Kanzler-Frage - SPD-Politiker schießt gegen Scholz: „Pistorius ist unsere Nummer eins“
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„Pistorius ist ganz klar unsere Nummer eins“: Kanzler Scholz bekommt Druck aus eigener Partei

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Olaf Scholz (l.) im Gespräch mit Boris Pistorius
Du oder ich? Muss Olaf Scholz (l.) seinem Verteidigungsminister Boris Pistorius bei der SPD-Kanzlerkandidaten-Kür den Vortritt lassen? © IMAGO / Steinbrenner

Die SPD vertraut offenbar auch 2025 Olaf Scholz als Kanzlerkandidat. In der Basis soll es aber einen anderen Favoriten geben.

Berlin – Friedrich Merz als Kanzlerkandidat der Union bei der Bundestagswahl 2025? Wäre Olaf Scholz nur recht. Das gab der SPD-Kanzler zuletzt öffentlich zu. Und wollte seine Beweggründe lieber für sich behalten. Womöglich schätzt er die Chancen auf Fehltritte im Wahlkampf beim zuweilen aufbrausend auftretenden und stets etwas oberlehrerhaft daherkommenden CDU-Chef größer ein als etwa bei Hendrik Wüst, Daniel Günther oder sogar beim omnipräsenten CSU-Frontmann Markus Söder.

Dann doch lieber Merz, der spätestens seit seiner Bestätigung als Vorsitzender auf dem CDU-Parteitag klar auf der Pole Position zu stehen scheint. So denkt Scholz rund 16 Monate, bevor die Bürger bundesweit an die Wahlurnen gebeten werden.

Video: Diskussionen über Haushalt 2025 und neue Sozialleistungen

Bundestagswahl 2025: Wird Scholz wieder Kanzlerkandidat der SPD?

Ob Merz andersherum ebenso fühlt? Die Scholz-SPD liegt in Umfragen jedenfalls deutlich hinter CDU und CSU, die allen Mitbewerbern um die Plätze im Bundestag zusammen weit enteilt sind. Aktuell würden die Sozialdemokraten im Vergleich mit dem 2021er Ergebnis bis zu zehn Prozent verlieren.

Dennoch scheint an Scholz, der auch im Europawahlkampf sehr präsent ist, niemand rütteln zu wollen. Die Spitze um die Vorsitzenden Saskia Esken und Lars Klingbeil will trotz der historisch schlechten Umfragewerte des Regierungschefs am 65-Jährigen festhalten. Anders als beim letzten Mal soll die Kür zum offiziellen Kanzlerkandidaten allerdings erst wenige Wochen vor der Wahl stattfinden.

Und bis dahin fließt ja noch eine Menge Wasser die Spree hinab und damit an Reichstagsgebäude und Kanzleramt vorbei. Was auch heißt: Der Wind kann sich auch innerhalb der SPD noch drehen und letztlich den seit Monaten mit weitem Abstand beliebtesten Spitzenpolitiker Deutschlands an die Spitze katapultieren. Immerhin gilt Boris Pistorius als einziger Gewinner unter den Ministern der Ampel-Regierung.

Boris Pistorius spricht vor einem Bundeswehr-Plakat in ein Mikrofon
Unter besonderer Beobachtung: Boris Pistorius überzeugt die SPD-Basis offenbar mit seiner Arbeit als Verteidigungsminister. © IMAGO / Panama Pictures

Pistorius als Kanzlerkandidat? „An der SPD-Basis ganz klar die Nummer eins“

Mit Heiko Wittig fordert bereits ein Landespolitiker ein Umdenken zugunsten des Scholz-Vertrauten. „Sehr viele an der SPD-Basis sagen: Pistorius ist ganz klar unsere Nummer eins“, behauptet der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag Nordsachsen im Tagesspiegel (Artikel hinter einer Bezahlschranke): „Wenn Pistorius als Kanzlerkandidat gegen Friedrich Merz antreten würde, wäre der 15-Prozentpunkte-Vorsprung der Union ganz schnell geschmolzen.“

Beim Kanzler sehe das ganz anders aus: „Alle Menschen, mit denen ich rede, kritisieren: Scholz ist zu ruhig. Der Kanzler hat die Richtlinienkompetenz, aber Scholz nimmt sie nicht wahr. Er hat sich bis heute nicht einmal sichtbar durchgesetzt.“

Dagegen ist es dem noch nicht einmal anderthalb Jahre amtierenden Verteidigungsminister gelungen, sein Profil rasant zu schärfen. „Boris Pistorius spricht eine klare Sprache, die jeder versteht. Die Menschen mögen, dass er durchaus hart auftritt“, lobt Wittig: „Er war ja schon ein guter und starker Innenminister in Niedersachsen. Er macht klare Ansagen, er ist draußen, redet mit den Menschen, kümmert sich.“

K-Frage in der SPD: „Die Menschen sind begeistert von Pistorius“

Die unruhigen Zeiten angesichts des Ukraine-Kriegs und des eskalierten Nahost-Konflikts werden bei Pistorius‘ Popularität wohl auch eine Rolle spielen. Für seine Vorgänger war es ungleich schwerer, im Zusammenspiel mit der Bundeswehr für Begeisterungsstürme zu sorgen. Der Nachrücker und Nachfolger von Christine Lambrecht hingegen mischt längst mit bei der K-Frage der SPD.

Was Wittig dem Parteifreund auch hoch anrechnet: „Pistorius hat noch nie an seinem Stuhl geklebt. Die Menschen sind begeistert von ihm.“ Somit weckt der 64-Jährige bei ihm die Hoffnung auf eine Trendwende in den Sonntagsfragen und ein sozialdemokratisches Happy End zum Ausklang von vier Jahren Ampel.

„Mit einem Kanzlerkandidaten Pistorius sowie mit der längst überfälligen Umsetzung einiger guter Ideen wie etwa Bezahlkarten für Asylbewerber oder Überarbeitung des Bürgergeldes hat die SPD beste Chancen, die Bundestagswahl 2025 zu gewinnen“, glaubt er. Es wären Themenfelder, mit denen die Union die Regierung seit Monaten vor sich hertreibt. Und damit nicht zuletzt Oppositionsführer Merz den Kanzler. (mg)

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