Angelo Badalamenti bei einer Gala im Jahr 2015.

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Das Wesen der musikalischen Inspiration bleibt doch ein ewiges Rätsel, wohl auch für die Großen der Zunft selbst. Da saß also Tonsetzer Angelo Badalamenti an seinem Fender Rhodes und ließ sich von Regisseur David Lynch schildern, welche Stimmung zu vertonen wäre. Es ging um einen dunkeln Wald, sagte Lynch, den Winde durchstreiften und auf den der Mond herabblickte.

Während Lynch erzählte, legte Badalamenti seinen Vorschlag spontan in düsteres Moll und würzte die Harmonie mit einer pochenden Bassfigur. Ein paar sentimentale Töne weiter, die einem traurigen Mädchen zugedacht waren, meinte Lynch: perfekt, bitte nichts ändern. Fertig war Laura Palmers Thema aus der rätselhaften Serie Twin Peaks. Man kannte einander: Als Stammkomponist von Lynch hat der 1937 in New York geborene Badalamenti für Filmklassiker wie Blue Velvet teils Symphonisches oder zu Mulholland Drive bedrohlich Tiefschwarzes beigesteuert. Badalamenti verstand es, die Atmosphäre einer Szene entscheidend zu verdichten.

In Mulholland Drive war er auch als Mafiaboss Castigliane zu sehen. Dass er in Blue Velvet als Barpianist auftrat, war aber logischer. Das Klavier war sein Instrument und Quelle von Ideen, die er auch als Produzent etwa mit David Bowie und Nina Simone verwirklichte. Angelo Badalamenti ist am Sonntag 85-jährig gestorben.(Ljubisa Tosic, 13.12.2022)

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