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Philipp Lienhart vom SC Freiburg im Interview: "Bei Zidane musste ich erst mal schlucken"

Andreas Morbach

Update 20/05/2022 um 12:41 GMT+2 Uhr

Philipp Lienhart zählt beim SC Freiburg zu den absoluten Leistungsträgern. Im exklusiven Interview mit Eurosport wirft der österreichische Nationalspieler einen Blick auf das anstehende DFB-Pokalfinale gegen RB Leipzig. Gleichzeitig spricht er über die wachsende Verantwortung, die nach dem Abgang von Abwehrkollege Nico Schlotterbeck zu Borussia Dortmund auf seinen Schultern lastet.

Philipp Lienhart

Fotocredit: Getty Images

Mit 18 Jahren ging für Lienhart ein Traum in Erfüllung. Im Sommer 2014 klopfte beim Österreicher Real Madrid an und lotste den talentierten Abwehrspieler zunächst leihweise von Rapid Wien in seinen Nachwuchs.
Dort empfahl sich der heutige Freiburger für eine fixe Verpflichtung, die ein Jahr nach seiner Ankunft in der spanischen Hauptstadt vollzogen wurde. Während seiner Zeit bei den Königlichen, kam der Österreicher mit den Granden des Sports in Berührung und wurde von Startrainer Zinédine Zidane trainiert.
Ein Umstand, der Lienhart nachhaltig prägen sollte. Noch heute liebäugelt er mit einer Rückkehr in das Land, welches er vor nunmehr fünf Jahren Richtung Freiburg verlassen hat. "Spanien würde mich schon noch mal reizen", erklärt er im Eurosport-Interview.
Doch zurzeit beschäftigt ihn das anstehende Pokalfinale gegen RB Leipzig und die einmalige Chance, mit den Breisgauern Geschichte zu schreiben.
Herr Lienhart, nach dem letzten Punktspiel in Leverkusen kündigte Ihr Trainer Christian Streich an, die Vorbereitung auf das Pokalfinale so anzugehen wie bei einer Bundesligapartie. Wie fühlte sich das in der Realität dann an?
Philipp Lienhart: Wir haben tatsächlich dasselbe Trainingsprogramm absolviert wie sonst. Aber natürlich merkt man, dass diesmal etwas anders ist und etwas Besonderes vor uns steht. Schließlich spielen wir ein Pokalfinale.
Was fällt Ihnen spontan ein, wenn Sie den Namen des Finalgegners RB Leipzig hören?
Lienhart: Ich denke an gute Spieler, an hohes Tempo, an eine große Qualität in der Spielanlage.
Die Partie Freiburg gegen Leipzig ist für viele auch ein Duell der Gegensätze. Plakativ ausgedrückt: Da trifft Kollektiv auf Kohle. Können Sie mit diesen Klischees etwas anfangen?
Lienhart: Leipzig spielt seit einigen Jahren sehr erfolgreich, in der Bundesliga und auch international. Natürlich hat der Klub wirtschaftlich sehr große Möglichkeiten. Aber man muss sagen, dass die Leipziger es in den letzten Jahren einfach gut gemacht haben. Eben auch besser als einige andere Vereine.
Und der SC Freiburg?
Lienhart: Bei uns ist es so, dass wir tatsächlich sehr stark vom Kollektiv leben. Das zeichnet den ganzen Verein und die Art und Weise, wie wir als Mannschaft auftreten, aus.
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Freiburg will die Saison mit dem Pokaltriumph krönen

Fotocredit: Getty Images

Seit dem vergangenen Herbst lebt auch der SC Freiburg diesen Stil in einem neuen, größeren Stadion aus.
Lienhart: Das alte Stadion war sehr gemütlich. Aber auch unser Verein muss sich weiterentwickeln und versuchen, neue Möglichkeiten und weitere Geldquellen zu erschließen.
Vor einem Jahr haben Sie Ihren Vertrag beim Sport-Club bis 2024 verlängert. Wie groß ist für Sie der Wohlfühlfaktor in der Stadt, im Verein – auch im Vergleich zu Ihrer Zeit bei Real Madrid?
Lienhart: Dieser Wohlfühlfaktor ist in Freiburg auf jeden Fall vorhanden. Das Vertrauen seitens des Vereins und des Trainers zu spüren, ist natürlich sehr wichtig. Außerdem wohnt meine Freundin, die ich während meiner Zeit bei Real während eines Urlaubs in Wien kennengelernt habe, bei mir. Auch das ist sehr schön. Es ist aber nicht so, dass ich mich in Madrid nicht wohlgefühlt hätte. Ich bin da sehr anpassungsfähig.
Sie sind mit knapp 18 Jahren von der zweiten Mannschaft Rapid Wiens in die Nachwuchsabteilung von Real Madrid gewechselt. Wie haben Sie dort gelebt?
Lienhart: Zu Beginn habe ich in der Jugendakademie von Real gewohnt, im letzten Jahr hatte ich dann aber meine eigene Wohnung in Madrid. Ich habe auch Spanisch gelernt und war da auf einem ganz guten Niveau. Hier in Deutschland frische ich meine Spanischkenntnisse im Moment nicht regelmäßig auf. Aber ich glaube, ich könnte mich dort immer noch gut verständigen.
Spanien würde mich schon noch mal reizen. Ich mag die spanische Liga einfach.
Prima Voraussetzungen, um irgendwann noch einmal Ihr Glück in La Liga zu versuchen. In den zwei Jahren bei den Profis von Real Madrid blieb es für Sie bei einem Pflichtspieleinsatz, als Einwechselspieler im Pokal.
Lienhart: Spanien würde mich schon noch mal reizen. Ich mag die spanische Liga einfach. Mir gefällt die Art, wie dort Fußball gespielt wird: nicht so sehr auf das Körperliche ausgerichtet, sondern technisch anspruchsvoll, mit viel Ballbesitz. Ich mag die ganze Atmosphäre dort, die Stadien, die Vereine, die Stimmung im Publikum.
Aber Sie wollen sich, sagen Sie, beim Gedanken an eine mögliche Rückkehr nicht unter Stress setzen. Das klingt nach einer gesunden Entspanntheit.
Lienhart: Ich bin schon ein sehr ehrgeiziger Typ. Aber ich will mir eben nicht sagen, dass ich diesen Sprung unbedingt schaffen muss. Ich will auch nicht so denken, dass ich in meiner Karriere immer noch mehr und noch mehr und noch mehr erreichen muss. Wenn ich am Ende 250 oder 300 Spiele in der Bundesliga für Freiburg gemacht habe, kann ich damit auch sehr zufrieden sein.
Am 2. Dezember 2015 haben im Pokalspiel in Cadiz Ihr Debüt bei den Profis der Königlichen gefeiert, als erster Österreicher überhaupt. Was war das für ein Gefühl?
Lienhart: Ich war unglaublich stolz, gar keine Frage. Als erster Spieler deines Landes im Dress eines solch großen Klubs anzutreten, das war schon ein ganz besonderer Moment für mich.
Beim Coaching an der Seitenlinie war er auf jeden Fall meistens sehr ruhig. Ganz anders als Christian Streich.
Und Sie hatten in Ihrer Zeit in Madrid einen Weltstar wie Zinédine Zidane als Trainer.
Lienhart: Natürlich kannte ich ihn von Spielen, die ich im Fernsehen geschaut habe. Als er dann aber wirklich in der Kabine vor mir stand und zur Mannschaft gesprochen hat, musste ich erst mal schlucken. Beim Coaching an der Seitenlinie war er auf jeden Fall meistens sehr ruhig. Ganz anders als Christian Streich (lacht).
Das Pokalfinale in Berlin wird auch das letzte Spiel von Nico Schlotterbeck für Freiburg. Wie war es, neben ihm in der Innenverteidigung zu spielen?
Lienhart: Nico hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt, den Wechsel nach Dortmund hat er sich absolut verdient. Er ist sehr extrovertiert (schmunzelt) und hat der Mannschaft mit seiner ganzen Art überaus gutgetan. Weil er einfach ein lockerer und witziger Typ ist.
Im Gegenzug kehrt Matthias Ginter aus Gladbach in den Breisgau zurück. Bedeutet dieser personelle Wechsel für Sie auch, künftig mehr in eine Führungsrolle schlüpfen zu wollen?
Lienhart: Ich kann mich in allen Bereichen des Defensivspiels noch verbessern. Und ich will lauter werden auf dem Platz. Das habe ich mir für die nächste Saison schon vorgenommen.
Im Juni stehen für Sie in der Nations League die ersten Spiele mit Österreich unter dem neuen Teamchef Ralf Rangnick an. Erhoffen Sie sich nun mehr Einsätze im Nationalteam als in der Vergangenheit?
Lienhart: So eine Veränderung auf der Trainerbank bietet immer neue Möglichkeiten. Vor den Spielen in der Nations League haben wir ja noch ein paar Trainingseinheiten unter dem neuen Trainer. Da gilt es dann, auf sich aufmerksam zu machen - und seine Chance zu nutzen.
Ein paar freie Tage bleiben Ihnen zwischen dem Pokalfinale und den Länderspielen aber schon, oder?
Lienhart: Nach dem Pokalfinale fahren wir erst mal zurück nach Freiburg. Na, und bevor es für mich dann zur österreichischen Nationalmannschaft geht, werde ich mit den Jungs wohl noch eine kleine Tour nach Mallorca machen.
Macht der Trainer diesen Trip denn mit?
Lienhart: (grinst) Ich glaube, diese Tour wird sich Christian Streich ersparen.
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