF setzt sich deshalb für eine Vielzahl an Projekten ein:
Internationale Bekämpfung des globalen Klimawandels: Der WWF finanziert beispielsweise diverse Forschungsprojekte und Analysen alternativer klimaneutraler Energiequellen. Der WWF engagiert sich auf politischer Ebene, damit die negativen Folgen des Klimawandels auf die Eisbärpopulationen anerkannt und Maßnahmen festgelegt werden, um den Auswirkungen auf Eisbärpopulationen entgegenzuwirken.
Parallel dazu arbeiten wir vor Ort daran, die Konflikte zwischen Menschen und Eisbären zu verringern: So finanziert der WWF Eisbärpatrouillen, die Bären aus den Ortschaften fernhalten. Maßnahmen, wie eine verbesserte Müllentsorgung und Umsiedlung der Tiere gehören ebenso zum Konfliktmanagement wie Aufklärungsarbeit. In Zusammenarbeit mit der Tourismusbranche werden Strategien entwickelt, wie der menschliche Einfluss auf das arktische Ökosystem verringert werden kann.
Der WWF unterstützt die umfangreiche Erforschung der Lebensweise von Eisbären und jener Lebensräume, die für Eisbären von besonderer Bedeutung sind – Geburt- und Aufzuchtstätten von Jungtieren, Wanderkorridore, saisonale Nahrungsgebiete, etc. – um gezielte Schutzmaßnahmen ableiten zu können.
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