Ricarda Lang: Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen
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So tickt Ricarda Lang, eine der beiden Bundesvorsitzenden von Bündnis 90/Die Grünen

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Ricarda Lang
Ricarda Lang © SVEN SIMON/IMAGO

Sie ist eine der kontroversesten Politikerinnen im Deutschen Bundestag. Die junge Frau provoziert regelmäßig durch ihre Ansichten und ihr Auftreten.

Berlin – Über kaum eine andere Politikerin wird so viel gesprochen, wie über Ricarda Lang. Das hängt vor allem mit ihrem selbstbewussten Auftreten als neue Bundesvorsitzende ihrer Partei zusammen. Mit knapp 30 Jahren steht sie an der Spitze einer Regierungspartei. Ihre Kernthemen sind dabei Frauenpolitik, soziale Sicherung und Body Positivity.

NameRicarda Lang
Geboren17. Januar 1994
GeburtsortFilderstadt
ParteiBündnis 90/Die Grünen
AmtMitglied des Deutschen Bundestages seit 2021

Die heutige Bundesvorsitzende der Partei Bündnis 90/Die Grünen ist ein Kind der 90er Jahre. Sie wurde im Januar 1994 in Filderstadt, einer Stadt in Baden-Württemberg südlich von Stuttgart, geboren. Ihre Mutter war von Beruf Sozialarbeiterin, ihr Vater ein bekannter Bildhauer aus der Region. Der mittlerweile verstorbene Eckhart Dietz hatte unter anderem Lehraufträge an verschiedenen künstlerischen Hochschulen. Zudem hatte er mehrere eigene Ausstellungen in Schwäbisch Gmünd und Umgebung.

Herkunft, Jugend und Privatleben von Ricarda Lang

Aufgewachsen ist Ricarda Lang in Nürtingen, wo sie im Jahr 2012 ihr Abitur am Hölderlin-Gymnasium ablegte. Danach studierte sie für 7 Jahre Rechtswissenschaft an verschiedenen Universitäten. Diesen Studiengang brach sie jedoch im Jahr 2019 ab ohne einen Abschluss erlangt zu haben.

Lang lebt seit einigen Jahren in einer Beziehung mit dem Mathematiker Florian Wilsch, der ebenfalls Mitglied bei den Grünen ist und als Doktorand an der Universität Wien arbeitet. Das Paar hat keine Kinder. Ricarda Lang ist die erste offen bisexuelle Abgeordnete im Deutschen Bundestag. Nach ihrem abgebrochenen Studium war lang Politikerin in Vollzeit. Ihre fehlende Berufserfahrung ist ein oftmals wiederholtes Argument ihrer Kritiker. Wie alle anderen Bundestagsabgeordneten auch, erhält Ricarda Lang verschiedene Kompensationen für ihre politische Tätigkeit:

  • Abgeordnetendiät von aktuell 10.323,29€ / Monat
  • Steuerfreie Aufwandspauschale: 4.583,39€ / Monat
  • Betrag zu Beschaffung von Büromaterial: 12.000€ / Jahr
  • Bahncard 100: 7.010€ / Jahr
  • Kostenübernahme für Büro am Bundestag und weiteres.

Langs Karriere bei den Grünen

Schon im Alter von 18 Jahren trat Ricarda Lang der Grünen Jugend, der Jugendorganisation von Bündnis 90/Die Grünen, bei. Dies war der Startpunkt einer steilen Karriere in der Politik. Ihre damaligen Beweggründe für den Parteieintritt waren, dass sie in ihrer Jugend merkte, dass es in ihrem Umfeld viele Dinge gab, die sie gern verändern würde. Die Grüne Jugend war für sie der naheliegendste Ort, um etwas zu verändern, wie sie sagt. Nach ihrem heutigen Empfinden, war sie damals bereits „spät dran“, da sich die heutige Jugend ja oft bereits in der Schulzeit in Organisationen wie „Fridays for Future“ oder „Letzte Generation“ politisieren würde.

Nur 3 Jahre nach ihrem Eintritt in die Partei wurde sie im Jahr 2015 als Beisitzerin in den Bundesvorstand der Grünen Jugend gewählt. 2 Jahre darauf, auf dem Bundeskongress im Jahr 2017 wurde sie zur Sprecherin der Grünen Jugend. Außerdem war sie Sprecherin der grün-alternativen Hochschulgruppe Campusgrün. 2019 wurde sie stellvertretende Bundesvorsitzende der Mutterpartei und gleichzeitig frauenpolitische Sprecherin des Bundesvorstands der Grünen. Nach ihrem Einzug in den Bundestag im Jahr 2021 wurde sie schließlich nach dem Rücktritt von Robert Habeck und Annalena Baerbock gemeinsam mit Omid Nouripour zur Bundesvorsitzenden gewählt. Bei den Grünen gilt das Prinzip, dass ein Regierungsamt nicht mit einem Parteiamt nicht vereinbar ist, weshalb Habeck und Baerbock nach ihren Ernennungen zum Wirtschaftsminister und zur Außenministerin ihre Ämter niederlegen mussten.

Ihre erste Kandidatur für ein Parlament war bei der Wahl zum Europaparlament im Jahr 2019. Hier scheiterte sie knapp und ebnete sich gleichzeitig mit der Wahlniederlage den Weg in den Bundestag. Denn nach ihrer Wahl zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden stieg sie in den Landeslisten zur Bundestagswahl 2021 deutlich auf und schaffte den Einzug in den 20. Deutschen Bundestag.

Ricarda Lang ist im Bundestag Mitglied des Familienausschusses und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales.

Wahl zur Bundesvorsitzenden

Bei der 47. Bundesdelegiertenkonferenz der Partei Bündnis 90/Die Grünen wurde Ricarda Lang als Co-Vorsitzende der Partei gewählt. Ihr Partner im Bundesvorstand ist der erfahrene Politiker Omid Nouripour. Während sie eher im linken Flügel der Partei angesiedelt ist, wird Nouripour zu den sogenannten ‚Realos‘ gezählt. Bei der Wahl des ungleichen Duos gab es keine Gegenkandidaten.

In ihrer Bewerbung schrieb Ricarda Lang, dass Deutschland „als leuchtendes Beispiel für eine ökologische und gerechte Zukunft“ scheinen solle. Durch die Regierungsbeteiligung in der aktuellen Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen habe die Partei nun nach 16 Jahren Oppositionsarbeit Möglichkeit und Verantwortung dieses Vorhaben in konkrete Politik umzusetzen. Die Große Koalition nimmt sie dabei in die Haftung für die, aus ihrer Sicht, gebremste Politik der letzten Jahre. Es stehe viel auf dem Spiel für Gesundheit, Wohlstand und Freiheit.

Ihr Bestreben ist es den Öffnungsprozess der Partei voranzutreiben, um Politik für eine breitere Gesellschaft zu machen. In ihrer öffentlichen Bewerbung referenziert sie auf die Gründungsaufgabe der Partei, die einen Auftrag für die Umsetzung der sozial-ökologischen Transformation gibt. Die Schwierigkeit dieser Aufgabe sieht sie darin, dass einerseits die Bürgerinnen und Bürger kurzfristig einen Unterschied bemerken sollen und andererseits langfristige Aufgaben ins Haus stehen, die einen weiten Planungshorizont verlangen.

Zuletzt plädiert sie an das Selbstbewusstsein der Partei, das es braucht um diese Aufgaben zu bewältigen. Die Partei solle sich darauf fokussieren während der aktuellen Regierungszeit das grüne Profil sichtbar zu machen und ehrliche Kompromisse einzugehen.

Ihre Bewerbung wurde von den 125.000 Mitgliedern von Bündnis 90/Die Grünen gut angenommen und ihre Wahl schließlich auch mit großem Zuspruch bestätigt.

Ricarda Lang: Politische Positionen

Der Fokus von Ricarda Lang liegt auf den Themen Frauenpolitik, Pflege und Gesundheit, soziale Sicherheit und einer vielfältige Gesellschaft. In diesem Zusammenhang äußert sie sich auch oft zu den Themen Feminismus und Body Positivity. Immer wieder eckt sie durch ihr Übergewicht mit ihren Aussagen zum Thema Body Positivity bewusst an. Das Stilmittel der Provokation gehört zu Ricarda Langs Werkzeugkoffer.

Unter anderem hat sie außerdem öffentlich gefordert:

  • Erhöhung der Hartz-IV Sätze
  • Höhere Bezahlung von Bediensteten im Gesundheitsbereich
  • Eingrenzung prekärer Arbeitsverhältnisse
  • Unterstützung für Menschen in ländlichen Gebieten
  • Aufnahme von Klimaflüchtlingen
  • Verkürzung der Regelarbeitszeit von 40 Stunden
  • Gerechtere Aufteilung der Sorgearbeit unter den Geschlechtern

Kontroversen

Das Auslösen von Kontroversen um ihre Person ist für Ricarda Lang ein probates Stilmittel. Nachdem sie besonders im Netz Hass und Shitstorms ausgesetzt war, erkannte die 28-jährige Politikerin eine Chance im Wirbel um ihre Person. Sie machte ihre Schwäche zur Stärke. Authentizität wurde zur Maxime der übergewichtigen Politikerin.

Der offene Umgang mit Schwächen und von der Gesellschaft wenig akzeptierten Attributen wie ihr Übergewicht brachte sie ins Rampenlicht, was zu nicht weniger Hass gegen ihre Person führte. Dutzende Anfeindungen bringt sie seitdem jedes Jahr auch zur Anzeige.

Ihr Ziel ist es, dass sie irgendwann als Politikerin akzeptiert wird und über ihren Körper, oder ihre Sexualität nicht mehr wertend gesprochen wird. Laut ihrer Aussage müssen Männer sich keine Gedanken über ihren Körper machen, um respektiert zu werden.

In ihrer Partei steht Ricarda Lang am linken Rand. Die Sozialpolitik, die ihr für Deutschland vorschwebt, passt fast sogar besser zur Partei Die Linke. Darauf angesprochen gibt sie jedoch an, dass im Zentrum ihres Tuns immer wieder der Klimaschutz stehe und sie für ihre Auffassung in der richtigen Partei sei.

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