Ruth Drexel: Stiller Tod mit 78 Jahren
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Ruth Drexel: Stiller Tod mit 78 Jahren

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Ruth Drexel wurde an der Seite von Ottfried Fischer in der Bulle von Tölz bundesweit bekannt.
Ruth Drexel wurde an der Seite von Ottfried Fischer in der Bulle von Tölz bundesweit bekannt. © dpa

Feldkirchen - Ihre bekannteste Rolle: die "Maaama" des Bullen von Tölz. Doch auch alle großen Bühnen der deutschen Theaterlandschaft bereicherte sie mit ihrem Talent. Jetzt ist Ruth Drexels letzter Vorhang gefallen. Sie starb mit 78 Jahren.

G’standn. Das war immer das erste, was einem zu Ruth Drexel einfiel: ein g’standnes Weibsbild. So eine schmeißt den Laden, so eine lässt sich nichts vormachen, so eine nimmt kein Blatt vor den Mund, so eine läst sich nicht unterbuttern – erst recht nicht von den Männern. Kernig, resolut, echt und bayerisch. Doch im März 2007 wurde Ruth Drexel schwer krank, in ihrem Zuhause in Feldkirchen wurde sie von ihren beiden Töchtern gepflegt. Doch es wäre nicht Drexel gewesen, wenn sie sich nicht wieder aufgerappelt hätte.

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Im darauffolgenden Herbst war die Schauspielerin wieder fit genug, um weitere Folgen für die Sat1-Serie "Der Bulle von Tölz" zu drehen. Im August 2008 stand sie mit Ottfried Fischer sogar am spanischen Ballermann vor der Kamera. Denn nicht nur Kollege Fischer fand: "Ohne Ruth Drexel, ohne Resi Berghammer, ist das, was den Bullen von Tölz wesentlich ausgemacht hat, nicht mehr da." Doch jetzt war die Krankheit stärker als die g´standne Ruth. Sie starb mit 78 Jahren, völlig abgeschieden von der Öffentlichkeit. Sie wurde im engsten Familienkreis auf dem Friedhof in Feldkirchen beerdigt.

In Erinnerung bleibt nicht nur die resolute Resi. Sie war eine sensible, hoch intelligente und hoch gebildete Küstlerin, die ihren Texten und Rollen Tiefe abgewinnen konnte. Die auch im Fernsehen, das ja doch eigentlich immer zum Verflachen neigt, noch die Widerhaken und Widersprühe ihrer Figuren aufspürte, die Eitelkeiten und Verletzlichkeiten.

Schon der Entschluss zum Theaterberuf war ein Akt von Trotzköfigkeit des Mädchens, das in Trostberg im Chiemgau aufgewachsen ist. Ohne die Erlaubnis der Mutter einzuholen, sprach sie nach dem Abitur bei der renommierten Münchner Otto-Falckenberg-Schule vor und wurde Schauspielerin – und danach prompt 1953 an die Münchner Kammerspiele engagiert. Das Tingeln durch die Provinz-Stationen blieb ihr erspart; eine mit ihrem Talent wurde in Berlin (an der damals legendäen Schaubüne am Halleschen Ufer), in Wuppertal, Stuttgart, Darmstadt und Düsseldorf immer an erste Häuser engagiert.

Zusammen mit ihrem Lebensgefährten, dem Schauspieler Hans Brenner (ihre erste Ehe mit Michael Adami war geschieden worden) hatte sie eine eigene Schauspieltruppe gegründet – und zusammen mit Brenner fasste sie ab 1975 am Bayerischen Staatsschauspiel Fuß. Hier bewies sie sich nicht nur in zahlreichen Rollen und erarbeitete mit großen Regisseuren wie Schweikart, Minks oder Giesing wichtige, durchaus auch ernste Rollen von Brecht bis Kipphardt; unvergessen sind ihre Valentin-Abende mit Hans Brenner im Marstall. 1981 sorgte sie für Aufsehen, als sie – als erste Frau überhaupt auf einer großen Münchner Bühne – im Residenztheater mit Nestroys Talisman eine eigene Inszenierung vorstellte. Dafür bekam sie damals ihren ersten tz-Rosenstrauß.

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Das Inszenieren wurde zu ihrem zweiten Standbein – und dann war es eigentlich nur konsequent, dass sie als Hausherrin das erst kurz zuvor gegründete, aber glücklos dahindümpelnde Münchner Volkstheater übernahm. Mit der ihr eigenen Zähigkeit zeigte sie den Münchnern, dass das Volk nicht tümlich sein musste und dass Volkstheater und Intelligenz keine Widersprüche sein müssen – ein Erbe, auf dem ihr Nachfolger Christian Stückl noch heute aufbauen kann. Als sie nach zehn Jahren ging (und dann nochmal für zwei Jahre als Retterin in der Not wiedergekommen war, nachdem Hanns-Christian Müller das Theater vor die Wand gefahren hatte), da war sie für München schlicht die „Mutter Courage des Volkstheaters“. Und konnte sich fortan ganz ihrer dritten Karriere widmen – als Assoluta unter den bayerischen Fernsehstars.

Was war es, das den ganz besonderen Charakter der Kunst von Ruth Drexel ausgemacht hat? Als „beliebte Volksschauspielerin“, wie hoch auch immer dieser Beliebtheitsgrad war, wäre sie weit unter Wert genannt. Ruth Drexel war der perfekte Dreiklang aus hohen, virtuos beherrschten künstlerischen Mitteln, volksverbundener Aura und absoluter persönlicher Glaubwürdigkeit. So schlitzohrig viele ihrer Rollen auch waren – bei ihrem Publikum, als Künstlerin, hat Ruth Drexel immer bar bezahlt.

Rolf May

Kein "Bulle von Tölz" ohne Ruth Drexel

Die Krimiserie “Der Bulle von Tölz“ wird nach dem Tod der Schauspielerin Ruth Drexel voraussichtlich eingestellt. “Ich gehe davon aus, dass wir nicht weiter drehen“, sagte Sat.1-Sprecherin Diana Schardt am Mittwoch. “Sat.1 kann sich einen Bullen von Tölz ohne Resi Berghammer nur schwer vorstellen.“ Drexel hatte in der Serie seit 1995 die resolute Mutter des von Ottfried Fischer verkörperten Kommissars Benno Berghammer gespielt.

AP

Quelle: tz

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