Vitos Herborn: Psychische Folgen von Cannabiskonsum
 

Vitos Herborn: Psychische Folgen von Cannabiskonsum

aus Gesundheit

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Kiffen ist teilweise erlaubt. Aber was sagt ein Kinder- und Jugendpsychiater zu den gesundheitlichen Folgen? (Symbolbild)
© Tim Würz

Welche Auswirkungen hat Cannabiskonsum auf Jugendliche? Wie hoch ist das Risiko einer Psychose? Und was ist mit dem Heißhunger? Antworten gibt der Klinikdirektor der Vitos Herborn.

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Herborn. Cannabis ist teillegalisiert. Das macht nicht alle glücklich. Manche mögen den Geruch nicht, manche halten Cannabis für eine Einstiegsdroge für härtere Betäubungsmittel und manche haben Angst vor psychischen Folgen – vor allem bei jungen Konsumenten.

Jugendliche mit einer Psychose haben laut Psychiater oft Cannabis konsumiert

„Wir wissen, dass die Pubertät eine große ‚Hirnumbauphase‘ ist“, sagt Dr. Christoph Andreis. Er ist Direktor der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit in Herborn. Er macht auf das gesteigerte Risiko der Entwicklung von Psychosen durch Cannabiskonsum aufmerksam – vor allem in der Pubertät. Sie sei eine „eine ganz vulnerable Phase hinsichtlich allem, was auf das Gehirn einwirkt“.

„Bei allen Menschen, die eine Psychose entwickeln, ist die Quote derer, die vorher Cannabis konsumiert haben, sehr hoch“, sagt Andreis. Umgekehrt sei es aber nicht so, dass alle, die Cannabis konsumieren, eine Psychose erleiden.

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Jeder Mensch habe eine gewisse Prädisposition, also eine Veranlagung, wie schnell er eine Psychose bekommen kann. Diese Veranlagung sei bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt und nicht im Vorfeld durch beispielsweise einen Test zu erheben. Hat jemand nun eine Veranlagung und kifft zusätzlich, so herrsche bei der Person ein „deutlich erhöhtes Risiko“.

Das Risiko sei nochmals höher, „wenn dann Stress oder anderweitig seelische Belastung hinzukommen“, so Andreis.

Bei Dauerkonsumenten droht Risiko des amotivationalen Syndroms: Keinen Tritt ins Leben bekommen

Fast das größere Problem in den Augen des Psychiaters ist, „dass bei Dauerkonsum zudem das Risiko des sogenannten amotivationalen Syndroms besteht“. Der Name des Syndroms erklärt sich selbst. Es sorgt laut Andreis dafür, „dass ich ganz einfach auf lange Sicht Antrieb und Motivation verliere“.

Das bedeute in der Konsequenz auch, im Leben nicht mithalten zu können. Andreis spricht von dem „Risiko, dass ich dann nicht so richtig Tritt ins Leben bekomme; den Schulabschluss vielleicht mit Ach und Krach noch hinbekomme, aber dass mir zum Beispiel der Übertritt ins Berufsleben, an die Uni oder in die Ausbildung dann nicht mehr gelingt“.

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„Fressflashs“ bei Cannabiskonsum bedeuten fehlende Sättigung, obwohl Körper nichts fehlt

Die „massiven Heißhungerattacken“, das gesteigerte Hungergefühl, vergleicht er mit bestimmten Medikamenten, bei denen als Nebenwirkung der Appetit gesteigert ist – als Austritt eines veränderten Sättigungsgefühls.

Der Konsument brauche da keinesfalls mehr Nährstoffe, sondern isst ohne Bedarf mehr. „Ich habe Hunger und ich esse, bis ich satt bin, nur ich brauche mehr, um ein Sättigungsgefühl zu erzeugen“, erklärt der Klinikleiter.