Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder, sein Leben und seine Karriere
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Der Kanzler Gerhard Schröder im Überblick

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Gerhard Schröder wartet auf den Beginn der Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Bundestags zum Pipeline-Projekt Nord Stream 2 im Sitzungssaal.
Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder war von 1998 bis 2005 im Amt. © picture alliance/Kay Nietfeld/dpa

Gerhard Schröder zwischen Politik und Privatleben – Von fünf verschiedenen Ehefrauen bis zu politischen Erfolgen wie Agenda 2010

  • Der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder war von 1998 bis 2005 im Amt.
  • Am bekanntesten ist der Altkanzler wohl für den NATO-Einsatz im Kosovo, den Ausstieg aus der Kernenergie und Agenda 2010.
  • Privat hat Schröder sein Glück sein Leben lang gesucht. Er ist in fünfter Ehe verheiratet und hat drei Adoptivkinder.

Der deutsche Altkanzler Gerhard Schröder wurde am 7. April 1944 in Mossenberg-Wöhren unter dem vollen Namen Gerhard Fritz Kurt Schröder geboren. Er war das zweite Kind des Landarbeiters und späteren Soldaten Fritz Schröder und dessen Ehefrau Gunhild Erika Lauterbach. Seine Schwester Gunhild kam im Jahr 1939 zur Welt, 2017 verstarb sie. Der Vater der Schröder-Geschwister wurde 1940 eingezogen und fiel als Obergefreiter im Zweiten Weltkrieg im Jahr 1944 bei Rückzugsgefechten in Rumänien. Seinen Sohn, der zu dem Zeitpunkt sechs Monate alt war, hatte er nie gesehen. 2001 machte seine Schwester Gunhild das Grab in Ceanu Mare ausfindig. Die Mutter Schröders starb 2012 im Alter von 99 Jahren.

Seine politische Karriere startete Schröder bei der Jugendorganisation der SPD, von 1998 bis 2005 war er der siebte Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. In seiner siebenjährigen Amtszeit beschritt Schröder zum einen den Weg des Kernenergie Ausstiegs und schickte die Bundeswehr im Zuge der NATO-Hilfsaktion in den Kosovo, brachte zum anderen aber auch viele Bürger mit seiner „Agenda 2010“-Reform, die auch die „Hartz-Reform“ genannt wird, und seinen freundschaftlichen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland und Präsident Wladimir Putin, gegen sich auf. Gerhard Schröder ist der einzige noch lebende Altkanzler und noch heute polarisiert er gern mit seiner Meinung.

Gerhard Schröder: Kindheit und politische Anfänge

Seine Kindheit verbringt Gerhard Schröder zunächst in Bexten, was heute Bad Salzuflen ist, wo er die Volksschule besucht. Seine Mutter Gunhild Erika hat Paul Vosseler geheiratet, den Stiefvater ihres verstorbenen Mannes, der sich von Fritz Schröders Mutter scheiden ließ. Mit ihm bekommt die arbeitende Mutter noch drei weitere Kinder.

Die Großfamilie ist auf Sozialhilfe angewiesen und zieht 1957 in eine Zwei-Zimmer-Wohnung in Osterhagen um. Im Nachbarort Talle besucht Schröder weiter die Volksschule und ab 1958 absolviert er eine Lehre als Einzelhandelskaufmann in einem Porzellangeschäft. 1962 bis 1964 holt er per Abendschule die mittlere Reife nach, während er in einer Eisenwarenhandlung arbeitet. Danach holt er seine Hochschulreife am Siegerland-Kolleg in Weidenau nach und von 1965 bis 1966 besucht er das Westfalen-Kolleg in Bielefeld, das er mit dem Abitur abschließt. Direkt danach beginnt er, an der Georg-August-Universität in Göttingen Rechtswissenschaften zu studieren und 1971 legt er das erste juristische Staatsexamen ab. Das zweite Staatsexamen folgt 1976 nach dem Referendariat beim Landgericht Hannover, an dem er auch nach dem Studium als Rechtsanwalt arbeitet. Ab 1978 arbeitet Schröder als selbstständiger Anwalt in Hannover, bis er 1990 die Wahl zum Ministerpräsidenten Niedersachsens gewinnt.

In die Politik ist Schröder aber schon Jahre vorher gegangen. 1963 tritt er im Alter von 19 Jahren den Jungsozialisten bei, der Jugendorganisation der SPD, von denen er im Jahr 1969/70 zum Vorsitzenden in Göttingen gewählt wird. 1977 wird er Mitglied des Vorstandes des SPD-Bezirks Hannover und 1978 übernimmt er den Bundesvorsitz der Jusos. Da er aber bald darauf die Altersgrenze erreicht, muss er das Amt 1980 abgeben und geht in die Mutterpartei der SPD über. Er sorgt dadurch auch dafür, dass sich Jugendpartei und Mutterpartei der SPD mehr annähern und besser zusammenarbeiten. Seit 1979 ist er außerdem schon Mitglied des SPD-Parteirates. Von 1980 bis 1986 sitzt er dann für die SPD im Bundestag, danach wird er in den Parteivorstand aufgenommen und legt das Bundestagsmandat nieder. 1983 wird er außerdem Vorsitzender des SPD-Bezirks Hannover. Den Posten hat er bis 1993 inne. 1986 wird er Mitglied des niedersächsischen Landtages und Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion.

1990 wird Gerhard Schröder dann zum Ministerpräsidenten von Niedersachsen gewählt und gemeinsam mit der Koalition aus SPD und Grünen geht er ein Konzept der Modernisierung der Wirtschaft, der ökologischen Vernunft, der sozialen Gerechtigkeit und kulturellen Vielfalt an. 1994 erlangt die SPD in Niedersachsen eine absolute Mehrheit und Schröder kann weitere vier Jahre als Ministerpräsident regieren – diesmal ohne Koalitionspartner. 1998 sieht die SPD erneut bei den niedersächsischen Landtagswahlen. Noch am Wahlabend des 1. März erklärt SPD-Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering Schröder zum Kanzlerkandidaten der SPD.

Gerhard Schröders Aufstieg zum Bundeskanzler

Am 27. Oktober 1998 wird Gerhard Schröder vom Bundestag zum siebten Bundeskanzler Deutschlands ernannt und sticht damit seinen Wahlgegner, Vorgänger und bereits viermaligen Bundeskanzler Helmut Kohl aus. Er ist der erste Bundeskanzler, der mit einer Mehrheit von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gewählt wird. Das neue Kabinett der rot-grünen Koalition wird am Nachmittag vereidigt; als Vizekanzler und Außenminister wird Joschka Fischer von den Grünen eingesetzt. Als bisher einziger Bundeskanzler schwört Schröder seinen Eid bei Amtsantritt, ohne dabei auch eine religiöse Beteuerung zu leisten und am 2. Mai 2001 zieht er als erster Bundeskanzler in das neue Kanzleramt in Berlin ein.

Innerhalb Deutschlands sorgte die Bundesregierung unter Schröder für einige Reformen. Unter anderem das Steuersystem und das Staatsangehörigkeitsrecht wurden überarbeitet. Die Einführung der Stromsteuer soll ökologischen Zwecken dienen, die Senkung der Körperschaftssteuer für Unternehmen und des Spitzensteuersatzes und die Erhöhung des Grundfreibetrages sollen den Bürgern zugutekommen. Durch das Staatsbürgerschaftsrecht, das sich nach dem Geburtsort richtet, und das Zuwanderungsgesetz sollten fähige IT-Kräfte aus dem Ausland nach Deutschland gelockt werden.

Uneinigkeiten gibt es in der Regierung vor allem zwischen Schröder und Oskar Lafontaine, der zu dem Zeitpunkt Bundesfinanzminister, saarländischer Ministerpräsident und SPD-Vorsitzender ist. Die beiden Politiker haben solch unterschiedliche Ansichten in wirtschaftlichen und finanzpolitischen Angelegenheiten, dass Lafontaine bereits ein Jahr später seine Ämter aufgibt. Den Posten des SPD-Chefs übernimmt nach der nächsten Wahl ebenfalls Schröder, Finanzminister wird Hans Eichel (SPD).

Gerhard Schröder: Besonderheiten seiner Amtszeit

In insgesamt sieben Jahren im Kanzleramt erreicht Gerhard Schröder viel, muss aber auch viele Rückschläge einstecken und polarisiert wie kein Kanzler vor ihm. Auf der einen Seite ist es mitunter sein Verdienst, dass Deutschland bereits im Jahr 1998 den Ausstieg aus der Kernkraftenergie plant. Gemeinsam mit den Chefs der vier mächtigsten Stromkonzerne Deutschlands schließt sich Schröder Ende 1998 für fast zwei Stunden im Kanzleramt in Bonn ein und die Gespräche laufen gut. Das Ziel: In 20 Jahren soll Deutschland komplett aus der Atomkraft ausgestiegen sein. Damals gibt sich der Kanzler bescheiden und hält sich mit großen Versprechungen an die Bürger zurück. Allerdings bereitet er an diesem Tag bereits den Weg für seine erste historische Reform, die den Weg für den Ausstieg aus der Kernkraft und hin zu erneuerbaren Energien ebnet.

Bereits kurz nach seinem Amtsantritt steht Schröder vor der Herausforderung des Bürgerkrieges auf dem Balkan. Im Kosovo werden Menschen getötet, vertrieben und verfolgt und Deutschland beteiligt sich an der NATO-Aktion zu Rettung und Friedenbringung in das zerrüttete Land. Es ist seit dem Zweiten Weltkrieg der erste Einsatz der deutschen Truppen in einem bewaffneten Konflikt. Der Einsatz des amerikanischen Militärs im Irak passiert in Schröders zweiter Amtszeit, allerdings schickt der Kanzler dort keine deutschen Truppen hin, wofür ihm die Politik noch heute dankbar ist. Die Terrorbekämpfung und den Wiederaufbau in Afghanistan unterstützt er allerdings; die Anschläge des 9. Septembers 2001 auf das World Trade Center in New York betrachtet er als Angriff auf das freiheitliche Lebensmodell Deutschland und Europas. Seiner Meinung nach muss die Demokratie gegen den internationalen Terrorismus zusammenstehen.

Eine weitere politische Amtshandlung, für die Schröder noch immer bekannt ist, ist sein Bestreben nach der Durchführung des Reformprogramms der sogenannten „Agenda 2010“, die auch als die „Hartz-Reform“ bekannt ist. Da die Anzahl der Arbeitslosen am Anfang der 2000er-Jahre in horrende Höhen steigt und die Ausgaben für Arbeitslosengeld vom Staat nicht mehr bewältigt werden können, will Schröder Veränderungen herbeiführen. Zum einen soll die Betreuung der Arbeitslosen verbessert werden, zum anderen sollen diese nur noch ein Jahr lang Arbeitslosengeld erhalten, um sich motivierter um eine neue Arbeitsstelle zu bemühen. Die Arbeitsmarktpolitik Schröders ist heftig umstritten, die SPD verliert mehrere Landtagswahlen hintereinander und Schröder zieht schließlich die Bundestagswahlen ein Jahr vor. Am 18. September 2005 muss er im Zuge dieser das Kanzleramt an seine Nachfolgerin Angela Merkel abtreten.

Die Nachwirkungen der „Agenda 2010“ spürt die SPD noch heute und die Funktionäre sind sich sicher, dass es diese Reform war, die zum aktuellen Niedergang der SPD geführt habe. Schröder ist allerdings noch immer der Meinung, dass sich die SPD nicht durch diese Politik bei den Wählern unbeliebt gemacht habe, sondern durch mangelnde Standhaftigkeit bei der Reform.

Auch die Tatsache, dass Schröder seit Jahren in russische Ölgeschäfte und -konzerne involviert ist und eine Freundschaft mit Russlands Präsident Wladimir Putin pflegt, während in der Ukraine deutsche Soldaten der Bundeswehr von russischen Separatisten festgehalten werden, ist der Politik und auch der Öffentlichkeit ein permanenter Dorn im Auge.

Gerhard Schröders Beziehung zur eigenen Partei

Die Beziehungen zu seiner eigenen Partei der SPD waren durch einige dieser Handlungen und Skandale nicht immer leicht, denn Gerhard Schröder polarisiert – auch in seiner eigenen Partei. 1993 wird bekannt, dass Schröder einen Rüstungsauftrag Taiwans an norddeutschen Werften befürwortet – seine Partei steht allerdings öffentlich dagegen.

Im selben Jahr bewirbt sich Schröder für den Posten des Partei-Chef, wird allerdings vom rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Rudolf Scharping ausgestochen. 1994 setzt Schröder noch als Ministerpräsident von Niedersachsen ein extremes Sparprogramm durch, das der hohen Verschuldung des Bundeslandes entgegenwirken soll, allerdings Schulen und Polizei auf den Plan ruft und Unmengen an Kritik erntet – auch von der eigenen Partei.

Im August 1995 entzieht Partei-Chef Scharping dem Politiker schließlich das Amt des wirtschaftspolitischen Parteisprechers, weil Schröder sich öffentlich über ihn auslässt und die SPD-Spitze kritisiert, der er vorwirft, nur noch auf moderne Wirtschaftspolitik aus zu sein. Die Kanzlerkandidatur Scharpings und dessen Führungsqualitäten zweifelt Schröder ebenfalls öffentlich an.

Nachdem Oskar Lafontaine im November des gleichen Jahres zum neuen Parteivorsitzenden gewählt wird, setzt er Schröder als wirtschaftspolitischen Sprecher der Partei wieder ein. 1997 stößt dieser aber erneut auf starken Gegenwind, dieses Mal von der SPD-Linken. Das Vorhaben, härter gegen ausländische Kriminelle vorzugehen, und sein Plan einer langfristigen Grundrente werden innerparteilich stark kritisiert.

Gerhard Schröder: Familie und Privatleben

Privat glaubte Gerhard Schröder einige Male, endgültig sein Glück gefunden zu haben. Ganze fünf Mal trat er vor den Traualtar, ließ sich bisher aber auch schon vier Mal wieder scheiden. 1968 gab er zunächst Eva Schubach das Ja-Wort. Die Ehe hielt allerdings nur bis 1972, dann wurde sie geschieden. Noch im selben Jahr heiratete Schröder Anne Taschenmacher, mit der er zwölf Jahre verheiratet war. 1984 wurde aber auch diese Ehe geschieden und ebenfalls 1984 heiratete der Politiker wieder neu, dieses Mal seine dritte Frau Hiltrud Schwetje. Mit dieser war er 13 Jahre verheiratet, bevor er 1997 nur drei Wochen nach der Scheidung mit der Journalistin Doris Köpf vor den Traualtar trat.

Mit Köpf gründete Schröder sogar eine Familie und adoptierte deren Tochter Klara, die Köpf 1991 mit dem Journalisten Sven Kuntze bekommen hatte. Das Paar adoptierte außerdem 2004 und 2006 die Kinder Viktoria und Gregor aus Russland und lebte lange Zeit als fünfköpfige Familie in Hannover in einem Reihenhaus, bevor es in eine Villa im Stadtteil Waldhausen umzog. Nach 17 Ehejahren trennte sich das Paar 2016. Die Scheidung folgte im April 2018 und im Mai 2018 heiratete Schröder die südkoreanische Wirtschaftsexpertin Kim So-yeon in Seoul.

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