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ZDF-Thriller: "Mein Mörder kommt zurück"

Vera Grote ist keine Berühmtheit, und das findet die junge Frau auch ganz gut so. Aber eines Tages entdeckt sie, dass jemand ihr eine ganze Internetseite gewidmet hat. Ein Schock. Sie sieht im Netz ihr Foto, und darunter steht: "Wir suchen unsere alte Freundin Tanja Siebert. Belohnung für den todsicheren Tipp: 50 000 Euro".

Vera lebt in einem kleinen Ort. Sie hat Mann und Sohn. Sie hat ein schönes Haus in einem Mittelschichtsghetto. Sie hat einen Job und nette Nachbarn. Und sie hat eine Vergangenheit, von der niemand etwas wissen darf.

Es ist also ein klassisches Thriller-Sujet, das der ZDF-Montagsfilm "Mein Mörder kommt zurück" da benutzt. Das Spiel mit abgelegten und angenommenen Identitäten, ein Leben in permanenter Angst, die klaustrophobische Enge einer vermeintlich wasserdicht konstruierten Existenz, die ganze Konstellation ist wie gemalt fürs Hochspannungsgenre.

Bereits im vergangenen Jahr war auf demselben Sendeplatz in Martin Eiglers beklemmendem Drama "Allein gegen die Angst" eine ganze Familie zu besichtigen, die sich in einem einsamen Haus am Meer ihrer Entdeckung entgegen quälte.

Die Protagonistin von "Mein Mörder kommt zurück" ist dagegen mit ihren Ängsten und Zweifeln allein, von ihrem polizeilich geprüften Psychotherapeuten mal abgesehen. Norbert Eberlein (Buch) und Andreas Senn (Regie) ist hier nicht nur ein äußerst spannender Schocker gelungen, sondern auch das weitgehend glaubwürdige Porträt einer Frau, die an einem ganz speziellen Leiden zugrunde zu gehen droht: an einem Mangel an Vertrauen.

Nicht einmal mit ihrem Mann (Matthias Koeberlin) kann sie ihre Furcht teilen. Weil Vera ihn immer über ihr Vorleben belogen hat, rechnet sie nun auch immer mehr damit, von ihm belogen zu werden. Erst glaubt sie, er würde sie mit einer anderen betrügen, später vermutet sie sogar, er hätte sie ans Messer geliefert. Weil die Geschichte konsequent aus Veras Perspektive erzählt wird, erscheinen ihre Ängste, Mutmaßungen und Handlungen für den Zuschauer nie so unverständlich, wie sie auf ihre nicht eingeweihte Umwelt zwangsläufig wirken müssen.

Katharina Wackernagel spielt die Hauptrolle, und sie zeichnet Vera nicht als besinnungslose Hysterikerin. Es gelingt ihr auf wunderbare Weise, diese Figur präzise immer dort abzufangen, wo der natürliche Fluchtreflex aufhört und der Verfolgungswahn beginnt.

Angesichts dessen ist es fast schon schade, dass der Mann mit dem Schalldämpfer dann doch noch seinen großen konventionellen Auftritt hat. Geradezu ärgerlich wird es allerdings erst danach, wenn der ansonsten überaus stilsichere Film in den letzten fünf Minuten urplötzlich seine Tonart wechselt. Dann verabschieden sich Logik und Plausibilität in affenartiger Geschwindigkeit.

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