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Nocken-Paule ist gestorben

Nachruf: Paul Rosche

Der Ruf der Bayerischen Motorenwerke wäre ohne ihn kaum denkbar gewesen. Heute erreicht uns die Nachricht, dass der Ingenieur Paul Rosche im Alter von 82 Jahren verstorben ist. Er prägte die BMW-DNS wie kaum ein anderer

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Von
  • Christian Lorenz

Der Ruf der Bayerischen Motorenwerke wäre ohne ihn kaum denkbar gewesen. Heute erreicht uns die Nachricht, dass der Ingenieur Paul Rosche im Alter von 82 Jahren verstorben ist. Er prägte die BMW-DNS wie kaum ein anderer, denn schließlich war und ist der Markenkern ein hervorragender Motor. „Nocken-Paule“, wie er wegen seines Faibles für eine akribisch akkurate Nockenwellenvermessung mit viel Sympathie genannt wurde, steht auch zusammen mit Jochen Neerpasch stellvertretend für die M GmbH, den motorsportlichen Erfolg von BMW insgesamt.

Schon kurz nach seinem Eintritt bei BMW im November 1957 fiel der damals frisch vom Polytechnikum kommende Rosche dem BMW-Entwicklungschef Alexander von Falkenhausen auf. Er war so vom Talent des jungen Mannes überzeugt, dass er ihm bereits nach kurzer Zeit die gesamte Nockenwellen-Konstruktion unterstellte. Damals erhielt Rosche auch seinen Spitznamen.

Wie groß der Einfluss Rosches am späteren Erfolg von BMW war, zeigt sich daran, dass er zusammen mit von Falkenhausen maßgeblich den 4-Zylinder-ohc-Motor des BMW 1500 konstruierte. Das war die berühmte „Neue Klasse“, der Mittelwagen, ohne dessen Erfolg es BMW nach komplett falscher Modellpolitik und eklatantem Managementversagen nach dem Krieg, heute nicht geben würde. Mit diesem Auto stieg BMW auch wieder in den Tourenwagensport ein. Rosche faszinierte der Motorsport und er engagierte sich, ermuntert und gefördert von seinem ebenso motorsportverrückten Chef Alexander von Falkenhausen, mehr in der Freizeit und unter der Hand für die frühen BMW-Tourenwagen. Das Werk selbst hatte dafür noch gar keine Strukturen entwickelt.

Als sich BMW dann Mitte der 1960er-Jahre ernsthaft für den Motorsport engagieren wollte, war Rosche Mann der ersten Stunde in der Motorsportabteilung. Als sich BMW 1970 anlässlich des Todes von Gerhard Mitter aus dem Motorsport zurückzog und Alpina mit sämtlichen Motorsportaktivitäten beauftragte, machten Rosche und Falkenhausen inoffziell weiter mit der Entwicklung von Rennmotoren. Ab 1973 errang March in der Formel 2 mit Rosches Motoren zahlreiche Siege.

Mit dem Ruhestand Alexander von Falkenhausens übernahm Rosche 1975 zusammen mit Jochen Neerpasch die Leitung der BMW Motorsport GmbH. 1980 war Rosche die treibende Kraft hinter dem Formel-1-Einsatz von BMW bei Brabham, der mit dem Fahrerweltmeistertitel von Nelson Piquet gekrönt wurde. Der Motorblock des Turbomotors, der im Qualifikationstrimm über 1000 PS leisten konnte, stammte übrigens aus einem BMW 1500. Rosche benutzte bewusst gebrauchte Motorblöcke aus ehemaligen Kundenfahrzeugen, da er bei diesen bereits über 100.000 km gelaufenen Motoren, eine größere Hitzeresistenz vermutete. Bei jüngeren Motorblöcken fürchtete er Haarrisse durch Spannungen.

Auch ein anderer riesiger Erfolg für Rosche und BMW basierte auf dem Motor des BMW 1500: Der 16-Ventiler des ersten M3 von 1986 basierte ebenfalls auf dem 4-Zylinder der „Neuen Klasse“. Er wurde zum erfolgreichsten Renntourenwagen aller Zeiten. 1999 ging Rosche nach einer beispiellosen Tourenwagen-Erfolgsstory, Le-Mans-Siegen und einem Formel-1-Fahrerweltmeister mit seinen Motorenwerken mit 65 Jahren in den Ruhestand. (mfz)