Hätten Sie's gewusst? Die Geheimnisse der Bavaria | Abendzeitung München

Hätten Sie's gewusst? Die Geheimnisse der Bavaria

Luise Kinseher schlüpft wieder in die Rolle der bayerischen Patronin. Doch wer ist die Bronze-Frau im Bärenfell wirklich? Wir fragen ihr Alter Ego – und gehen auf Spurensuche.
| Anne Kathrin Koophamel
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Luise Kinseher gibt wieder die Bavaria. Fell, Löwe, Schwert, Frisur: Wir haben uns die Statue genauer angesehen.
imago/dpa 9 Luise Kinseher gibt wieder die Bavaria. Fell, Löwe, Schwert, Frisur: Wir haben uns die Statue genauer angesehen.
Die Bavaria in voller Pracht. Aber was bedeuten eigentlich die Symbole wie Kranz, Schwert oder die Kopfdeckung. Los geht's mit dem Löwen...
imago 9 Die Bavaria in voller Pracht. Aber was bedeuten eigentlich die Symbole wie Kranz, Schwert oder die Kopfdeckung. Los geht's mit dem Löwen...
LÖWE: Das Löwenmännchen schaut leicht nach unten auf die Theresienwiese, die nach Ludwigs Frau Therese benannt ist. Es war von Anfang an in Klenzes Entwürfen vorgesehen, wenn auch auf dem Sockel. Der Löwe ist zum einen Wappentier der Wittelsbacher und Symbol Bayerns. Zum anderen steht er für die Kraft Bavarias. Mit Schwert und Eichenkranz symbolisiert er all ihre Eigenschaften: Stärke, Wehrhaftigkeit und die Treue zu den Bayern.
imago 9 LÖWE: Das Löwenmännchen schaut leicht nach unten auf die Theresienwiese, die nach Ludwigs Frau Therese benannt ist. Es war von Anfang an in Klenzes Entwürfen vorgesehen, wenn auch auf dem Sockel. Der Löwe ist zum einen Wappentier der Wittelsbacher und Symbol Bayerns. Zum anderen steht er für die Kraft Bavarias. Mit Schwert und Eichenkranz symbolisiert er all ihre Eigenschaften: Stärke, Wehrhaftigkeit und die Treue zu den Bayern.
KOPFBEDECKUNG: Das Haupt der Bronzestatue schmückt ein Eichenkranz. Leo von Klenze fertigte 1824 im Auftrag König Ludwig I. einen Entwurf der Bavaria an, der später von Ludwig Schwanthaler geändert wurde. Der Kopf wurde 1844 aus der Bronze türkischer Kanonen gegossen. Bronze galt als ewiges Material. Das Antlitz soll Schwanthaler übrigens nach seiner Geliebten gefertigt haben – einer Preußin.
imago 9 KOPFBEDECKUNG: Das Haupt der Bronzestatue schmückt ein Eichenkranz. Leo von Klenze fertigte 1824 im Auftrag König Ludwig I. einen Entwurf der Bavaria an, der später von Ludwig Schwanthaler geändert wurde. Der Kopf wurde 1844 aus der Bronze türkischer Kanonen gegossen. Bronze galt als ewiges Material. Das Antlitz soll Schwanthaler übrigens nach seiner Geliebten gefertigt haben – einer Preußin.
EICHENKRANZ: Der höchste Punkt der Bavaria, in 27,44 Metern Höhe, sorgt für die meiste Verwirrung. Die Figur hat keinen Lorbeerkranz in der Hand, wie viele meinen, sondern einen Kranz aus Eichenlaub. Die Eiche galt im 19. Jahrhundert als typisch deutscher Baum. Die Hand ist nach hinten gedreht, Richtung Ruhmeshalle. Damit erweist Bavaria bis heute den dort versammelten Büsten – wie Brecht, Dürer, Kneipp, Montgelas oder Lena Christ – ihre Ehre.
imago 9 EICHENKRANZ: Der höchste Punkt der Bavaria, in 27,44 Metern Höhe, sorgt für die meiste Verwirrung. Die Figur hat keinen Lorbeerkranz in der Hand, wie viele meinen, sondern einen Kranz aus Eichenlaub. Die Eiche galt im 19. Jahrhundert als typisch deutscher Baum. Die Hand ist nach hinten gedreht, Richtung Ruhmeshalle. Damit erweist Bavaria bis heute den dort versammelten Büsten – wie Brecht, Dürer, Kneipp, Montgelas oder Lena Christ – ihre Ehre.
BÄRENFELL: Das Bärenfell über einer Schulter der Bavaria hält das Kleid zusammen. Es ist zum einen ein germanisches Symbol und soll die Statue von Vorbildern wie dem Koloss von Rhodos deutlich als bayerische Figur abgrenzen. Das Fell verstärkt zum anderen die martialischen Attribute der Bavaria: Sie ist eine Frau, die sich durchsetzen kann. Das Fell ist in der Taille doppelt gegürtet.
Die Bavaria ist insgesamt 18,52 Meter hoch und steht auf einem 8,92 Meter hohen Sockel. Die Dame wiegt 87,36 Tonnen.
imago 9 BÄRENFELL: Das Bärenfell über einer Schulter der Bavaria hält das Kleid zusammen. Es ist zum einen ein germanisches Symbol und soll die Statue von Vorbildern wie dem Koloss von Rhodos deutlich als bayerische Figur abgrenzen. Das Fell verstärkt zum anderen die martialischen Attribute der Bavaria: Sie ist eine Frau, die sich durchsetzen kann. Das Fell ist in der Taille doppelt gegürtet. Die Bavaria ist insgesamt 18,52 Meter hoch und steht auf einem 8,92 Meter hohen Sockel. Die Dame wiegt 87,36 Tonnen.
SCHWERT: Die Bavaria greift das gezogene Schwert mit der rechten Hand. In ersten Entwürfen zeigte es nach oben oder in Richtung des Betrachters. Das wirkte bedrohlich. Jetzt zeigt das Schwert nach hinten und deutet die Wehrhaftigkeit der Figur an, ohne dass sie zu kämpferisch wirkt. Bavaria bewacht mehr, als dass sie angreift. Dies spiegelt den Zeitgeist der Statute wider: Bayern war während der Napoleonischen Kriege oft bedroht und besetzt worden. Frankreich galt als Feind, dem es sich zu widersetzen galt. Wenn Bavaria muss, kann sie sich mit dem Schwert verteidigen.
imago 9 SCHWERT: Die Bavaria greift das gezogene Schwert mit der rechten Hand. In ersten Entwürfen zeigte es nach oben oder in Richtung des Betrachters. Das wirkte bedrohlich. Jetzt zeigt das Schwert nach hinten und deutet die Wehrhaftigkeit der Figur an, ohne dass sie zu kämpferisch wirkt. Bavaria bewacht mehr, als dass sie angreift. Dies spiegelt den Zeitgeist der Statute wider: Bayern war während der Napoleonischen Kriege oft bedroht und besetzt worden. Frankreich galt als Feind, dem es sich zu widersetzen galt. Wenn Bavaria muss, kann sie sich mit dem Schwert verteidigen.
LANGES KLEID: Eigentlich sollte das Kleid nach den Entwürfen Leo von Klenzes kürzer sein, so dass die hochgeschnürten Sandalen sichtbar wurden – ein typisches Merkmal griechischer Amazonen. Schwanthaler wollte aber eine germanische Statue und verlängerte deshalb das Kleid. Der Faltenwurf ist weniger stark drapiert. Das lange Kleid hat außerdem den Vorteil, dass man die Treppen, die ins Innere der Bavaria führen nicht sieht. Bei einem kurzen Kleid hätte man durch die Beine schauen können.
imago 9 LANGES KLEID: Eigentlich sollte das Kleid nach den Entwürfen Leo von Klenzes kürzer sein, so dass die hochgeschnürten Sandalen sichtbar wurden – ein typisches Merkmal griechischer Amazonen. Schwanthaler wollte aber eine germanische Statue und verlängerte deshalb das Kleid. Der Faltenwurf ist weniger stark drapiert. Das lange Kleid hat außerdem den Vorteil, dass man die Treppen, die ins Innere der Bavaria führen nicht sieht. Bei einem kurzen Kleid hätte man durch die Beine schauen können.
HAAR: Der lockige Schopf fällt Bavaria über die Hüfte und charakterisiert sie als junge Frau. Der imposante Haarknoten auf dem Oberkopf birgt ein Geheimnis: Hier hat Bauherr König Ludwig I. eine runde Bronzetafel einsetzen lassen: „Dieser Koloss, von Ludwig I. König von Bayern errichtet, ist erfunden und modelliert von Ludwig von Schwanthaler, und wurde in den Jahren 1844 bis 1850 in Erz gegossen und aufgestellt von Ferdinand Miller.“
imago 9 HAAR: Der lockige Schopf fällt Bavaria über die Hüfte und charakterisiert sie als junge Frau. Der imposante Haarknoten auf dem Oberkopf birgt ein Geheimnis: Hier hat Bauherr König Ludwig I. eine runde Bronzetafel einsetzen lassen: „Dieser Koloss, von Ludwig I. König von Bayern errichtet, ist erfunden und modelliert von Ludwig von Schwanthaler, und wurde in den Jahren 1844 bis 1850 in Erz gegossen und aufgestellt von Ferdinand Miller.“

Die Nockherberg-Rednerin Luise Kinseher schlüpft wieder in die Rolle der bayerischen Patronin. Doch wer ist die Bronze-Frau im Bärenfell wirklich? Wir fragen ihr Alter Ego – und gehen auf Spurensuche.

AZ: Frau Kinseher, wie oft besuchen Sie die Bavaria?

LUISE KINSEHER: Öfter – dadurch, dass ich da wohne. Ich grüße sie dann immer. Sie ist ja schon imposant. Es ist ein starker Ort da oben. München ist eh so flach. Da oben ist einer der wenigen Orte, wo man das Gefühl hat, man steht ein bisschen über den Dingen. Ich bin da gern.

Ein Kraftort?

Wenn man oben an der Bavaria steht und auf die leere Theresienwiese schaut – also gerade, wenn dort nichts los ist –, das mag ich. Hinten dann die Köpfe in der Ruhmeshalle, das hat etwas. Die Figur hat schon Ausstrahlung. Diese Handwerkskunst, diese Materialschlacht. Man muss sich das mal vorstellen: Das ist ja eine der größten Kolossalstatuen der Welt. Dieses Ding da zu gießen, was das heißt! Das spürt man schon. Das finde ich gut.

Wann waren Sie das letzte Mal drin?

Jetzt hat sie ja zu bis 8. April. Immer von Mitte Oktober bis Mitte April.

Sie verbindet mit der Bavaria ja offenbar doch so einiges.

Freilich habe ich mich mit der Figur beschäftigt. Weil die Bavaria selber gibt es ja nur als diese Statue. Die hat ja keinen mythologischen Hintergrund. Das ist ja pur entstanden aufgrund des Nationalgedankens im 19. Jahrhundert – etwas, das uns total verloren gegangen ist. Die Bavaria ist ja eigentlich sinnleer. Sie hat in ihrer Darstellung – wie die Germania – etwas Kriegerisches, was symbolisieren soll, dass man den Nationalstaat verteidigt gegen die Bedrohungen von außen.

Sie hat etwas Martialisches. Nichts Weiches.

Dieses Mütterliche, das ist ja meine Erfindung. Das hat die Figur als solche ja überhaupt nicht. Da gibt es ja die Patrona Bavariae, die Heilige Maria, die als Mutter der Bayern sehr wichtig ist und in Bayern sehr verehrt wird. Meins ist eher eine Verweltlichung der Patrona Bavariae und nicht eine Heiligsprechung der Figur an der Wiesn. Es ist etwas dazwischen, würde ich sagen. Deshalb habe ich mich schon mit der Figur beschäftigt: Wie ist die? Wo liegt ihre Stärke, ihre Kraft? Wo ist ihre Berechtigung? Ihre Emotionalität? Wo sind ihre historischen Bezüge? Was verbinden die Leute mit dem Begriff Bavaria? Ich bin der Meinung, ich bin gerade dabei, sie zu kreieren. Das schafft man aber nicht mit einem Auftritt auf dem Nockherberg. Dazu ist sie zu stark, zu kraftvoll. Ich finde mich da schon auch hinein.

Wie lange brauchen Sie dafür?

Ich habe in diesem Jahr sicher etwas dazu gemacht. Und im nächsten Jahr wieder – wenn ich darf. Meine Figuren entwickeln sich mit der Zeit – und mit mir. Sie wächst mit der Aufgabe.

Haben Sie sich mit der Symbolik der Bavaria und ihrer Bestandteile beschäftigt?

Sie hat ein Bärenfell an – und keinen Lorbeerkranz auf dem Kopf, sondern Eichenlaub. Da sind schon deutsch-nationale Attribute hergenommen worden und weniger aus der griechischen Mythologie. Klenze wollte es ja eigentlich viel schlanker und griechischer. Aber das kam dann anders. Die Bavaria ist in der Wahrnehmung der Menschen nicht sehr präsent, sie ist kein Allgemeingut. Es ist ein Platzhalter, den es zu füllen gilt. Das ist eine Aufgabe. Da bringe ich mich und meinen Charakter voll ein: das Beherzte und Lebensfrohe. Am ehesten vergleichen kann man die Bavaria mit der Freiheitsstatue. Aber die verkörpert eindeutig etwas: Freiheit. So etwas hat die Bavaria nicht. Sie ist martialisch, sie verkörpert die Wehrhaftigkeit Bayerns.

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  • am 09.10.2020 10:14 Uhr / Bewertung:

    Mei, die Kinseher - mit der Bavaria vergleichen???? Die Kinseher ist doch eher mit einem abgestandenen Bier gleich. Da wacht man auf, weil das Bier unangenehm riecht. Drum ist ja die Bavaria so hoch oben angesiedelt. Unerreichbar für alle Sterblichen.